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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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werden auf deinen Simulator übertragen und erscheinen auf dem Display. Also gibst du deine Befehle mündlich ebenso wie manuell. Geh einfach davon aus, dass man dir gehorchen wird. Die Lehrer überwachen die Befehle, um euch dabei zu helfen, schnell und präzise zu formulieren. Ihr werdet auch lernen müssen, hin und her zu schalten zwischen der internen Kommunikation unter euch und den Befehlen an einzelne Schiffe. Es ist eigentlich ganz einfach. Dreht den Kopf nach links oder rechts, um miteinander zu sprechen, was immer bequemer für euch ist. Aber wenn ihr direkt zum Display schaut, wird eure Stimme zu dem Geschwader, das ihr mit eurer Steuerung ausgewählt habt, übertragen. Und um alle Schiffe unter eurem Befehl gleichzeitig anzusprechen, bewegt den Kopf nach vorn und zieht das Kinn ein, etwa so.«
    Â»Was passiert, wenn wir die Köpfe heben?«, fragte Shen.
    Alai antwortete, bevor der Lehrer es konnte. »Dann redest du mit Gott.«
    Nachdem das Gelächter verklungen war, sagte der Lehrer: »Das war gar nicht so falsch, Alai. Wenn ihr beim Sprechen das Kinn hebt, sprecht ihr mit eurem Kommandanten.«
    Mehrere sagten gleichzeitig: » Unser Kommandant?«
    Â»Ihr habt doch nicht etwa geglaubt, dass wir euch alle gleichzeitig zum Oberkommandanten ausbilden? Nein, nein. Im Augenblick werden wir nach dem Zufallsprinzip immer einen von euch auswählen, nur so zum Üben. Sagen wir … der Kleine da. Du. Bean.«
    Â»Ich soll Kommandant sein?«
    Â»Nur fürs Training. Oder ist er nicht kompetent genug? Werdet ihr ihm im Kampf nicht gehorchen?«
    Die anderen warfen dem Lehrer einen verächtlichen Blick zu. Selbstverständlich war Bean kompetent. Selbstverständlich würden sie ihm gehorchen.
    Â»Allerdings hat er keinen einzigen Kampf gewonnen, als er die Kaninchenarmee befehligt hat«, sagte Fly Molo.
    Â»Hervorragend. Das bedeutet, ihr habt zusätzlich die Herausforderung, diesen Kleinen hier zu einem Sieger zu machen, ob er es will oder nicht. Und wenn ihr das nicht für eine realistische militärische Situation haltet, dann habt ihr eure Geschichte nicht sorgfältig genug studiert.«
    So fand sich Bean also als Kommandant der zehn anderen Kids wieder. Selbstverständlich glaubten weder er noch die anderen auch nur einen Augenblick, dass der Lehrer ihn zufällig ausgewählt hatte. Sie wussten, dass Bean am Simulator besser als jeder andere war. Petra hatte eines Tages nach dem Training ausgesprochen, was alle dachten: »Zum Teufel, Bean, ich glaube, du hast das alles so genau im Kopf, dass du die Augen schließen und immer noch spielen könntest.« Das war beinahe wahr. Er brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, wo die Einheiten sich befanden. Es geschah alles gleichzeitig in seinem Kopf.
    Sie brauchten ein paar Tage, um damit zurechtzukommen: Befehle von Bean entgegenzunehmen und ihre eigenen Befehle nicht nur durch die Steuerung, sondern auch mündlich weiterzugeben. Am Anfang machten sie dauernd Fehler und hielten die Köpfe in die falsche Richtung, sodass Kommentare, Fragen und Befehle an die falschen Leute gingen. Aber schon bald wurde es zu einem Reflex.
    Bean bestand darauf, dass sie sich als Oberkommandant abwechselten. »Ich muss ebenso üben, Befehle entgegenzunehmen, wie alle anderen«, sagte er. »Und lernen, meine Kopfhaltung zu ändern und nach oben und zur Seite zu sprechen.« Der Lehrer stimmte zu, und nach einem weiteren Tag beherrschte Bean die Technik ebenso gut wie seine Kameraden.
    Die anderen Kinder zu Kommandanten zu machen hatte noch eine weitere positive Auswirkung. Obwohl sich niemand so schlecht schlug, dass es peinlich gewesen wäre, wurde klar, dass Bean schneller und scharfsinniger war als jeder andere, dass er die sich entwickelnden Situationen besser erfasste, besser aussortieren konnte, was er hörte, und sich an alles erinnerte, was andere gesagt hatten.
    Â»Du bist kein Mensch«, sagte Petra. » Niemand kann tun, was du tust!«
    Â»Klar bin ich ein Mensch«, sagte Bean freundlich. »Und ich kenne einen, der noch besser ist als ich.«
    Â»Wer sollte das sein?«, wollte sie wissen.
    Â»Ender.«
    Alle schwiegen für einen Augenblick.
    Â»Ja, gut, aber er ist nicht hier«, sagte Vlad schließlich.
    Â»Woher wisst ihr das?«, fragte Bean. »Es ist durchaus möglich, dass er die ganze Zeit hier war.«
    Â»So ein Unsinn«, wandte Dink ein.

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