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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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konnte, wenn Wiggin ihm vertraute und ihn achtete, dass er andernfalls nur ein kleiner Junge sein würde, der zu nichts gut war. Wiggin nahm wahrscheinlich an, dass Bean vorhatte, Ärger zu machen, wenn der Kommandant ihn nicht einsetzte. Und vielleicht hatte er das auch vor, jedenfalls ein wenig.
    Â»Und was willst du?«, fragte Wiggin. »Streicheleinheiten?«
    Sprich es nur aus, mach es deutlich, damit er nicht so tun kann, als hätte er es nicht verstanden. »Ich will einen Zug.«
    Wiggin ging näher zu Bean und schaute auf ihn herab. Bean hielt es allerdings für ein gutes Zeichen, dass Wiggin nicht einfach nur gelacht hatte. »Warum solltest du einen Zug bekommen?«
    Â»Weil ich weiß, was ich damit anzufangen habe.«
    Â»Das zu wissen ist leicht. Die Schwierigkeit liegt darin, die Leute dazu zu bringen, einem zu gehorchen. Warum sollte ein Soldat einem kleinen Knirps wie dir folgen?«
    Wiggin war direkt zum Thema gekommen. Aber Bean gefiel die boshafte Art, wie er es aussprach, nicht. »Ich höre, dass sie dich auch so genannt haben. Ich höre, Bonzo Madrid verpasst dir noch ganz andere Namen.«
    Wiggin schluckte den Köder nicht. »Ich habe dir eine Frage gestellt, Soldat!«
    Â»Ich werde mir ihren Respekt verdienen, Sir, wenn du mich nicht davon abhältst.«
    Zu seiner Überraschung grinste Wiggin. »Ich helfe dir dabei.«
    Â»Das habe ich ja gesehen!«
    Â»Niemand würde dich sonst bemerken; sie hätten höchstens Mitleid mit dem Kleinen. Aber heute habe ich dafür gesorgt, dass dich alle bemerken.«
    Du hättest Nachforschungen anstellen sollen, Wiggin. Du bist der Einzige, der noch nicht wusste, wer ich bin.
    Â»Sie werden jetzt jede deiner Bewegungen verfolgen«, sagte Wiggin. »Um ihren Respekt zu verdienen, brauchst du nur noch vollkommen zu sein.«
    Â»Also habe ich nicht einmal mehr die Chance, etwas zu lernen, bevor man mich beurteilt.« So fördert man kein Talent.
    Â»Armer Junge. Alle behandeln ihn schlecht.«
    Die Begriffsstutzigkeit seines Gegenübers machte Bean wütend. Du hast mehr drauf, Wiggin!
    Wiggin erkannte, wie wütend Bean war, hob die Hand und schob ihn von sich, bis Bean mit dem Rücken an der Wand stand. »Ich sage dir, wie du einen Zug bekommen kannst. Beweise mir, dass du als Soldat weißt, was du tust. Beweise mir, dass du weißt, wie man andere Soldaten einsetzt. Und dann beweise mir, dass jemand dir in den Kampf folgen will. Dann bekommst du deinen Zug. Aber keine verdammte Minute früher.«
    Bean ignorierte die Hand, die ihn an die Wand drückte. Es würde erheblich mehr als das brauchen, um ihn körperlich einzuschüchtern. »In Ordnung«, sagte er. »Wenn du auch wirklich dein Wort hältst, bin ich in einem Monat Zugführer.«
    Nun war es an Wiggin, wütend zu werden. Er griff nach unten, packte Bean vorn an seinem Blitzanzug und zog ihn an der Wand hoch, bis sie auf Augenhöhe waren. »Ich halte immer mein Wort, Bean.«
    Bean grinste ihn nur an. In dieser geringen Schwerkraft, so hoch oben in der Station, brauchte man keine große Kraft, um kleine Kinder hochheben zu können. Und Wiggin war kein Schläger. Bean war nicht ernsthaft in Gefahr.
    Wiggin ließ ihn los. Bean rutschte an der Wand hinunter, landete sanft auf den Füßen, hüpfte wieder hoch und landete abermals. Wiggin ging zu der Stange und ließ sich nach unten gleiten. Bean war der Sieger dieser Begegnung, weil er dafür gesorgt hatte, dass Wiggin die Nerven verlor. Außerdem wusste Wiggin, dass er die Situation nicht besonders gut gehandhabt hatte. Er würde es nicht vergessen. Wiggin hatte ein wenig von Beans Respekt verloren, und er wusste das und würde versuchen, ihn zurückzugewinnen.
    Anders als du, Wiggin, gebe ich einem anderen immer die Chance zu lernen, wie man etwas am besten macht, bevor ich auf Perfektion bestehe. Du hast heute bei mir Mist gebaut, aber ich gebe dir eine Chance, die Scharte morgen und übermorgen wieder auszuwetzen.
    Als Bean zu der Stange ging und sie packen wollte, erkannte er, dass seine Hände zitterten und sein Griff zu schwach war. Er musste einen Augenblick innehalten und sich an die Stange lehnen, bis er sich genügend beruhigt hatte.
    Er hatte bei dieser Begegnung mit Wiggin nicht gesiegt. Es war vielleicht sogar dumm gewesen, so vorzugehen. Wiggin hatte ihn tatsächlich mit diesen boshaften Bemerkungen

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