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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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man in seinem eigenen Kopf nicht zwischen nützlicher und fehlerhafter Information unterschied, lernte man überhaupt nichts, man ersetzte einfach nur Unwissen durch falschen Glauben, was keine Verbesserung darstellte.
    Der Mann hatte allerdings recht, wenn er anmerkte, wie nutzlos es war, darüber zu sprechen. Wenn ich weiß, dass der Lehrer einen Fehler macht, und ich nichts sage, bleibe ich der Einzige, der es weiß, und das verschafft mir einen Vorteil über die, die dem Lehrer glauben.
    Â»Drittens«, fuhr der Mann fort, »scheint meine Aussage nur widersprüchlich und unmöglich zu sein, weil du nicht über die Oberfläche der Situation hinausgedacht hast. Tatsächlich trifft es nicht unbedingt zu, dass eine einzige Person die höchste Punktzahl von allen in diesem Shuttle hat. Das liegt daran, dass es viele Tests gab, körperliche, geistige, soziale, psychologische, und viele Wege zu definieren, worin eine Bestleistung besteht, also auch viele Möglichkeiten, körperlich oder gesellschaftlich oder psychologisch zum Kommandanten geeignet zu sein. Kinder, die die besten Ergebnisse bei der Ausdauerprüfung hatten, hatten vielleicht nicht die besten Ergebnisse beim Krafttest; Kinder, die die höchste Punktzahl für Gedächtnisleistungen erreichten, haben vielleicht bei vorwegnehmender Analyse nicht so gut abgeschnitten. Kinder mit bemerkenswerten sozialen Fähigkeiten sind vielleicht schwächer, wenn es um den Aufschub von Genüssen geht. Fängst du jetzt an zu begreifen, wie oberflächlich das Denken war, das zu deinem dummen und nutzlosen Schluss geführt hat?«
    Nero nickte.
    Â»Lass uns noch einmal das Geräusch deiner Blähungen hören, Nero. Und sprich genauso laut, wenn du deine Fehler zugibst, wie du laut dabei warst, sie zu machen.«
    Â»Ich habe mich geirrt.«
    Es gab keinen Jungen im Shuttle, der in diesem Augenblick nicht lieber gestorben wäre, als mit Nero zu tauschen. Und dennoch verspürte Bean auch so etwas wie Neid, obwohl er nicht verstand, wieso er das Opfer solcher Foltern beneiden sollte.
    Â»Und dennoch«, sagte der Mann, »hast du auf diesem Flug vielleicht weniger unrecht als bei allen anderen Shuttles mit Frischlingen, die zur Kampfschule fliegen, und weißt du auch, warum?«
    Nero entschied sich, besser nichts mehr zu sagen.
    Â»Weiß jemand warum? Kann es jemand erraten? Ich lade zu Spekulationen ein.«
    Niemand nahm die Einladung an.
    Â»Dann will ich einen Freiwilligen bestimmen. Es gibt hier ein Kind, das – so seltsam das klingen mag – ›Bean‹ heißt. Würde dieses Kind sich bitte melden?«
    Jetzt geht es los, dachte Bean. Er war von Entsetzen erfüllt, aber er war auch aufgeregt, denn dies war es, was er wollte, obwohl er den Grund nicht kannte. Schaut mich an. Redet mit mir, ihr mit der Macht, ihr mit der Autorität.
    Â»Ich bin hier, Sir«, sagte Bean.
    Der Mann sah sich demonstrativ um und tat so, als wäre er nicht imstande, Bean zu finden. Das war selbstverständlich nur Theater – er hatte genau gewusst, wo Bean saß, bevor er ihn noch erwähnte. »Mir ist nicht ganz klar, woher deine Stimme kommt. Würdest du bitte die Hand heben?«
    Sofort hob Bean die Hand. Er erkannte zu seiner Beschämung, dass seine Hand nicht über die hohe Sitzlehne hinausreichte.
    Â»Ich kann dich immer noch nicht sehen«, sagte der Mann, obwohl er es selbstverständlich konnte. »Ich erlaube dir, die Gurte zu lösen und dich auf deinen Sitz zu stellen.«
    Bean gehorchte sofort, schälte sich aus den Gurten und sprang auf. Er war kaum höher als die Sitzlehne vor ihm.
    Â»Ah, da bist du«, sagte der Mann. »Bean, wärst du wohl so freundlich, darüber zu spekulieren, wieso Nero in diesem Shuttle vielleicht eher recht hatte als in jedem anderen?«
    Â»Vielleicht hat jemand hier bei vielen Tests die höchste Punktzahl gehabt.«
    Â»Nicht nur bei vielen Tests, Bean. Bei allen Tests des Intellekts. Allen psychologischen Tests. Allen, die etwas mit der Fähigkeit zu kommandieren zu tun haben. Bei jedem einzelnen davon. Eine höhere Punktzahl als jeder andere in diesem Shuttle.«
    Â»Also hatte ich doch recht«, sagte Nero mit erneutem Trotz.
    Â»Nein, hattest du nicht«, entgegnete der Mann. »Dieses bemerkenswerte Kind, das bei allen Prüfungen, die mit Kommandofähigkeit zu tun haben, die höchste Punktzahl

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