Ender 4: Enders Kinder
noch.«
»Ja«, sagte Miro. »Ja, das hatte ich vergessen. Ich habe zwei Freunde gehabt.«
»Und Ender«, sagte Val.
»Drei«, sagte Miro. »Und meine Schwester Ela, macht vier. Und Mensch war mein Freund, also wären es fünf.«
»Siehst du? Ich denke, das qualifiziert dich dafür, mir zu zeigen, wie man Freundschaften schließt.«
»Um Freunde zu gewinnen«, sagte Miro, den Tonfall seiner Mutter nachahmend, »muß man ein Freund sein.«
»Miro«, sagte Val, »ich habe Angst.«
»Vor was?«
»Vor dieser Welt, nach der wir suchen. Vor dem, was wir dort finden werden. Vor dem, was mit mir geschehen wird, wenn Ender stirbt. Oder wenn Jane in mich fährt – als mein was, mein inneres Licht, meine Puppenspielerin? Davor, was für ein Gefühl es sein wird, wenn du mich nicht mehr gern hast.«
»Angenommen, ich verspreche, dich gern zu haben, ganz gleich, was geschieht?«
»So etwas kannst du nicht versprechen.«
»Okay, wenn ich aufwache und feststelle, daß du mich würgst oder zu ersticken versuchst, dann werde ich aufhören, dich gern zu haben.«
»Was ist mit ertränken?«
»Nein, unter Wasser kann ich die Augen nicht öffnen, also würde ich nie erfahren, daß du es warst.«
Sie lachten beide.
»In den Videos ist das die Stelle«, sagte Val, »wo der Held und die Heldin lachen und sich dann in den Arm nehmen.«
Janes Stimme unterbrach ihre Zweisamkeit von ihren beiden Computerterminals her. »Tut mir leid, einen solch zärtlichen Augenblick zu unterbrechen, aber wir haben hier eine neue Welt, und es gibt elektromagnetische Botschaften, die zwischen der Planetenoberfläche und künstlichen Objekten im Orbit hin- und hergeschickt werden.«
Sofort wandten sie sich beide ihren Terminals zu und sahen sich die Daten an, mit denen Jane sie überschüttete.
»Dazu bedarf es keiner eingehenden Analyse«, sagte Val. »Die hier wimmelt vor Technologie. Wenn es nicht der Descolada-Planet ist, dann wette ich, sie wissen, wo er sich befindet.«
»Was mir Sorgen bereitet, ist: Haben sie uns entdeckt, und was werden sie deswegen unternehmen? Wenn sie die Technologie besitzen, um Dinge in den Weltraum zu befördern, dann könnten sie auch über die Technologie verfügen, um Dinge aus dem Weltraum zu schießen.«
»Ich halte Ausschau nach sich nähernden Objekten«, sagte Jane.
»Wollen mal sehen«, sagte Val, »ob irgendeine dieser EM-Wellen etwas überträgt, das wie eine Sprache aussieht.«
»Datenströme«, sagte Jane. »Ich analysiere sie schon auf Binärstrukturen. Aber ihr wißt, daß die Dekodierung computerisierter Sprache drei oder vier Dekodierstufen an Stelle der üblichen zwei erfordert und nicht ganz einfach ist.«
»Ich dachte, Binärkodes seien simpler als gesprochene Sprachen«, sagte Miro.
»Das sind sie auch, wenn es sich um Programme und numerische Daten handelt«, sagte Jane. »Aber was, wenn es digitalisierte Bildinformationen sind? Wie lang sind die Zeilen, wenn es sich um eine gerasterte Darstellung handelt? Wieviel bei einer Übertragung ist Vorspann? Wieviel sind Fehlerkorrekturdaten? Wieviel davon ist eine Binärdarstellung einer geschriebenen Darstellung einer gesprochenen Sprache? Was, wenn es darüber hinaus noch zusätzlich verschlüsselt ist, damit es nicht abgehört werden kann? Ich habe keine Ahnung, was für eine Maschine diesen Kode erzeugt, und keine Ahnung, was für eine Maschine ihn empfängt. Obwohl ich einen Großteil meiner Kapazität darauf verwende, an dem Problem zu arbeiten, ist es eine verdammt harte Nuß. Das hier allerdings –«
Auf der ersten Seite der Anzeige erschien ein Diagramm.
»– ich denke, das hier ist die Darstellung eines genetischen Moleküls.«
»Eines genetischen Moleküls?«
»Ähnlich der Descolada«, sagte Jane. »Das heißt, ähnlich hinsichtlich der Art und Weise, wie es sich von irdischen und lusitanischen genetischen Molekülen unterscheidet. Glaubt ihr, daß das eine plausible Entschlüsselung dafür ist?« Übergangslos erschien ein Haufen binärer Ziffern in der Luft über ihren Terminals. Im Nu verwandelten sie sich in Hexadezimalnotation. Dann in ein Rasterbild, das eher einem statischen Rauschen als irgendeiner Art von kohärentem Bild ähnelte.
»So ist es nicht sehr übersichtlich. Aber wenn ich es als einen Satz von Vektorenangaben auffasse, stelle ich fest, daß es mir durchweg Ergebnisse liefert wie dieses.«
Und jetzt erschien Abbildung um Abbildung von genetischen Molekülen auf dem Schirm.
»Warum sollte irgend jemand
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