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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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erreichte, hatte nämlich bei den körperlichen Tests die niedrigste Punktzahl. Und wisst ihr auch, warum?«
    Niemand antwortete.
    Â»Bean, da du ohnehin gerade stehst, könntest du vielleicht darüber spekulieren, wieso dieses eine Kind bei den körperlichen Tests so schlecht abgeschnitten hat?«
    Bean wusste, dass er in der Falle saß. Und er weigerte sich, sich vor der offensichtlichen Antwort zu verstecken. Er würde es aussprechen, obwohl die Frage dazu gedacht war, die anderen dazu zu bringen, ihn für die Antwort zu verachten. Andererseits würden sie das sowieso tun, ganz gleich, wer antwortete.
    Â»Vielleicht hat er die geringste Anzahl bei den körperlichen Tests, weil er sehr, sehr klein ist.«
    Das Aufstöhnen vieler Jungen zeigte, wie angewidert sie von dieser Antwort waren. Von der Arroganz und Eitelkeit, die dahintersteckte.
    Aber der Mann in der Uniform nickte nur ernst.
    Â»Wie man von einem Jungen mit solch bemerkenswerten Fähigkeiten erwarten würde, hast du vollkommen recht. Nur die ungewöhnlich kleine Statur dieses Jungen hielt Nero davon ab, absolut richtigzuliegen, als er behauptete, dass es ein Kind geben müsse, dessen Testergebnisse besser seien als die jedes anderen.«
    Er wandte sich Nero zu. »So dicht daran, ein vollkommener Narr zu sein«, meinte er. »Und dennoch … selbst wenn du recht gehabt hättest, dann nur zufällig. Eine Uhr, die nicht mehr geht, zeigt auch zweimal am Tag die richtige Zeit an. Jetzt setz dich hin, Bean, und leg deinen Gurt wieder an. Der Shuttle ist betankt, und wir starten bald durch.«
    Bean setzte sich. Er konnte die Feindseligkeit der anderen Kinder spüren. Im Augenblick gab es nichts, was sich dagegen tun ließ, und er war ohnehin nicht sicher, ob es sich wirklich so nachteilig auswirken würde. Was zählte, war die viel interessantere Frage: Warum hatte der Mann ihn so in den Mittelpunkt gestellt? Wenn es darum ging, die Kinder zum Wettbewerb zu ermutigen, hätten sie auch einfach eine Liste mit allen Testergebnissen herumreichen können, damit jeder sah, wo er stand. Stattdessen hatte man Bean bloßgestellt. Er war bereits der Kleinste und wusste aus Erfahrung, dass er damit zur Zielscheibe für jeden boshaften Impuls im Herzen eines jeden kleinen Tyrannen wurde. Warum zeichneten sie also diesen großen Kreis um ihn und all diese Pfeile, die auf ihn deuteten, und verlangten praktisch, dass alle ihn zum Hauptziel ihrer Angst und ihres Hasses machten?
    Also gut, stellt euch auf das Ziel ein und haltet die Pfeile bereit. Ich werde in dieser Schule gut genug abschneiden, dass ich eines Tages die Autorität haben werde, und dann zählt es nicht mehr, wer mich mag. Dann zählt nur noch, wen ich mag.
    Â»Wie ihr euch vielleicht erinnert«, sagte der Mann, »war ich vor dem ersten Furz aus dem Mund von Nero Prahlhans hier dabei, etwas zu erklären. Ich sagte, dass ihr euch, wenn ein Kind hier offensichtlich ein hervorragendes Ziel für euer jämmerliches Bedürfnis abgibt, Überlegenheit in einer Situation zu beweisen, in der ihr unsicher seid, ob man euch als den Helden anerkennt, für den ihr euch haltet, besser zurückhalten und davon absehen solltet zu zwicken, zu schubsen, zuzuschlagen oder gar provozierende, höhnische Bemerkungen zu machen und zu schnauben wie ein Warzenschwein, nur weil ihr jemanden für ein leichtes Ziel haltet. Und der Grund, wieso ihr davon Abstand nehmen solltet, besteht darin, dass ihr nicht wisst, wer aus dieser Gruppe einmal euer Kommandant sein wird, der Admiral, während ihr erst ein Captain seid.
    Glaubt bloß nicht auch nur für einen einzigen Augenblick, dass sie vergessen werden, wie ihr sie behandelt habt, denn wenn ihr das glaubt, seid ihr wirklich dumm. Sind sie gute Kommandanten, werden sie euch im Kampf effektiv einsetzen, ganz gleich, wie sehr sie euch verabscheuen. Aber sie brauchen euch nicht unbedingt dabei zu helfen, mit eurer Karriere weiterzukommen. Sie brauchen nicht freundlich und nachsichtig zu sein. Denkt darüber nach. Die Leute, die ihr hier seht, werden euch vielleicht eines Tages Befehle erteilen, die darüber entscheiden, ob ihr sterbt oder überlebt. Ich schlage vor, daran zu arbeiten, ihren Respekt zu erwerben, statt sie zu erniedrigen, nur damit ihr wie auf dem Schulhof prahlen könnt.«
    Wieder bedachte der Mann Bean mit einem eisigen Lächeln.
    Â»Und ich wette, dass Bean hier

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