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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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es keinen gab. Und Mazer Rackham hat auch keinen Stoßtrupp mit brillanter Strategie angeführt. Mazer Rackham hat ein einzelnes Schiff getroffen, und der Krieg war vorüber. Deshalb hatten sie auch niemals Bilder von Kämpfen Mann gegen Mann gesehen. Mazer Rackham hatte die Königin getötet. Und nun erwartet er, dass die Schaben ein Schiff in der Mitte als Köder vorführen, weil wir so beim letzten Mal gewonnen haben.
    Tötet die Königin, und alle anderen Schaben sind hilflos. Geistlos. Das bedeuteten die Vids.
    Ender ist sich dessen bewusst, aber ihm ist auch klar, dass die Schaben wissen, dass sie es wissen. Also fällt er nicht auf ihren Köder herein.
    Das Zweite, was Ender wusste und sie nicht, hatte mit einer Waffe zu tun, die bis zu diesem ersten Test nicht in ihren Simulationen vorgekommen war. Ender nannte sie den »Kleinen Doktor« und sagte dann nichts weiter darüber – bis er Alai befahl, sie dort einzusetzen, wo die feindliche Flotte am dichtesten konzentriert war. Zu ihrer Überraschung löste das Ding eine Kettenreaktion aus, die von Schiff zu Schiff sprang, bis alle außer den am weitesten am Rand fliegenden Formic-Schiffen zerstört waren. Danach war es einfach, mit den Überbleibseln fertigzuwerden und das Spielfeld vollkommen zu räumen.
    Â»Warum war ihre Strategie so dumm?«, fragte Bean.
    Â»Das habe ich mich auch gefragt«, sagte Ender. »Aber wir haben kein einziges Schiff verloren, also war es okay.«
    Später erzählte Ender ihnen, was Mazer gesagt hatte – dass sie eine ganze Invasionssequenz simulierten, und daher führte er den simulierten Feind durch eine Lernkurve. »Beim nächsten Mal werden sie es besser wissen. Es wird nicht mehr so leicht sein.«
    Bean hörte das, und es beunruhigte ihn zutiefst. Eine Invasionssequenz? Warum ein solches Szenario? Warum keine Aufwärmübungen vor einem einzigen Kampf?
    Weil die Schaben mehr als eine Welt haben, dachte Bean. Selbstverständlich ist das so. Sie haben die Erde gefunden und erwarten, sie zu einer weiteren Kolonie machen zu können wie schon andere Welten zuvor.
    Wir haben mehr als eine Flotte. Eine für jede Formic-Welt.
    Und der Grund, wieso sie von einem Kampf zum anderen lernen, besteht darin, dass auch sie schneller als das Licht kommunizieren können.
    Alle Annahmen Beans bestätigten sich. Nun kannte er das Geheimnis hinter diesen Tests. Ihr Gegner war nicht Mazer Rackham, der eine simulierte Schabenflotte kommandierte. Es war ein echter Kampf, und Rackhams einzige Funktion bestand darin zu beobachten, wie er verlief, und Ender hinterher zu instruieren, was die Strategien des Feindes bedeuteten und wie er ihnen in Zukunft entgegentreten konnte.
    Aus diesem Grund mussten sie jetzt die meisten Befehle mündlich geben. Sie wurden zu echten Besatzungen auf echten Schiffen übermittelt, die ihren Befehlen folgten und echte Kämpfe ausfochten. Jedes Schiff, das wir verlieren, dachte Bean, bedeutet, dass erwachsene Männer und Frauen gestorben sind. Jede Achtlosigkeit unsererseits kostet Leben. Aber sie sagen uns das nicht, weil dieses Wissen uns zu sehr belasten würde. In Kriegszeiten müssen Kommandanten immer begreifen, dass es so etwas wie »akzeptable Verluste« gibt. Aber wenn sie ihre Menschlichkeit bewahren, ist der Gedanke der Akzeptabilität niemals wirklich akzeptabel. Es nagt an ihnen. Also beschützen sie uns Kindersoldaten, indem sie uns weiterhin glauben lassen, dass es sich nur um Spiele und Tests handelt.
    Deshalb darf ich niemanden wissen lassen, dass ich es weiß. Deshalb muss ich die Verluste ohne ein Wort hinnehmen. Ohne sichtbare Probleme. Ich muss versuchen, jeden Gedanken an die Menschen, die durch unseren Wagemut sterben werden, deren Opfer nicht nur aus einer Ziffer in einem Spiel, sondern aus ihrem Leben besteht, zu verdrängen.
    Alle paar Tage gab es nun »Tests«, und jeder Kampf dauerte länger. Alai witzelte, dass man ihnen Windeln geben sollte, damit sie nicht abgelenkt wurden, wenn ihre Blase während eines Kampfes voll war. Am nächsten Tag rüstete man sie mit Kathedern aus. Es war Crazy Tom, der dem ein Ende machte. »Kommt schon, gebt uns einfach eine Flasche, in die wir pinkeln können. Wir können dieses Spiel nicht spielen, wenn so ein Ding an unseren Schwänzen baumelt.« Also gab man ihnen Flaschen. Bean hörte jedoch nie davon, dass einer eine benutzt

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