Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Dinge auf den Schirmen und Holodisplays in Bewegung zu versetzen.
    Bean fand ein Flatscreen-Spiel, das eine Maus zum Helden hatte. Niemand benutzte es, also begann Bean die Maus durch einen Irrgarten zu manövrieren. Rasch verwandelte sich der Irrgarten in die Kriechkeller und Zwischenräume eines alten Hauses mit Fallen hier und da. Leichte Arbeit. Katzen jagten ihn – kein Problem. Dann sprang er auf einen Tisch und fand sich einem Riesen gegenüber.
    Einem Riesen, der ihm Getränke anbot.
    Das war das Fantasy-Spiel. Das war das Psychospiel, das alle anderen die ganze Zeit auf ihren Pulten spielten. Kein Wunder, dass keiner es je im Spieleraum benutzte. Sie kannten es alle, und wegen dieses Spiels kamen sie nicht her.
    Bean war sich vollkommen bewusst, dass er das einzige Kind in der Schule war, das nie das Fantasy-Spiel gespielt hatte. Diesmal hatten sie ihn durch einen Trick dazu verleitet, aber er bezweifelte, dass sie in der kurzen Zeit etwas Wichtiges über ihn erfahren hatten. Zum Teufel mit ihnen! Sie konnten ihn hereinlegen, sodass er bis zu einem gewissen Punkt spielte, aber er brauchte nicht weiterzumachen.
    Nur, dass das Gesicht des Riesen sich verändert hatte. Jetzt sah er aus wie Achilles.
    Bean stand einen Augenblick entsetzt da. Erstarrt. Verängstigt. Woher wussten sie das? Warum hatten sie das getan? Ihm Achilles gegenüberzustellen, und so überraschend. Diese Mistkerle!
    Er ging von dem Spiel weg.
    Einen Augenblick später drehte er sich um und kehrte zurück. Der Riese war nicht mehr zu sehen. Die Maus lief wieder im Irrgarten herum und versuchte zu entkommen.
    Nein, ich werde nicht spielen. Achilles ist weit weg, und er hat nicht mehr die Macht, mich zu verwunden. Und Poke kann er auch nichts mehr tun. Ich muss nicht an ihn denken, und ganz sicher brauche ich nicht zu trinken, was er mir anbietet.
    Bean ging wieder davon, und diesmal kehrte er nicht zurück.
    Er fand sich vor der Tür zur Messe wieder. Sie war geschlossen, aber Bean hatte nichts Besseres zu tun, also setzte er sich in den Flur neben die Tür, stützte die Stirn auf die Knie und dachte an Rotterdam und daran, wie er oben auf einer Mülltonne gesessen und Poke dabei beobachtet hatte, wie sie mit ihrer Bande umging. Dabei war ihm klargeworden, dass sie der anständigste Bandenboss war, den er sich nur vorstellen konnte. Sie hörte selbst die kleinsten Kinder an und gab ihnen einen gerechten Anteil, der sie am Leben erhielt, auch wenn das bedeutete, dass sie selbst nicht viel zu essen bekam. Deshalb hatte er sie sich ausgesucht – weil sie Mitleid kannte. Genug Mitleid, dass sie auch einem kleinen Kind zuhörte.
    Ihr Mitleid hatte sie umgebracht.
    Ich habe sie umgebracht, weil ich sie mir ausgesucht habe.
    Es sollte besser einen Gott geben, damit er Achilles auf ewig zur Hölle verdammen kann.
    Jemand trat gegen seinen Fuß.
    Â»Hau ab«, sagte Bean. »Ich störe dich nicht.«
    Wer immer es war, trat wieder zu, trat Beans Füße unter ihm weg. Mit den Händen verhinderte er, dass er völlig umfiel. Er schaute nach oben. Bonzo Madrid ragte über ihm auf.
    Â»Seht mal, ist das nicht der kleine Scheißkrümel, der an den Arschhaaren der Drachenarmee klebt?«, sagte Bonzo.
    Drei andere waren bei ihm. Große Jungen. Sie hatten alle Schlägergesichter.
    Â»Ho, Bonzo.«
    Â»Wir müssen reden, Knirps.«
    Â»Was soll das werden, Spionage?«, fragte Bean. »Ihr sollt doch nicht mit Soldaten in anderen Armeen reden.«
    Â»Ich brauche keine Spionage, um zu wissen, wie ich die Drachen schlagen kann«, sagte Bonzo.
    Â»Also suchst du nach den kleineren Drachensoldaten, und dann schubst du sie ein wenig herum, bis sie heulen?«
    Bonzo war sein Zorn anzusehen. Nicht, dass er jemals nicht wütend ausgesehen hätte.
    Â»Bettelst du darum, aus deinem Arschloch fressen zu dürfen, Knirps?«
    Derzeit war Bean auf Schläger nicht gut zu sprechen. Und da er sich in diesem Augenblick des Mordes an Poke schuldig fühlte, war es ihm auch gleich, ob Bonzo Madrid am Ende die Todesstrafe vollstrecken würde. Es wurde Zeit zu sagen, was er dachte.
    Â»Du wiegst mindestens dreimal so viel wie ich«, erklärte er. »Außer in deinem Schädel. Du bist ein zweitrangiger Soldat, der irgendwie eine Armee gekriegt hat und nie herausfinden konnte, was er eigentlich damit anfangen soll. Wiggin wird dich in der Luft zerreißen, und zwar ohne

Weitere Kostenlose Bücher