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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Wiggin zu sehen. Wenn er dort wäre, wäre er zweifellos von Bewunderern umgeben. Aber inmitten der Gruppen, die er sah, befanden sich nur die üblichen prestigegierigen Cliquenbilder, die sich für Anführer hielten und daher ihrer Gruppe überallhin folgten, um diese Illusion aufrechtzuerhalten. Unmöglich konnte einer von ihnen Ender Wiggin sein. Und Bean würde nicht fragen.
    Stattdessen versuchte er sich an mehreren Spielen. Aber jedes Mal schoben ihn andere Kinder, wenn er zum ersten Mal verlor, aus dem Weg. Das waren interessante Regeln. Die Schüler wussten, dass selbst der kleinste, grünste Frischling ein Recht auf seine Spielzeit hatte – sobald die zu Ende war, endete allerdings auch der Schutz durch die Regeln. Und sie schubsten ihn rauer weg als notwendig, damit die Botschaft klarer wurde: Du hättest das Spiel nicht benutzen und mich warten lassen dürfen. Genau wie in den Essensschlangen vor den Suppenküchen in Rotterdam – nur dass es hier um etwas vollkommen Unwichtiges ging.
    Es war interessant festzustellen, dass es nicht der Hunger war, der einige Kinder auf der Straße zu Schlägern und Tyrannen werden ließ. Diese Eigenschaft war anscheinend schon in ihnen angelegt, und ganz gleich, was auf dem Spiel stand, sie würden eine Möglichkeit finden zu handeln, wie sie handeln mussten. Wenn es um Essen ging, würden die Verlierer sterben; aber auch wenn es nur um Spiele ging, zögerten die Schläger nicht, brutal zu sein und die gleiche Botschaft zu übermitteln: Tu, was ich will, oder du zahlst dafür.
    Intelligenz und Bildung, worüber all diese Kinder verfügten, machte offenbar keinen großen Unterschied. Nicht, dass Bean das bisher angenommen hätte.
    Dass nicht viel auf dem Spiel stand, änderte nichts an Beans Reaktion auf die anderen. Er gab einfach nach, ohne sich zu beschweren, und merkte sich, wer die Schläger waren. Nicht, dass er vorhatte, sie zu bestrafen oder sie zu meiden. Er würde sich einfach erinnern, wer sich so benommen hatte, und das in Betracht ziehen, wen n er in einer Situation war, i n de r diese Informationen sich als wichtig erweisen könnten.
    Es hatte keinen Sinn, emotional zu werden. Emotional zu werden half nicht beim Überleben. Was zählte war, alles zu erforschen, die Situation zu analysieren, sich für ein Vorgehen zu entscheiden und dann unerschrocken zu handeln. Erforschen, nachdenken, entscheiden, handeln. Auf dieser Liste gab es keinen Platz für »Emotionalität«. Nicht, dass Bean keine Emotionen gehabt hätte. Er weigerte sich nur einfach, über sie nachzudenken, näher darauf einzugehen oder sie seine Entscheidungen beeinflussen zu lassen, wenn etwas Wichtiges auf dem Spiel stand.
    Â»Er ist sogar noch kleiner, als Ender es war.«
    Schon wieder. Bean hatte langsam genug davon.
    Â»Sprich nicht mit mir über diesen hijo de la puta, bicho.«
    Bean wurde aufmerksam. Ender hatte einen Feind. Bean hatte sich schon gefragt, wann er einen entdecken würde, denn jemand, der an der Spitze der Rangliste stand, konnte nicht ausschließlich Bewunderung hervorrufen. Wer hatte das gesagt? Bean schlenderte näher zu der Gruppe, in der der Satz gefallen war. Die gleiche Stimme erklang wieder. Und wieder. Und dann wusste er es: Das da war der Junge, der Ender einen hijo de la puta genannt hatte.
    Er hatte die Silhouette irgendeiner Eidechse auf der Uniform und ein einzelnes Dreieck am Ärmel. Keiner der Jungen in seiner Nähe hatte ein Dreieck. Alle konzentrierten sich auf ihn. War er der Mannschaftskapitän?
    Bean musste mehr erfahren. Er zupfte am Ärmel eines Jungen, der neben ihm stand.
    Â»Was ist?«, fragte der Junge gereizt.
    Â»Wer ist der Junge da?«, erkundigte sich Bean. »Der Mannschaftskapitän mit der Eidechse.«
    Â»Das ist ein Salamander, du Trottel. Die Salamander- Armee . Und er ist der Kommandant .«
    Mannschaften heißen also Armeen. Kommandant ist der Rang mit dem Dreieck. »Wie heißt er?«
    Â»Bonzo Madrid. Und er ist sogar noch ein größeres Arschloch als du.«
    Der Junge ließ Bean stehen.
    Also war Bonzo Madrid verwegen genug, seine Abneigung gegen Ender Wiggin öffentlich zu machen, aber ein Kind, das nicht in Bonzos Armee war, verachtete ihn und hatte keine Angst, das einem Fremden mitzuteilen.
    Gut zu wissen. Der einzige Feind Enders, den er bisher gefunden hatte, war also verachtenswert.
    Aber

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