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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Geheimnis ich auf keinen Fall erfahren darf, und ich sage Ihnen, ob ich es schon wusste.«
    Â»Sehr hilfreich.«
    Â»Colonel Graff, leiste ich gute Arbeit?«
    Â»Eine absurde Frage. Selbstverständlich.«
    Â»Wenn ich etwas weiß, das Sie uns nicht wissen lassen sollen, habe ich darüber gesprochen? Habe ich es einem der anderen gesagt? Hat es meine Arbeit in irgendeiner Weise beeinträchtigt?«
    Â»Nein.«
    Â»Für mich klingt das wie ein Baum, der im Wald umfällt, wo niemand es hören kann. Wenn ich tatsächlich etwas weiß, weil ich es herausgefunden habe, es aber niemandem sage und es meine Arbeit nicht beeinträchtigt, warum verschwenden Sie Ihre Zeit dann damit herauszufinden, ob ich es weiß oder nicht? Nach diesem Gespräch können Sie sicher sein, dass ich sehr angestrengt nach irgendwelchen Geheimnissen suchen werde, die irgendwo herumliegen könnten, wo ein Siebenjähriger sie finden kann. Aber selbst wenn ich ein solches Geheimnis aufdecke, werde ich es den anderen nicht sagen, also macht es immer noch keinen Unterschied. Warum vergessen wir es nicht einfach?«
    Graff griff unter den Tisch und drückte einen Knopf.
    Â»Also gut«, sagte er. »Sie haben die Aufzeichnung unseres Gesprächs, und wenn sie das nicht beruhigt, dann wird nichts es tun.«
    Â»Sie beruhigen? Wer sind ›sie‹?«
    Â»Bean, dieser Teil wird nicht mitgeschnitten.«
    Â»Wird er doch«, sagte Bean.
    Â»Ich habe das Gerät abgeschaltet.«
    Â»Also bitte!«
    Tatsächlich war Graff nicht vollkommen sicher, dass das Gespräch nicht weiter mitgeschnitten wurde. Selbst wenn die Maschine, die er bediente, ausgeschaltet war, hieß das noch lange nicht, dass es keine weitere gab.
    Â»Gehen wir ein bisschen spazieren«, sagte Graff.
    Â»Hoffentlich nicht draußen.«
    Graff stand vom Tisch auf – ächzend, weil er ziemlich zugenommen hatte und Eros auf voller Schwerkraft gehalten wurde – und verließ das Zimmer.
    Als sie nebeneinander durch den Flur gingen, sprach Graff leise weiter. »Wir können es ihnen zumindest ein wenig schwerer machen«, sagte er.
    Â»Gut«, erwiderte Bean.
    Â»Ich dachte, du solltest vielleicht wissen, dass die IF wegen eines offensichtlichen Sicherheitslecks kurz vor dem Durchdrehen ist. Es sieht so aus, als hätte jemand, der Zugang zu den geheimsten Archiven hatte, Briefe an ein paar Möchtegern-Weise im Netz geschrieben, die daraufhin begonnen haben, dafür zu agitieren, dass man die Kinder aus der Kampfschule in ihre Heimatländer zurückschickt. Ich bezichtige dich nicht. Ich habe nur zufällig die Briefe gesehen, die an Locke und Demosthenes geschickt wurden – sie werden beide scharf überwacht, wie du dir sicher vorstellen kannst – , und als ich diese Briefe gelesen habe – die Unterschiede zwischen ihnen sind übrigens interessant; sehr schlau gemacht – , erkannte ich, dass es darin keine wirklich geheime Information gibt, die über das hinausgeht, was jedes Kind in der Kampfschule weiß. Nein, was sie so verrückt macht, ist, dass die politische Analyse den Nagel auf den Kopf trifft, obwohl sie auf ungenügender Information beruht. Mit anderen Worten: Aus dem, was öffentlich bekannt ist, hätte der Schreiber dieser Briefe nicht schließen können, was er geschlossen hat. Die Russen behaupten, dass jemand sie ausspioniert hat – und selbstverständlich über das, was er herausgefunden hat, lügt. Aber ich habe mir die Bibliothek auf dem Zerstörer Condor angeschaut und gesehen, was du gelesen hast. Und dann habe ich deine Bibliotheksbenutzung auf der ISB untersucht, als du in der Taktikschule warst. Du warst ein fleißiger Junge.«
    Â»Ich habe nur versucht, meinen Verstand auf Trab zu halten.«
    Â»Dann wird es dich freuen zu hören, dass die erste Gruppe von Kindern schon nach Hause geschickt wurde.«
    Â»Aber der Krieg ist noch nicht vorbei.«
    Â»Glaubst du wirklich, wenn du einen politischen Schneeball ins Rollen bringst, wird er immer dort landen, wo du ihn haben willst? Du bist schlau, aber auch naiv, Bean. Wenn du dem Universum einen Schubs gibst, wirst du nie genau vorhersagen können, welche Dominos fallen werden. Es gibt immer ein paar, von denen du nie geglaubt hättest, dass sie miteinander in Verbindung standen. Jemand wird immer zurückschubsen, und das ein wenig fester, als du erwartet hast.

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