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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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gedrückt. Es schien eine Ewigkeit unablässig so weiterzugehen.
    Dann … Stille.
    Stille und eine Welle von Panik. Sie fielen abermals, aber diesmal gab es kein Abwärts, nur Übelkeit und Angst.
    Bean schloss die Augen. Es half nichts. Er öffnete sie wieder und versuchte, sich neu zu orientieren. Keine Richtung gab ihm Gleichgewicht. Aber er hatte sich auf der Straße beigebracht, sich nicht von Übelkeit überwältigen zu lassen – vieles von dem Essen, das er gefunden hatte, war schon ein wenig verdorben gewesen, und er hatte es sich nicht leisten können, sich zu übergeben. Also fing er mit seiner Anti-Übelkeits-Routine an: tief Luft holen und sich ablenken, indem er sich darauf konzentrierte, mit den Zehen zu wackeln. Und nach überraschend kurzer Zeit war er an die Schwerelosigkeit gewöhnt. Solange er nicht erwartete, dass irgendwo unten war, ging es ihm gut.
    Die anderen Kinder hatten keine solche Übung, oder vielleicht waren sie auch nur empfindlicher gegenüber dem jähen, gnadenlosen Verlust des Gleichgewichts. Nun wurde klar, wieso man ihnen verboten hatte, vor dem Start etwas zu essen. Es gab viel Würgen, aber wenn nichts im Magen ist, gibt es auch keinen Dreck, keinen Gestank.
    Dimak kehrte in die Shuttlekabine zurück und stand jetzt an der Decke. Wie putzig, dachte Bean. Eine weitere Lektion begann, diesmal darüber, wie man die üblichen Annahmen über Richtung und Schwerkraft loswurde. Konnten diese Kinder wirklich dermaßen dumm sein, dass man ihnen so offensichtliche Dinge beibringen musste?
    Bean verbrachte die Zeit der Lektion damit herauszufinden, wie viel Druck es brauchte, um sich in seinen lose sitzenden Gurten zu bewegen. Die anderen Kinder waren groß genug, dass die Gurte festsaßen und jede Bewegung verhinderten. Bean allein hatte ausreichend Spielraum, um etwas manövrieren zu können. Er nutzte es so gut wie möglich aus. Er war entschlossen, bis sie die Kampfschule erreichten, schon ein wenig Übung darin zu haben, sich in der Schwerelosigkeit zu bewegen. Er nahm an, dass im Raum sein Überleben eines Tages davon abhängen würde, genau zu wissen, wie viel Kraft erforderlich war, seinen Körper in Bewegung zu versetzen, und wie viel, um diese Bewegung wieder aufzuhalten. Und es im Kopf zu wissen war nicht halb so wichtig, wie dass der Körper es wusste. Etwas analysieren zu können war gut und schön, aber Reflexe waren es, die einem das Leben retteten.

6
    Enders Schatten
    Â»Normalerweise sind Ihre Berichte über eine Frischlingsgruppe kurz: ein paar Ruhestörer, ein Zwischenfallbericht, oder – und das sind die besten – gar nichts.«
    Â»Es steht Ihnen frei, sämtliche Teile meines Berichts außer Acht zu lassen, Sir.«
    Â»Sir? O je, wir sind heute aber empfindlich.«
    Â»Welchen Teil meines Berichts hielten Sie denn für übertrieben?«
    Â»Für mich klingt dieser Bericht wie ein Liebeslied.«
    Â»Ich fand, es würde vielleicht ein wenig kriecherisch wirken, bei jedem Shuttle die Methoden einzusetzen, die Sie bei Ender Wiggin angewendet haben, aber … «
    Â»Sie machen das bei jedem Shuttle?«
    Â»Wie Ihnen schon aufgefallen ist, Sir, ergibt das interessante Ergebnisse. Es führt zu einem sofortigen Selektionsprozess.«
    Â»Einem Sortieren in Kategorien, die es sonst vielleicht nicht einmal geben würde. Dennoch nehme ich das Kompliment an, das Sie mir durch Ihr Handeln gemacht haben. Aber sieben Seiten über Bean – haben Sie wirklich so viel aus einer Reaktion erfahren, die in erster Linie stille Willfährigkeit war?«
    Â»Das meine ich ja gerade, Sir. Es war alles andere als das. Es war – ich war es, der das Experiment durchführte, aber es kam mir so vor, als würde mich ein großes Auge durchs Mikroskop betrachten und als wäre ich der Gegenstand auf dem Objektträger.«
    Â»Er hat Sie also beunruhigt.«
    Â»Er würde jeden aus dem Konzept bringen. Er ist kalt, Sir. Und doch … «
    Â»Und doch lodert ein Feuer in ihm, ja, ich habe Ihren Bericht gelesen. Jede einzelne faszinierende Seite davon.«
    Â»Danke, Sir.«
    Â»Ich glaube, Sie wissen, dass es allgemein als zweckmäßig gilt, keine Vorlieben für Schüler zu entwickeln.«
    Â»Sir?«
    Â»In diesem Fall bin ich jedoch entzückt, dass Sie sich so sehr für Bean interessieren. Weil ich es nämlich nicht tue. Ich habe

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