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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Dann heißt es also Mr. Wiggin und Wer-zum-Teufel-bist-du-eigentlich?«
    Â»Genau.«
    Alle erwarteten, dass ihnen wenigstens eine Woche blieb, um herumzustolzieren und mit ihrem perfekten Sieg-Niederlagen-Verhältnis anzugeben. Stattdessen erschien am nächsten Morgen um 0630 Wiggin mit einem neuen Kampfbefehl in der Unterkunft. »Herrschaften, ich hoffe, ihr habt gestern etwas gelernt, weil wir es heute wieder tun müssen.«
    Alle waren überrascht, und einige wurden wütend – das war nicht fair, sie waren nicht bereit. Wiggin reichte den Befehl einfach an Fly Molo weiter, der gerade auf dem Weg zum Frühstück gewesen war. »Blitzanzüge!«, rief Fly, der es eindeutig für cool hielt, in der ersten Armee zu sein, die zwei Kämpfe hintereinander hatte.
    Aber Hot Soup, der Anführer des D-Zugs, war anderer Ansicht. »Warum hast du uns das nicht früher gesagt?«
    Â»Ich fand, dass euch die Dusche nicht schaden kann«, antwortete Wiggin. »Die Kaninchenarmee hat sich gestern beschwert, dass wir nur gesiegt haben, weil der Gestank sie umgeworfen hat.«
    Alle in Hörweite lachten. Aber Bean konnte nicht darüber lachen. Er wusste, dass das Papier mit dem Befehl nicht gleich dagelegen hatte, als Wiggin aufwachte. Die Lehrer hatten es erst später unter der Tür durchgeschoben. »Du hast das Blatt doch erst gefunden, als du aus der Dusche zurückgekommen bist, oder?«
    Wiggin starrte ihn an. »Selbstverständlich. Ich bin nicht so dicht am Boden wie du.«
    Die Verachtung in Wiggins Stimme traf Bean wie ein Schlag. Erst jetzt wurde ihm klar, dass Ender seine Frage als Kritik aufgefasst hatte – er glaubte, Bean wolle ihm Unaufmerksamkeit vorwerfen. Also gab es jetzt einen weiteren Eintrag gegen Bean in Wiggins geistigem Dossier. Bean durfte sich davon jedoch nicht stören lassen. Es war nicht so, als hätte Wiggin ihn einen Feigling genannt. Vielleicht hatte Crazy Tom ihm ja erzählt, wie Bean am Vortag zum Sieg beigetragen hatte, vielleicht auch nicht. Es würde nicht ändern, was Wiggin mit eigenen Augen gesehen hatte – die Drückebergerei in der Dusche. Und nun warf ihm Bean scheinbar vor, dass er sie alle eilig in den zweiten Kampf treiben musste. Vielleicht machen sie mich ja an meinem dreißigsten Geburtstag zum Zugführer. Aber auch das wohl erst, wenn alle anderen bei einem Schiffsunglück abgesoffen sind.
    Wiggin redete selbstverständlich immer noch und erklärte, dass sie jederzeit auf Kämpfe gefasst sein sollten, da die alten Regeln offensichtlich nicht mehr galten. »Ich kann nicht gerade behaupten, dass mir gefällt, wie sie uns hier verarschen, aber eins finde ich gut – dass ich eine Armee habe, die damit zurechtkommt.«
    Als er seinen Blitzanzug anzog, dachte Bean an die Konsequenzen dessen, was die Lehrer da machten. Sie trieben Wiggin immer mehr an und machten es schwerer für ihn. Und das war erst der Anfang. Nur die ersten paar Tröpfchen eines Rotzunwetters.
    Warum? Nicht weil Wiggin so gut war, dass er die Herausforderung brauchte. Im Gegenteil – Wiggin bildete seine Armee hervorragend aus, und es wäre nur ein Vorteil für die Kampfschule, ihm so viel Zeit wie möglich zu lassen. Also musste es um etwas außerhalb der Kampfschule gehen. Und da gab es eigentlich nur eine Möglichkeit: Die Schaben kamen näher. Sie waren nur noch wenige Jahre entfernt. Die Lehrer mussten Wiggin durch die Ausbildung treiben.
    Wiggin. Nicht uns alle, nur Wiggin. Wenn es um alle ginge, wäre der Zeitplan von allen so beschleunigt. Nicht nur der der Drachenarmee.
    Also ist es schon zu spät für mich. Sie haben Wiggin ausgewählt, haben ihre Hoffnung auf ihn gesetzt; ob ich nun einen Zug bekomme oder nicht, zählt nicht. Es zählt nur, ob Wiggin bereit sein wird.
    Wenn Wiggin Erfolg hat, wird es für mich immer noch Möglichkeiten geben, Großes zu leisen. Die Liga wird zerfallen. Es wird Krieg unter den Menschen geben. Entweder wird mich die IF einsetzen, um den Frieden aufrechtzuerhalten, oder ich kann in eine Armee auf der Erde eintreten. Ich habe noch reichlich viel Leben vor mir. Es sei denn, Wiggin kommandiert unsere Flotte gegen die eindringenden Schaben und verliert. Dann bleibt keinem von uns mehr Zeit für irgendwas.
    Im Augenblick kann ich nur mein Bestes geben, damit Wiggin alles lernt, was es hier zu lernen gibt. Das Problem ist, dass ich ihm nicht

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