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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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schon einen Jungen, von dem ich glaube, dass er für uns die beste Wahl wäre. Aber wir stehen wegen Beans verfluchter gefälschter Testergebnisse unter beträchtlichem Druck, ihm besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Also soll er diese Aufmerksamkeit auch bekommen. Und zwar von Ihnen.«
    Â»Aber, Sir … «
    Â»Vielleicht sind Sie nicht imstande, einen Befehl von einer Einladung zu unterscheiden.«
    Â»Ich mache mir nur Sorgen, weil … ich denke … er hält offenbar nicht viel von mir.«
    Â»Gut. Dann wird er Sie unterschätzen. Es sei denn, Sie glauben, dass seine schlechte Meinung korrekt ist.«
    Â»Verglichen mit ihm, Sir, sind wir vielleicht alle ein bisschen dumm.«
    Â»Ihr Auftrag ist, ihm Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Versuchen Sie, ihn nicht gleich anzubeten.«
    An diesem ersten Tag in der Kampfschule hatte Bean nichts weiter als das Überleben im Kopf. Niemand würde ihm helfen – dafür hatte Dimak mit seiner kleinen Ansprache im Shuttle gesorgt. Sie legten es darauf an, dass er umgeben war von … von was? Bestenfalls Rivalen, schlimmstenfalls Feinden. Also war es wieder wie auf der Straße. Nun, das war schon in Ordnung. Bean hatte auf der Straße überlebt. Und er hätte weiter dort überlebt, auch wenn Schwester Carlotta ihn nicht gefunden hätte. Selbst ohne Pablo – Bean hätte es vielleicht sogar geschafft, wenn Pablo, der Hausmeister, ihn nicht in der Toilette des »Sauberen Orts« gefunden hätte.
    Also beobachtete er. Er hörte zu. Alles, was die anderen lernten, musste er ebenfalls lernen, und vielleicht sogar besser als sie. Und darüber hinaus musste er auch das herausfinden, was den anderen entging – wie die Gruppen funktionierten, wie die Kampfschule aufgebaut war. Wie die Lehrer miteinander auskamen. Bei wem die Macht lag. Wer vor wem Angst hatte. Jede Gruppe hatte ihre Bosse und ihre Schleimer, ihre Rebellen und ihre dummen Schafe. Jede Gruppe hatte starke Verbindungen und schwache, Freundschaften und Heucheleien. Lügen in Lügen in Lügen. Und Bean musste alles so schnell wie möglich erforschen, um Freiräume zu finden, in denen er überleben konnte.
    Man brachte sie in ihre Unterkunft und teilte ihnen Betten, Spinde und kleine, tragbare Pulte zu, die viel komplizierter waren als das, was er beim Unterricht mit Schwester Carlotta benutzt hatte. Ein paar begannen sich sofort damit zu beschäftigen, versuchten zu programmieren oder die eingebauten Spiele zu erforschen, aber Bean interessierte sich nicht dafür. Das Computersystem der Kampfschule war keine Person; es würde langfristig hilfreich sein, es zu durchschauen, aber heute war das noch unwesentlich. Was Bean herausfinden musste, war, was sich außerhalb der Frischlings-Unterkünfte befand.
    Schon bald begaben sie sich nach draußen. Sie waren am »Morgen« eingetroffen, wenn man der Weltraumzeit nach ging – was zum Ärger von vielen in Europa und Asien Florida-Zeit bedeutete, da die Stationen seit ihren frühesten Anfängen von dort aus kontrolliert wurden.
    Die Kinder in Beans Frischlingsgruppe kamen aus Europa, und so war für sie später Nachmittag, was bedeutete, dass sie ein ernstes Zeitproblem haben würden. Dimak erklärte, dass die Kur dafür in angestrengter körperlicher Betätigung und danach einem kurzen Schläfchen am frühen Nachmittag bestünde – nicht mehr als drei Stunden – , worauf sie wieder aufstehen und weitere Übungen machen würden, sodass sie am Abend zur üblichen Schlafenszeit für Schüler die Betten aufsuchen konnten.
    Sie stellten sich im Flur in einer Reihe auf. »Grün-Braun-Grün«, sagte Dimak und zeigte ihnen, wie Linien in diesen Farben an den Flurwänden sie immer wieder zu ihrer Unterkunft bringen würden. Bean fand sich mehrmals aus der Reihe geschubst und landete schließlich am Ende. Das interessierte ihn nicht – reines Geschubse führte nicht zu Blutvergießen und hinterließ keine Prellungen, und ganz hinten war der beste Beobachtungsplatz.
    Andere Kinder kamen im Flur an ihnen vorbei, manchmal einzeln, manchmal zu zweit oder zu dritt, die meisten in bunten Uniformen in vielen unterschiedlichen Mustern. Einmal kamen sie an einer ganzen Anzahl von Kindern vorbei, die alle gleich gekleidet waren, Helme trugen und extravagante Waffen hielten und die mit einer Entschlossenheit vorübertrabten, die

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