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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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würden schon bald merken, dass etwas nicht stimmte, und ihn finden.
    Es war die schlimmste Erfahrung seines Lebens gewesen, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, sich jemals wieder so verstecken zu müssen. Es war nicht der enge Raum, der ihn gestört hatte, oder die Nässe oder dass er hungrig und allein gewesen war. Es ging darum, dass der einzige Ausweg in die Arme seiner Verfolger geführt hatte.
    Nun, da er das verstand, konnte er sich entspannen. Er hatte sich nicht um das Belüftungssystem gekümmert, weil er eine Gefahr spürte, die noch nicht bis in sein Bewusstsein gedrungen war. Er hatte es getan, weil er sich erinnert hatte, wie schrecklich es gewesen war, als kleines Kind im Spülkasten versteckt gewesen zu sein. Welche Gefahren hier auch immer lauern mochten, er hatte sie noch nicht gespürt. Es war nur eine Kindheitserinnerung gewesen, die an die Oberfläche drängte. Schwester Carlotta hatte ihm gesagt, dass ein großer Teil des menschlichen Verhaltens aus Reaktionen auf längst vergangene Gefahren bestand. Bean war das damals unvernünftig erschienen, aber er hatte nicht widersprochen, und jetzt sah er, dass sie recht gehabt hatte.
    Und woher sollte er wissen, dass es nicht einmal eine Zeit geben würde, in der das gefährliche, schmale, enge Versteck im Belüftungssystem vielleicht genau der Weg war, den er einschlagen musste, um sein Leben zu retten?
    Er berührte die Wand nicht, um Grün-Braun-Grün aufleuchten zu lassen. Er wusste genau, wo seine Unterkunft lag. Wie auch nicht? Er war schon dort gewesen, und er kannte jeden Schritt zwischen den Schlafsälen und jeder anderen Stelle, die er auf der Station aufgesucht hatte.
    Als er die Unterkunft erreichte, war Dimak mit den langsameren Essern noch nicht zurück. Beans gesamte Erforschung der Station hatte nicht mehr als zwanzig Minuten gedauert, das Gespräch mit Petra und die beiden schnellen Computerspiele, die er beobachtet hatte, eingeschlossen.
    Ungeschickt zog er sich vom unteren Bett hoch, sodass er eine Weile mit der Brust auf dem Rand des oberen Stahlrahmens hing. Lange genug, dass es ziemlich genau an der gleichen Stelle wehtat, die er sich verletzt hatte, als er aus dem Schacht geklettert war.
    Â»Was machst du da?«, knurrte ein Junge von einem Bett in der Nähe aus.
    Da ohnehin keiner die Wahrheit verstehen würde, konnte er sie auch offen aussprechen: »Ich verletze mir die Brust.«
    Â»Ich versuche zu schlafen«, maulte der andere Junge. »Du solltest auch schlafen.«
    Â»Nachmittagsschlaf!«, murmelte ein anderer. »Ich komme mir vor, als wäre ich vier Jahre alt.«
    Bean fragte sich vage, wie das Leben dieser Jungen wohl ausgesehen hatte, wenn ein Nachmittagsschlaf sie an die Zeit erinnerte, als sie vier Jahre alt gewesen waren.
    Schwester Carlotta stand neben Pablo de Noches und betrachtete den Spülkasten der Toilette. »Von der antiquierten Sorte«, sagte Pablo. »Norteamericano. Einige Zeit sehr beliebt, als die Niederlande international wurden.«
    Sie hob den Deckel des Kastens an. Sehr leicht. Plastik.
    Als sie aus der Toilette kamen, sah die Büroleiterin, die sie herumgeführt hatte, neugierig zu ihr hin. »Es ist doch nicht gefährlich, die Toiletten zu benutzen?«
    Â»Nein«, antwortete Schwester Carlotta. »Ich musste nur einmal einen Blick hineinwerfen, das ist alles. Eine Flottenangelegenheit. Ich wüsste es zu schätzen, wenn Sie unseren Besuch hier nicht weiter erwähnen würden.«
    Das war selbstverständlich die beste Gewähr dafür, dass sie über nichts anderes mehr redeten. Aber Schwester Carlotta verließ sich darauf, dass es nur wie seltsamer Klatsch klingen würde.
    Wer immer in diesem Gebäude eine Organfarm betrieben hatte, würde nicht entdeckt werden wollen, und mit so schrecklichen Unternehmungen ließ sich viel Geld verdienen. Auf diese Weise belohnte der Teufel seine Freunde – Unmengen Geld, bis zu dem Augenblick, wenn er sie verriet und sie ganz allein die Qualen der Hölle ertragen mussten.
    Als sie vor der Tür standen, wandte sie sich wieder an Pablo. »Er hat sich wirklich da drin versteckt?«
    Â»Er war winzig«, sagte Pablo de Noches. »Er kroch herum, als ich ihn fand, aber er war auf einer Seite bis zur Schulter und bis zur Brust klatschnass. Ich dachte, er hätte in die Windeln gemacht, aber das verneinte er. Dann zeigte er mir die

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