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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Schülern und ein paar Einzelne. Genau so, wie sie die Messe verlassen haben. Sie haben sich ein wenig zusammengetan – drei Einzelne wurden zu einer Dreiergruppe, zwei Paare trafen zu viert ein –, aber wenn es eine größere Ablenkung im Flur gegeben hätte, hätten sich erheblich mehr Kinder zusammengefunden, und nachdem die Störung beendet war, wäre eine erheblich größere Gruppe gemeinsam in der Unterkunft eingetroffen.«
    Â»Aha. Also ein einzelner Schüler, der einundzwanzig Minuten unerkannt abwesend war.«
    Â»Ich fand, Sie sollten es zumindest wissen.«
    Â»Was hätte er in einundzwanzig Minuten schon anfangen können?«
    Â»Sie wissen, wer es war?«
    Â»Ich werde es bald erfahren. Werden die Toiletten beobachtet? Sind wir sicher, dass nicht jemand einfach so nervös war, dass er sich übergeben hat?«
    Â»Die Eintritts- und Ausgangsmuster der Toiletten waren normal.«
    Â»Also gut. Ich werde herausfinden, um wen es sich handelte. Und beobachten Sie die Daten der Gruppe weiter.«
    Â»Es war also richtig von mir, Sie darauf aufmerksam zu machen?«
    Â»Haben Sie etwa daran gezweifelt?«
    Beans Schlaf war nur leicht gewesen, und er hatte gelauscht, wie er es immer tat, und erinnerte sich, zweimal erwacht zu sein. Er stand nicht auf, sondern blieb liegen und lauschte weiter dem Atem der anderen. Beide Male war irgendwo im Saal leises Flüstern zu hören gewesen. Immer Kinderstimmen, und ohne jede Dringlichkeit, aber das Geräusch hatte genügt, um Bean zu wecken und aufhorchen zu lassen, nur für einen Augenblick, bis er sicher war, dass keine Gefahr bestand.
    Er erwachte zum dritten Mal, als Dimak hereinkam. Noch bevor er sich setzte, wusste Bean, wer es war, hatte es aus dem Gewicht seiner Stiefel, der Sicherheit seiner Bewegungen und der autoritären Ausstrahlung geschlossen. Bean hatte die Augen schon offen, bevor Dimak sprach; er war auf allen vieren und bereit, sich in jede Richtung zu bewegen, ehe Dimak seinen ersten Satz beendet hatte.
    Â»Das Schäferstündchen ist vorbei, Jungs und Mädels, jetzt wird gearbeitet.«
    Es hatte nichts mit Bean zu tun. Zumindest ließ sich Dimak nicht anmerken, ob er wusste, was Bean nach dem Essen und vor dem Schlafengehen getan hatte. Keine unmittelbare Gefahr.
    Bean saß auf seinem Bett, während Dimak ihnen erklärte, wie sie die Spinde und Pulte benutzen sollten. »Berührt die Wand neben dem Spind, und er öffnet sich. Schaltet das Pult ein und tragt Namen und Passwort ein.«
    Bean berührte sofort seinen Spind mit der rechten Hand, aber nicht das Pult. Stattdessen warf er einen Blick zu Dimak, der gerade damit beschäftigt war, einem anderen Schüler in der Nähe der Tür zu helfen, und kletterte dann auf das leere dritte Bett über seinem und berührte diesen Spind mit der linken Hand. Auch in diesem Spind befand sich ein Pult. Rasch schaltete er sein eigenes Pult ein und gab seinen Namen und ein Passwort ein. Bean. Achilles. Dann holte er das andere Pult heraus und schaltete es ein. Name? Poke. Passwort? Carlotta.
    Er schob das zweite Pult zurück in den Spind und schloss die Tür, warf sein erstes Pult auf sein eigenes Bett und rutschte hinterher. Er sah sich nicht um, um festzustellen, ob jemand ihn bemerkt hatte. Wenn das der Fall war, würden sie schon bald etwas sagen; sich umzusehen würde nur die Aufmerksamkeit auf ihn lenken und ihn verdächtig machen, während er sonst nicht aufgefallen wäre.
    Selbstverständlich würden die Erwachsenen wissen, was er getan hatte. Tatsächlich bemerkte Dimak es wahrscheinlich gerade jetzt, als ein Kind sich beschwerte, dass sein Spind sich nicht öffnen ließ. Also wusste der Computer der Station, wie viele Schüler hier waren, und hatte aufgehört, Spinde zu öffnen, als die richtige Anzahl erreicht war. Aber Dimak drehte sich nicht um und fragte, wer zwei Spinde geöffnet hatte. Stattdessen drückte er die eigene Handfläche auf den Schrank des letzten Schülers. Die Tür ging auf. Er schloss sie wieder, und nun reagierte sie auf die Hand des Schülers.
    Sie würden ihm also seinen zweiten Spind, sein zweites Pult, seine zweite Identität lassen. Zweifellos würden sie ihn mit besonderem Interesse beobachten, um zu sehen, was er damit anfing. Er würde daran denken müssen, tatsächlich hier und da etwas damit zu tun, recht ungeschickt, sodass sie

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