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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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mir. Aber schicken Sie mir nicht die Leiche des Verlierers zurück. Sie können Ihre Irrtümer selbst begraben.«
    Â»Das ist ziemlich herzlos.«
    Â»Ich werde nicht am Grab eines dieser Jungen weinen. Ich habe versucht, beiden das Leben zu retten. Sie sind anscheinend entschlossen, sie nach der guten alten darwinschen Tradition herausfinden zu lassen, wer der Beste ist.«
    Â»Beruhigen Sie sich, Schwester Carlotta. Wir werden über das nachdenken, was Sie gesagt haben. Wir sind nicht dumm.«
    Â»Sie waren bereits dumm. Ich erwarte jetzt nichts anderes mehr von Ihnen.«
    Die Tage wurden zu Wochen, Wiggins Armee nahm langsam Gestalt an, und Bean war von Hoffnung und Verzweiflung erfüllt. Hoffnung, weil Wiggin eine Armee ausbildete, die beinahe unendlich anpassungsfähig war. Verzweiflung, weil er es tat, ohne sich dabei im Geringsten auf Bean zu stützen.
    Nach nur wenigen Übungsstunden hatte Wiggin seine Zugführer ausgewählt – jeder von ihnen ein Veteran von den Versetzungslisten. Tatsächlich waren alle Veteranen nun entweder Zugführer oder Stellvertreter. Und nicht allein das. Statt der normalen Organisation zu folgen – vier Züge zu je zehn Soldaten – , hatte er fünf Züge zu acht gebildet und sie dann häufig in Halbzügen zu vieren üben lassen, einer angeführt vom Zugkommandanten, der andere vom Stellvertreter.
    Niemand hatte je zuvor eine Armee so aufgeteilt. Und das machte er nicht nur nach außen hin. Es war ihm ausgesprochen wichtig, den Zugführern und Vertretern so viel Freiheit wie möglich zu lassen. Er setzte ihnen ein Ziel und ließ sie dann selbst entscheiden, wie sie es erreichen wollten. Oder er legte drei Züge unter dem vorläufigen Kommando eines der Zugführer zusammen, während er selbst die kleinere verbliebene Streitmacht anführte. Er delegierte ungewöhnlich viel.
    Ein paar Soldaten kritisierten das zunächst. Eines Tages standen die Veteranen zufällig in der Nähe des Eingangs zur Unterkunft und unterhielten sich über die Übung des Tages – in zehn Gruppen zu viert. »Jeder weiß, dass es eine Verliererstrategie ist, eine Armee so aufzuteilen«, sagte Fly Molo, der den A-Zug befehligte.
    Bean war ein wenig empört, dass ausgerechnet der Soldat, der nach Wiggin den höchsten Rang bekleidete, etwas so Verächtliches über die Strategie seines Kommandanten von sich gab.
    Sicher, auch Fly musste noch viel lernen. Aber es gab so etwas wie Unbotmäßigkeit.
    Â»Er hat die Armee nicht aufgeteilt«, sagte Bean. »Er hat sie nur organisiert. Und es gibt keine Regel der Strategie, die man nicht brechen kann. Es geht darum, dass sich die Armee auf den entscheidenden Punkt konzentriert. Nicht, dass sie die ganze Zeit zusammenhockt.«
    Fly warf Bean einen wütenden Blick zu. »Nur weil ihr Kleinen uns hören könnt, bedeutet das noch nicht, dass ihr versteht, worüber wir reden.«
    Â»Wenn du mir nicht glauben willst, denk doch, was du willst. Was ich sage, wird dich nicht dümmer machen, als du schon bist.«
    Fly stürzte sich auf ihn, packte ihn am Arm und zerrte ihn an die Kante seines Bettes.
    Sofort sprang Nikolai vom gegenüberliegenden Bett und landete auf Flys Rücken, was diesen mit dem Kopf gegen die Vorderseite von Beans Bett prallen ließ. Augenblicke später hatten die anderen Zugführer Fly und Nikolai getrennt – ohnehin ein absurder Kampf, da Nikolai nicht viel größer war als Bean.
    Â»Vergiss es, Fly«, sagte Hot Soup-Han Tsu, Führer des B-Zugs . »Nikolai hält sich für Beans großen Bruder.«
    Â»Wieso reißt der Junge vor einem Zugführer so sehr das Maul auf?«, wollte Fly wissen.
    Â»Du warst respektlos gegenüber unserem Kommandanten«, antwortete Bean. »Und außerdem bist du völlig auf dem Holzweg. Deiner Ansicht nach waren Lee und Jackson in Chancellorsville Idioten.«
    Â»Er macht einfach weiter!«
    Â»Bist du so dumm, dass du die Wahrheit nicht erkennen kannst, nur weil derjenige, der sie ausspricht, klein ist?« Beans Frustration darüber, kein Offizier zu sein, kochte über. Er wusste es, aber er hatte einfach keine Lust mehr, sich zu beherrschen. Sie mussten die Wahrheit hören. Und Wiggin brauchte Unterstützung, wenn man hinter seinem Rücken geringschätzig über ihn redete.
    Nikolai stand auf dem unteren Bett, damit er so nahe wie

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