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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Da war doch etwas Illegales im Gang.«
    Â»Kann schon sein«, meinte Bean. »Ich war nur froh, aus der Toilette rauszukommen.«
    Â»Aber du warst nackt, hast du gesagt. Und du hast den ›Sauberen Ort‹ ganz allein verlassen?«
    Â»Nein, jemand hat mich gefunden. Ich kam aus der Toilette, und ein Erwachsener hat mich gefunden.«
    Â»Was ist passiert?«
    Â»Er hat mich mit nach Hause genommen. So habe ich Kleidung bekommen. Ich hab sie damals Kleidung genannt.«
    Â»Du konntest reden.«
    Â»Ein wenig.«
    Â»Und dieser Erwachsene hat dich mit nach Hause genommen und dir Kleidung gegeben.«
    Â»Ich glaube, es war ein Hausmeister. Ich weiß jetzt mehr über Berufe, und das war wohl sein Job. Er hat abends gearbeitet, und er trug keine Uniform wie die Wachmänner.«
    Â»Was ist passiert?«
    Â»Damals habe ich zum ersten Mal etwas darüber erfahren, was legal und illegal ist. Es war nicht legal für ihn, ein Kind zu haben. Ich habe gehört, wie er sich wegen mir mit dieser Frau stritt, aber das meiste davon habe ich nicht verstanden. Am Ende wusste ich allerdings, dass er verloren und sie gewonnen hatte, und er fing an, mit mir darüber zu reden, dass ich gehen müsse, und ich bin gegangen.«
    Â»Er hat dich einfach ausgesetzt?«
    Â»Nein, ich bin gegangen. Ich denke, er hatte vor, mich einem anderen zu geben, und das hat mir Angst gemacht, also bin ich gegangen, bevor er mich weggeben konnte. Aber ich war nicht mehr nackt oder hungrig. Er war nett. Nachdem ich weg war, hatte er sicher keinen Ärger mehr.«
    Â»Und dann hast du also angefangen, auf der Straße zu leben.«
    Â»Irgendwie. Ich habe ein paar Plätze gefunden, wo sie mir zu Essen gegeben haben. Aber jedes Mal haben andere Kinder, größere, das gesehen, und sie kamen schreiend und bettelnd an, und die Leute haben entweder aufgehört, mich zu füttern, oder die größeren Kinder haben mich aus dem Weg geschubst oder mir das Essen gleich aus der Hand gerissen. Ich hatte Angst. Einmal war ein größerer Junge so wütend auf mich, weil ich Essen hatte, dass er mir einen Stock in den Hals gesteckt hat und ich mich übergeben musste, direkt auf der Straße. Er hat sogar versucht, es zu essen, aber er konnte nicht, ihm ist auch schlecht geworden. Damals hatte ich die meiste Angst. Später habe ich mich die ganze Zeit versteckt. Die ganze Zeit.«
    Â»Und gehungert.«
    Â»Und beobachtet«, meinte Bean. »Ich hab gegessen. Hier und da. Ich bin nicht gestorben.«
    Â»Nein, das bist du nicht.«
    Â»Ich hab viele gesehen, die gestorben sind. Viele tote Kinder. Große und kleine. Ich hab mich gefragt, wie viele von ihnen wohl aus dem ›Sauberen Ort‹ stammen.«
    Â»Hast du welche von ihnen erkannt?«
    Â»Nein. Niemand hat so ausgesehen, als hätte er je an dem ›Sauberen Ort‹ gelebt. Alle sahen hungrig aus.«
    Â»Bean, ich danke dir, dass du mir das alles erzählt hast.«
    Â»Sie wollten es doch wissen.«
    Â»Ist dir eigentlich klar, dass es an sich völlig unmöglich ist, dass du diese drei Jahre überlebt hast?«
    Â»Ich nehme an, das bedeutet, ich bin tot.«
    Â»Ich wollte nur … ich sage nur, dass Gott dich beschützt haben muss.«
    Â»Ja. Ja, sicher. Und warum hat er diese toten Kinder nicht beschützt?«
    Â»Er hat sie zu sich geholt, weil er sie lieb hat.«
    Â»Dann hat er mich also nicht lieb?«
    Â»Doch, dich hat er auch lieb, er … «
    Â»Weil, wenn er mich so gut beschützt hat, hätte er mir doch hin und wieder was zu essen geben können.«
    Â»Er hat dich zu mir gebracht. Er hat große Dinge mit dir vor, Bean. Du kennst vielleicht nicht den Grund, aber Gott hat dich nicht ohne Grund so wunderbarerweise am Leben gehalten.«
    Bean wollte nicht mehr darüber reden. Sie sah so glücklich aus, wenn sie über Gott sprach, aber er wusste noch nicht mal genau, was Gott überhaupt war. Es war, als wolle sie Gott den Verdienst für alles Gute geben, aber wenn etwas schlecht war, dann erwähnte sie Gott entweder gar nicht oder kam mit irgendwas, wieso es trotzdem gut gewesen sei. Aber so, wie Bean es sah, wären die toten Kinder lieber am Leben geblieben, etwas mehr Essen hätte genügt. Wenn Gott sie so lieb hatte und tun konnte, was er wollte, warum hatte er diesen Kindern dann nicht einfach mehr zu essen gegeben? Und wenn er wollte, dass sie

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