Enders Schatten
Anfang gewarnt hatte, hatte Achilles Poke nie verziehen, dass sie ihn geschlagen hatte. Er hatte sie jetzt umgebracht, weil er Odysseus die Schuld daran geben konnte. Und dann hatte er sich hingesetzt und darüber geredet, wie gut sie war und dass sie ihr alle dankbar sein sollten und dass alles, was Achilles für sie erreichte, eigentlich von Poke erreicht worden war.
Also hat Bean die ganze Zeit recht gehabt. Mit allem. Achilles ist ein guter Papa für die Familie, aber er ist auch ein Mörder, und er verzeiht nie.
Poke wusste das. Bean hatte sie gewarnt, und sie hatte es gewusst und Achilles trotzdem zu ihrem Papa gemacht. Hatte ihn ausgewählt und war dafür gestorben. Sie war wie dieser Jesus, von dem Helga in der Suppenküche immer erzählte, wenn sie aÃen. Sie war für ihre Leute gestorben. Und Achilles, er war wie Gott, er lieà die Leute für ihre Sünden bezahlen, ganz gleich, was sie getan hatten.
Das Wichtigste war, sich mit Gott gut zu stellen. Das ist es doch, was Helga immer predigt? Stell dich gut mit Gott.
Ich werde mich mit Achilles gut stellen. Ich werde meinen Papa ehren, so viel ist sicher, damit ich am Leben bleibe, bis ich alt genug bin, um allein zurechtzukommen.
Was Bean anging, nun, Bean war schlau, aber nicht schlau genug, um am Leben zu bleiben, und wenn man nicht schlau genug ist, um am Leben zu bleiben, ist man tot besser dran.
Als Sergeant um die erste Ecke bog und allen dort erzählte, dass Achilles Odysseus aus jeder Suppenküche in der Stadt verbannt hatte, weinte er nicht mehr. Er hatte die Trauer hinter sich gelassen. Jetzt ging es ums Ãberleben. Sergeant wusste, dass Odysseus niemanden umgebracht hatte, aber er hatte es vorgehabt, und es war immer noch wichtig für die Sicherheit der Familie, dass er starb. Pokes Tod lieferte eine gute Ausrede, um zu verlangen, dass der Rest der Papas sich zurückhielt und ihn Achilles überlieÃ. Wenn alles vorbei war, würde Achilles der Anführer der Papas von Rotterdam sein. Und Sergeant würde neben ihm stehen und das Geheimnis seiner Rache kennen und nichts verraten, denn so würde Sergeant, würde die Familie, würden alle StraÃenkinder von Rotterdam überleben.
4
Erinnerungen
»Ich habe mich, was den ersten Jungen angeht, geirrt. Die Ergebnisse sind gut, aber sein Charakter ist nicht angemessen für die Kampfschule.«
»Das kann ich den Tests, die Sie mir gezeigt haben, nicht entnehmen.«
»Er ist sehr aufgeweckt. Er gibt die richtigen Antworten, aber sie sind nicht aufrichtig.«
»Und was für einen Test haben Sie benutzt, um das herauszufinden?«
»Er hat jemanden umgebracht.«
»Oh. Das ist ein Nachteil. Und der andere? Was soll ich mit so einem kleinen Kind anfangen? Einen so kleinen Fisch würde ich normalerweise wieder in den Fluss zurückwerfen.«
»Unterrichten Sie ihn. Füttern Sie ihn. Er wird wachsen.«
»Er hat nicht einmal einen Namen.«
»Hat er doch.«
»Bean? Das ist kein Name, sondern ein Witz.«
»Es wird keiner mehr sein, wenn er mit der Schule fertig ist.«
»Behalten Sie ihn, bis er fünf ist. Machen Sie so viel aus ihm wie möglich und zeigen Sie mir dann die Ergebnisse.«
»Ich muss noch mehr Kinder suchen.«
»Nein, Schwester Carlotta, das müssen Sie nicht. In all den Jahren Ihres Suchens ist der hier der Beste, den Sie gefunden haben, und es bleibt uns nicht mehr genug Zeit, einen anderen zu finden. Sorgen Sie dafür, dass mit dem hier alles stimmt, und die IF wird Ihre Arbeit honorieren.«
»Sie machen mir Angst, wenn Sie sagen, dass keine Zeit mehr bleibt.«
»Das verstehe ich nicht. Christen erwarten doch seit Jahrtausenden das baldige Ende der Welt.«
»Aber nicht ein Ende nach dem anderen.«
»Was will man machen?«
Zunächst interessierte sich Bean nur für das Essen. Es gab genug davon. Er aà alles, was sie ihm vorsetzten. Er aÃ, bis er satt war â dieses wunderbarste aller Worte, das bisher keine Bedeutung für ihn gehabt hatte. Er aÃ, bis er vollgestopft war. Er aÃ, bis ihm schlecht wurde. Er aà so häufig, dass er jeden Tag aufs Klo gehen konnte, manchmal sogar zweimal am Tag. Lachend sagte er zu Schwester Carlotta: »Ich bin nur noch mit Essen und Kacken beschäftigt.«
»Wie jedes Tier im Wald«, sagte die Nonne. »Aber es wird Zeit, dass du anfängst, dir dieses Essen zu
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