Enders Schatten
dem Tod entgegensahen. Dem Tod und ihrem Sieg.
Der Simulator veranstaltete eine spektakuläre Show, als der explodierende Planet alle feindlichen Schiffe verschlang, sie in die Kettenreaktion einbezog.
Aber lange bevor das letzte verschlungen war, hatte alles Manövrieren ein Ende gefunden. Die Schiffe trieben führerlos umher. Wie die toten Schabenschiffe in den Vids von der Zweiten Invasion. Die Schwarmkönigin war auf der Planetenoberfläche gestorben. Die Zerstörung der verbliebenen Schiffe war nur noch eine Formalität. Die Schaben waren bereits tot.
Als Bean den Flur erreichte, stellte er fest, dass die anderen Kinder schon dort warteten, einander gratulierten, Bemerkungen darüber machten, wie cool der Explosionseffekt gewesen war, und sich fragten, ob so etwas auch in der Realität geschehen konnte.
»Ja«, sagte Bean. »Es kann geschehen.«
»Als ob du das wüsstest«, entgegnete Fly Molo lachend.
»Selbstverständlich weià ich, dass es passieren kann«, beharrte Bean. »Es ist passiert.«
Die anderen sahen ihn verständnislos an. Wann ist es passiert? Von so etwas habe ich noch nie gehört. Wo haben sie diese Waffe an einem Planeten getestet? Oh, ich weiÃ, sie haben Neptun vernichtet!
»Es ist eben erst passiert«, sagte Bean. »Es passierte auf der Heimatwelt der Schaben. Wir haben sie gerade gesprengt. Sie sind alle tot.«
Endlich begriffen sie, dass er es ernst meinte. Sie feuerten einen Einwand nach dem anderen ab. Er erklärte das mit der Schneller-als-Licht-Kommunikation. Sie glaubten ihm nicht.
Dann brach eine weitere Stimme in das Gespräch ein. »Wir bezeichnen es als Verkürzer.«
Sie blickten auf und sahen Colonel Graff ein Stück entfernt im Flur stehen.
Sagt Bean die Wahrheit? War das ein echter Kampf?
»Sie waren alle echt«, verkündete Bean. »Alle so genannten Tests. Echte Kämpfe. Echte Siege. Stimmtâs, Colonel Graff? Wir haben die ganze Zeit im echten Krieg gekämpft.«
»Es ist jetzt vorbei«, sagte Graff. »Die Menschheit wird weiter bestehen. Die Schaben haben nicht überlebt.«
Endlich glaubten sie es und drehten durch, als sie es verstanden. Es ist vorbei. Wir haben gewonnen. Wir haben nicht geübt, wir waren tatsächlich Kommandanten.
Und dann senkte sich Schweigen herab.
»Sie sind alle tot?«, fragte Petra. Bean nickte.
Wieder sahen sie Graff an. »Wir haben erste Berichte. Alle Lebensaktivität auf den anderen Planeten ist erloschen. Sie hatten ihre Königinnen wohl alle auf dem Heimatplaneten. Wenn die Königinnen sterben, sterben die Schaben. Es gibt jetzt keinen Feind mehr.«
Petra begann zu weinen und lehnte sich an die Wand. Bean wollte zu ihr gehen, aber Dink war schon da. Dink war der Freund, der sie umarmte und tröstete.
Sie kehrten in ihre Unterkunft zurück, einige ernst, einige unter begeistertem Jubel. Und nicht nur Petra weinte. Aber ob es Tränen der Qual oder der Erleichterung waren, hätte keiner genau sagen können.
Nur Bean kehrte nicht in sein Zimmer zurück. Vielleicht, weil er der Einzige war, der nicht überrascht war. Er blieb drauÃen im Gang bei Graff.
»Wie hat Ender es aufgenommen?«
»Schlecht«, sagte Graff. »Wir hätten es ihm vorsichtiger mitteilen sollen, aber im Augenblick des Sieges gab es keine Zurückhaltung.«
»Alle Ihre Wetten sind aufgegangen.«
»Ich weiÃ, was passiert ist, Bean«, sagte Graff. »Warum hast du ihm die Kontrolle überlassen? Woher wusstest du, dass er einen Plan hatte?«
»Ich habe es nicht gewusst«, antwortete Bean. »Ich wusste nur, dass ich selbst keinen hatte.«
»Aber was du gesagt hast â âºdas feindliche Tor ist untenâ¹ â , das ist die Strategie, die Ender benutzt hat.«
»Es war keine Strategie«, berichtigte Bean. »Vielleicht hat es bewirkt, dass ihm ein Plan eingefallen ist. Aber er war es selbst. Es war Ender. Sie haben Ihr Geld auf das richtige Kind gesetzt.«
Graff sah Bean schweigend an, dann streckte er die Hand aus, legte sie auf Beans Kopf und zauste ein wenig sein Haar. »Ich glaube, ihr habt euch wohl gegenseitig über die Ziellinie geschleppt.«
»Eigentlich spielt es keine Rolle, stimmtâs?«, murmelte Bean. »Es ist so oder so vorbei. Genau wie die vorübergehende Einigkeit der Menschheit.«
»Ja«, sagte Graff. Er zog die Hand weg und fuhr
Weitere Kostenlose Bücher