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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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dumm, dass sie glauben, es sei besser, ihre dümmsten Gedanken für sich zu behalten. Du jedoch verstehst die tiefe Wahrheit, dass du deine Dummheit öffentlich zeigen musst. Deine Dummheit für dich zu behalten würde bedeuten, sich ihr hinzugeben, dich an sie zu klammern, sie zu beschützen. Aber wenn du deine Dummheit öffentlich machst, gibst du dir die Gelegenheit, dass sie auffällt, dass sie verbessert werden und durch Weisheit ersetzt werden kann. Seid tapfer, ihr alle, wie Nero Boulanger, und wenn ihr einen Gedanken von solch überragender Ignoranz habt, dass ihr glaubt, ihr wäret tatsächlich schlau, macht auf jeden Fall irgendwelchen Lärm, damit eure geistigen Begrenzungen sich in den winselnden Furz eines Gedankens verwandeln und ihr die Chance habt, etwas zu lernen.«
    Nero murmelte etwas.
    Â»Hört euch das an – weitere Blähungen, aber diesmal sogar noch weniger artikuliert als zuvor! Sag es uns, Nero. Sprich es laut aus. Du belehrst uns alle durch das Beispiel deines Mutes, so halbherzig er auch sein mag.«
    Ein paar Schüler lachten.
    Â»Und jetzt hör dir das an – dein Furz hat andere Fürze hervorgelockt, von Typen, die ebenso dumm sind, weil sie glauben, sie wären dir irgendwie überlegen und leuchtende Beispiele genialen Intellekts.«
    Jetzt erklang kein Lachen mehr.
    Bean spürte so etwas wie Gefahr, denn er wusste, dass dieser verbale Schlagabtausch, oder genauer gesagt, dieser einseitige verbale Angriff, diese Folter, dieses öffentliche Lächerlichmachen, irgendwie einen gewundenen Pfad finden würde, der zu ihm hinführte. Er wusste nicht, wieso er das vermutete, denn der Mann in Uniform hatte ihm nicht einmal einen Blick zugeworfen, und Bean hatte keinen Laut von sich gegeben, hatte nichts getan, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aber er wusste, dass er und nicht Nero die grausamsten Dolchstöße von diesem Mann würde hinnehmen müssen.
    Dann wurde Bean klar, wieso er so überzeugt war, dass es sich gegen ihn wenden würde. Das hier war eine eklige kleine Auseinandersetzung darüber, ob jemand höhere Punktzahlen erreicht hatte als jeder andere im Shuttle. Und Bean hatte ohne jeden ersichtlichen Grund angenommen, dass er das Kind mit der höchsten Punktzahl war.
    Nun, da ihm klar wurde, was er gedacht hatte, wusste er sofort, wie absurd das war. Diese Kinder waren alle älter und mit viel mehr Vorteilen aufgewachsen. Er hatte nur Schwester Carlotta als Lehrer gehabt – Schwester Carlotta und selbstverständlich die Straße, obwohl bei den Tests nur wenige Dinge aufgetaucht waren, die er dort gelernt hatte.
    Es war vollkommen unmöglich, dass er die höchste Punktzahl haben konnte. Und dennoch wusste er mit absoluter Sicherheit, dass diese Diskussion gefährlich für ihn war.
    Â»Ich habe gesagt, du sollst es laut aussprechen, Nero. Ich warte.«
    Â»Ich verstehe immer noch nicht, wieso das, was ich gesagt habe, dumm gewesen sein soll«, raunte Nero.
    Â»Erstens war es dumm, weil ich hier alle Autorität habe und du keine, also habe ich auch die Macht, dir das Leben zur Hölle zu machen, und du hast nicht die Macht, dich davor zu schützen. Wie viel Intelligenz braucht es folglich, um den Mund zu halten und zu vermeiden, überhaupt aufzufallen? Was läge näher, wenn man einer so ungleichen Machtverteilung gegenübersteht?«
    Nero wand sich auf seinem Sitz.
    Â»Zweitens hast du mir offenbar zugehört, aber nicht, um nützliche Informationen zu erhalten, sondern um mich bei einem logischen Fehler zu erwischen. Das sagt uns, dass du daran gewöhnt bist, schlauer zu sein als deine Lehrer, und dass du ihnen zuhörst, um sie bei Fehlern zu erwischen und den anderen Schülern zu beweisen, wie schlau du bist. Das ist eine absolut sinnlose, dumme Art, Lehrern zuzuhören, und es macht mir vollends klar, dass du monatelang Zeit verschwenden wirst, bevor du endlich eins begreifst: Die einzige Transaktion, die zählt, ist die Weitergabe nützlicher Informationen durch Erwachsene, die sie besitzen, an Kinder, die nicht darüber verfügen, und es stellt einen kriminellen Missbrauch von Zeit dar, sie bei Fehlern erwischen zu wollen.«
    Bean war nicht dieser Ansicht, aber er schwieg. Der kriminelle Missbrauch von Zeit bestand darin, die Lehrer auf die Fehler hinzuweisen. Sie dabei zu erwischen – die Fehler zu bemerken – war essenziell. Wenn

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