Enders Schatten

Verbindung setzen konnte, als alles vorbei war. Dann wurde ihr Mikrofon eingeschaltet, und sie konnten sie weinen hören: »Es tut mir leid, es tut mir so leid. Sagt Ender, es tut mir leid, er kann mich nicht hören, es tut mir sosehr leid … «
    Bean holte sie ein, bevor sie in ihr Zimmer zurückkehren konnte. Sie taumelte den Gang entlang, lehnte sich weinend gegen die Wand und ertastete sich den Weg, weil sie durch ihre Tränen hindurch nichts sehen konnte. Bean ging zu ihr und berührte sie. Sie schüttelte seine Hand ab.
    Â»Petra«, sagte Bean. »Erschöpfung ist Erschöpfung. Du kannst nicht wach bleiben, wenn dein Hirn sich abschaltet.«
    Â»Es war mein Hirn, das sich abgeschaltet hat. Du weißt nicht, wie sich das anfühlt, weil du so genial bist, dass du all deine Aufgaben erledigen und gleichzeitig noch Schach spielen kannst.«
    Â»Petra, er hat dich zu sehr belastet, er hat dir nie eine Pause gegönnt … «
    Â»Er gönnt sich selbst auch keine Pause, und ich sehe nicht … «
    Â»Tust du doch. Es war offensichtlich, dass etwas mit deinem Geschwader nicht stimmte, für mehrere Sekunden, bevor ihn jemand darauf aufmerksam machte. Und selbst dann hat er noch versucht, dich zu wecken, bevor er die Kontrolle einem anderen übergab. Wenn er schneller gehandelt hätte, wären dir sechs Schiffe geblieben, nicht nur zwei.«
    Â» Du hast ihn aufmerksam gemacht. Du hast mich beobachtet. Hast mich überprüft.«
    Â»Petra, ich beobachte alle.«
    Â»Du hast gesagt, du würdest mir vertrauen, aber du tust es nicht. Und das solltest du auch nicht. Niemand sollte mir vertrauen.«
    Sie brach in Schluchzen aus und lehnte sich gegen die Steinwand.
    Ein paar Offiziere erschienen und führten sie weg. Nicht in ihr Zimmer.
    Graff rief ihn kurz darauf zu sich. »Das hast du gut gemacht«, sagte Graff. »Genau deshalb bist du hier.«
    Â»Ich war nicht schnell genug«, sagte Bean.
    Â»Du hast beobachtet. Du hast gesehen, wo der Plan zusammenbrach, du hast Ender aufmerksam gemacht. Du hast deine Aufgabe erfüllt. Den anderen ist das nicht klar, und ich weiß, das ärgert dich … «
    Â»Es ist mir egal, was die anderen denken.«
    Â»Aber du hast deine Aufgabe erfüllt. Diese Schlacht hast du gerettet.«
    Â»Was zum Teufel das auch immer heißen mag.«
    Â»Es ist wie beim Baseball. Ach ja. Das war auf den Straßen von Rotterdam nicht so beliebt.«
    Â»Kann ich jetzt bitte schlafen gehen?«
    Â»Gleich, Bean. Ender ist müde. Er macht Fehler. Es ist nur noch wichtiger, dass du jetzt alles beobachtest. Sei für ihn da. Du hast gesehen, was mit Petra passiert ist.«
    Â»Wir sind alle erschöpft.«
    Â»Ender auch. Mehr als alle anderen. Er weint im Schlaf. Er hat seltsame Träume. Er spricht davon, dass Mazer immer zu wissen scheint, was er plant, und seine Träume ausspioniert.«
    Â»Wollen Sie mir damit sagen, dass er dabei ist, den Verstand zu verlieren?«
    Â»Ich sage dir, dass er nur eine Person noch heftiger antreibt als Petra, und das ist er selbst. Halt ihm den Rücken frei, Bean.«
    Â»Das tue ich bereits.«
    Â»Du bist die ganze Zeit wütend, Bean.«
    Graffs Worte verblüfften ihn. Zuerst dachte er, nein, das bin ich nicht! Dann dachte er, bin ich es doch?
    Â»Ender setzt dich für nichts Wichtiges ein, und nachdem du selbst Kommandant warst, muss dich das gewaltig ärgern. Aber das ist nicht Enders Schuld. Mazer hat Ender immer wieder gesagt, dass er an deiner Fähigkeit, eine große Anzahl von Schiffen zu befehligen, zweifelt. Deshalb hat man dir nicht die komplizierten, interessanten Aufträge gegeben. Nicht, dass Ender Mazer alles glaubt. Aber er betrachtet nun alles, was du tust, durch die Linse von Mazers angeblichem Mangel an Vertrauen zu dir.«
    Â»Mazer Rackham glaubt, dass ich … «
    Â»Mazer Rackham weiß genau, was du bist und was du kannst. Aber wir mussten dafür sorgen, dass Ender dir keinen so komplizierten Auftrag gibt, dass du den allgemeinen Ablauf des Spiels nicht mehr verfolgen konntest. Und wir mussten es tun, ohne Ender zu sagen, dass du der Ersatzmann bist.«
    Â»Warum sagen Sie es mir dann jetzt?«
    Â»Wenn dieser Test vorbei ist und ihr echte Kommandos erhaltet, wird Ender die Wahrheit darüber erfahren, was du getan hast und warum Mazer das gesagt hat. Ich weiß, es bedeutet dir viel, dass Ender dir