Enders Schatten
gröÃte Gefahr dar.
Sie drückten ihre Handflächen auf eine Scannerplatte an der Wand, dann rutschten sie eine Stange hinunter â das erste Mal, dass Bean je eine vollkommen glatte Stange hinuntergerutscht war. In Rotterdam hatte er sich an Regenrinnen, Lichtmasten und Verkehrsschildern nach unten gelassen. Sie kamen in einem Teil der Kampfschule heraus, in dem höhere Schwerkraft herrschte. Bean erkannte erst, wie leicht sie auf der Ebene der Unterkünfte gewesen sein mussten, als er spürte, wie schwer er hier unten in der Sporthalle war.
»Es ist nur ein wenig schwerer als die normale Schwerkraft der Erde«, sagte Dimak. »Ihr müsst mindestens eine halbe Stunde täglich hier verbringen, oder eure Knochen fangen an, sich aufzulösen. Und ihr müsst diese Zeit mit Training verbringen, damit ihr auf dem Höhepunkt eurer Ausdauer bleibt. Das ist der Schlüssel â Ausdauerübungen, nicht Muskeltraining. Ihr seid zu klein, als dass eure Körper reines Muskeltraining verkraften könnten, und das arbeitet hier gegen euch. Ausdauer, die brauchen wir.«
Den Kindern sagte das wenig, aber schon bald hatte der Trainer es ihnen klargemacht: viel Laufen auf den Bändern, Radfahren, Treppensteigen, Liegestützen, Bauchmuskelübungen, und das alles ohne Gewichte. Es gab ein paar Gewichte, doch die waren für die Lehrer. »Eure Herzfrequenz wird von dem Augenblick an überwacht, wenn ihr hier hereinkommt«, sagte der Trainer. »Wenn die Herzfrequenz nicht innerhalb von fünf Minuten nach eurem Eintreffen steigt und sie nicht die nächsten fünfundzwanzig Minuten auf einem hohen Niveau bleibt, geht das in eure Akte ein, und ich sehe es auf der Kontrolltafel hier.«
»Ich erhalte auch einen Bericht darüber«, ergänzte Dimak, »und dann kommt ihr auf die Schweineliste, damit alle sehen, wie faul ihr wart.«
Schweineliste. Das ist also das Werkzeug, das sie benutzen. Jemanden vor den anderen beschämen. Dumm. Als ob das Bean interessiert hätte.
Die Kontrolltafel war es, der sein Interesse galt. Wie konnten sie ihre Herzfrequenz messen und automatisch von ihrem Eintreffen an wissen, was sie taten? Er hätte die Frage beinahe laut gestellt, aber dann fiel ihm die einzig mögliche Antwort ein: die Uniform. Es lag an der Kleidung. Ein Scannersystem. Es verriet ihnen wahrscheinlich noch erheblich mehr als nur die Herzfrequenz. Sie konnten jedes Kind in der Station ununterbrochen verfolgen. Es musste Hunderte und Aberhunderte von Kindern hier geben, und die Station verfügte über Computer, die ihren Aufenthaltsort, die Herzfrequenz und wer weià was sonst noch an Informationen über sie aufzeichneten. Gab es irgendwo einen Raum, in dem Lehrer jeden ihrer Schritte überwachten?
Oder vielleicht war es doch nicht die Kleidung. Immerhin mussten sie die Handfläche auflegen, bevor sie hereinkamen, angeblich, um sich zu identifizieren. Vielleicht gab es in diesem Raum besondere Scanner.
Zeit, das herauszufinden. Er hob die Hand.
»Sir!«, sagte er.
»Ja?« Der Trainer schaute ein zweites Mal hin, als er bemerkte, wie klein Bean war, und ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er warf Dimak einen Blick zu. Dimak lächelte weder, noch lieà er sich anderweitig anmerken, dass er verstand, was der Trainer dachte.
»Befindet sich der Herzfrequenzmonitor in der Kleidung? Wenn wir einen Teil unserer Kleidung beim Trainieren ablegen, wird das ⦠«
»Es ist nicht erlaubt, die Uniform in der Sporthalle abzulegen«, unterbrach ihn der Trainer. »Der Raum wird bewusst kühl gehalten, damit ihr keine Kleidung ablegen müsst. Ihr werdet die ganze Zeit überwacht.«
Nicht unbedingt eine Antwort, aber es verriet ihm, was er wissen musste. Die Ãberwachung hing von der Kleidung ab. Vielleicht gab es etwas darin, das sie identifizierte, und sobald die Kinder die Handflächen auf den Scanner drückten, wussten die Scanner in der Sporthalle, welches Kind welche Kleidung trug. Das ergab noch am ehesten Sinn.
Also war die Kleidung vermutlich noch anonym, wenn man eine saubere Uniform anzog, bis man irgendwo einen Handflächenscanner benutzte. Das war wichtig â es bedeutete, dass es vielleicht möglich war, nicht verfolgt zu werden, auch wenn man nicht unbedingt nackt war. Hier nackt zu sein, nahm Bean an, würde wahrscheinlich auffallen.
Alle trainierten, und der Trainer sagte ihnen, wer
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