Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
wiedergefunden bis auf einen.«
    Â»Er läuft also wieder frei herum.«
    Â»So würde ich es nicht gerade nennen. Sie haben vor, ihn zu benutzen.«
    Â»Wissen sie, mit wem sie es zu tun haben?«
    Â»Nein. Seine Akten sind Verschlusssache. Er ist immerhin noch minderjährig. Und sie sind nicht wegen seiner Akte gekommen.«
    Â»Sie werden es herausfinden. Auch in Moskau mögen sie keine Serienmörder.«
    Â»Er ist nicht leicht festzunageln. Wie viele sind gestorben, bevor einer von uns ihn verdächtigte?«
    Â»Der Krieg ist im Augenblick vorbei.«
    Â»Und das Gerangel um Vorteile beim nächsten Krieg hat schon begonnen.«
    Â»Mit einigem Glück, Colonel Graff, werde ich bis dahin tot sein.«
    Â»Im Augenblick bin ich kein Colonel mehr, Schwester Carlotta.«
    Â»Man bringt Sie wirklich vor ein Kriegsgericht?«
    Â»Eine Untersuchung, das ist alles. Eine Ermittlung.«
    Â»Ich weiß nicht, wieso sie einen Sündenbock für den Sieg brauchen.«
    Â»Mir wird nichts passieren. Die Sonne scheint immer noch auf den Planeten Erde.«
    Â»Aber sie wird nie wieder auf ihre tragische Welt scheinen.«
    Â»Ist Ihr Gott auch deren Gott, Schwester Carlotta? Hat er sie in den Himmel aufgenommen?«
    Â»Er ist nicht mein Gott, Mr. Graff. Aber ich bin sein Kind, ebenso wie Sie. Ich weiß nicht, ob er die Formics ebenfalls als seine Kinder betrachtet.«
    Â»Kinder. Schwester Carlotta, die Dinge, die ich diesen Kindern angetan habe!«
    Â»Sie haben Ihnen eine Welt gegeben, auf die sie zurückkehren können, ein Zuhause.«
    Â»Allen bis auf einen.«
    Es dauerte Tage, bis die Männer des Polemarchen sich ergeben hatten, aber schließlich stand die Flottenzentrale vollkommen unter dem Befehl des Strategos, und kein Schiff hatte unter dem Kommando der Rebellen starten können. Ein Triumph. Eine der Waffenstillstandsbedingungen war der Rücktritt des Hegemonen, aber das machte nur offiziell, was längst eingetreten war.
    Bean blieb während der Kämpfe bei Graff, und sie lasen jede Depesche und lauschten jedem Bericht über das, was anderswo in der Flotte und auf der Erde geschah. Sie sprachen über die sich entwickelnde Situation, versuchten, zwischen den Zeilen zu lesen, interpretierten die Ereignisse, so gut sie konnten. Bean hatte den Krieg mit den Schaben bereits hinter sich gelassen.
    Jetzt zählte nur noch, wie es auf der Erde weiterging. Als ein unsicherer Waffenstillstand unterzeichnet wurde, der die Kämpfe kurzfristig beendete, wusste Bean, dass das nicht von Dauer sein würde. Man würde ihn brauchen. Sobald er zur Erde zurückkehrte, konnte er sich auf seine neue Rolle vorbereiten. Enders Krieg ist vorbei, dachte er. Der nächste wird meiner sein.
    Während Bean eifrig die Nachrichten verfolgte, blieben die anderen Kids in ihren Quartieren unter Bewachung, und als in ihrem Bereich von Eros der Strom ausfiel, hockten sie dort im Dunkeln. Zweimal wurde dieser Abschnitt der Flure angegriffen, aber ob die Russen versuchten, zu den Kindern zu gelangen, oder einfach zufällig in diese Gegend geraten waren, hätte niemand sagen können.
    Ender wurde erheblich schärfer bewacht, aber er wusste es nicht. Er war vollkommen erschöpft, und wahrscheinlich wollte oder konnte er die Ausmaße dessen, was er getan hatte, nicht ertragen, also blieb er tagelang bewusstlos.
    Erst als die Kämpfe zu Ende gingen, kam er wieder zu sich.
    Dann hoben sie den Stubenarrest der Kinder auf und holten sie zusammen. Gemeinsam pilgerten sie zu dem Zimmer, in dem Ender unter Bewachung und medizinischer Obhut stand. Er wirkte äußerlich fröhlich und war imstande, Witze zu machen. Aber Bean sah eine tiefe Erschöpfung, eine Traurigkeit in seinen Augen, die er unmöglich ignorieren konnte. Der Sieg war ihn teuer zu stehen gekommen, mehr als jeden anderen.
    Mehr als mich, dachte Bean, obwohl ich wusste, was ich tat, und er unschuldig war und keinerlei böse Absicht hatte. Er quält sich, und ich mache einfach weiter. Vielleicht war der Tod von Poke für mich wichtiger als der Tod einer gesamten Spezies, die ich nie gesehen habe. Ich kannte Poke – sie ist in meinem Herzen geblieben. Die Schaben kannte ich nie. Wie kann ich um sie trauern?
    Ender kann es.
    Nachdem sie Ender berichtet hatten, was geschehen war, während er geschlafen hatte, strich ihm Petra zögernd durchs Haar. »Bist du okay?«, fragte sie.

Weitere Kostenlose Bücher