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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Gehorsam freiwillig war und letztlich von der freien Entscheidung der Person abhing, die den Befehl empfing. Und am Ende würde sie ja auch gehorchen. Sie wollte nur dafür sorgen, dass Bean nicht unter der Information zu leiden hatte. Wenn sie erführen, dass er so eng mit dem Opfer und dem Täter eines Mords in Verbindung gestanden hatte, würden sie ihn vielleicht aus dem Programm werfen. Aber wenn sie sicher sein konnte, dass es in Ordnung war, darüber zu sprechen, ließe sich vielleicht etwas dabei herausschlagen.
    Es brauchte eine weitere Stunde, bevor die gesicherte Konferenz aufgebaut war, und als Graff auf dem Display über ihrem Computer erschien, wirkte er alles andere als erfreut. »Was ist das denn jetzt schon wieder für ein Spielchen, Schwester Carlotta?«
    Â»Sie haben zugenommen, Colonel Graff. Das ist nicht gesund.«
    Â»Achilles«, sagte er.
    Â»Mann mit einem Fersenproblem«, erwiderte sie. »Hat Hektor getötet und seine Leiche um die Mauern von Troja geschleppt. Und er hatte ein Auge auf ein gefangenes Mädchen namens Briseis geworfen.«
    Â»Sie wissen, dass das nicht der Kontext ist.«
    Â»Ich weiß noch mehr als das. Ich weiß, dass Sie den Namen in etwas gefunden haben, was Bean geschrieben hat, denn er wird nicht ›Achilles‹ ausgesprochen, sondern ›Achihl‹ – französisch.«
    Â»Da kennt sich anscheinend jemand aus.«
    Â»Die Muttersprache hier ist Holländisch, obwohl Flotten-Common es inzwischen völlig an den Rand gedrängt hat.«
    Â»Schwester Carlotta, es gefällt mir nicht, wie Sie die Kosten für diese Konferenz verschwenden.«
    Â»Und ich werde über nichts weiter sprechen, bevor ich nicht weiß, wieso Sie es wissen wollen.«
    Graff holte ein paarmal tief Luft. Sie fragte sich, ob seine Mutter ihm wohl beigebracht hatte, bis zehn zu zählen, oder ob er bei den Nonnen in der katholischen Schule gelernt hatte, sich auf die Zunge zu beißen.
    Â»Wir versuchen etwas zu begreifen, was Bean geschrieben hat.«
    Â»Zeigen Sie es mir, und ich helfe Ihnen, so gut ich kann.«
    Â»Er liegt nicht mehr in Ihrer Verantwortung, Schwester Carlotta«, sagte Graff.
    Â»Warum fragen Sie mich dann nach ihm? Ja, Sie sind jetzt für ihn verantwortlich. Kann ich wieder an die Arbeit gehen?«
    Graff seufzte und machte etwas mit seinen Händen, was auf dem Display nicht zu sehen war. Einen Augenblick später erschien der Text von Beans Tagebucheintrag auf dem Display vor Graffs Gesicht. Sie las es und lächelte.
    Â»Nun?«, fragte Graff.
    Â»Er verscheißert Sie, Colonel.«
    Â»Wie meinen Sie das?«
    Â»Er weiß, dass Sie es lesen werden. Er führt Sie hinters Licht.«
    Â»Das wissen Sie?«
    Â»Achilles hat ihm vielleicht wirklich ein Beispiel gegeben, aber kein gutes. Achilles hat jemanden verraten, den Bean sehr schätzte.«
    Â»Seien Sie nicht so vage, Schwester Carlotta.«
    Â»Ich bin nicht vage. Ich habe Ihnen gesagt, was ich Sie wissen lassen wollte. Genau das, was Sie hören wollten. So, wie Bean Ihnen gesagt hat, was Sie hören wollten. Ich kann Ihnen versichern, dass diese Tagebucheinträge für Sie nur nützlich sein werden, wenn Sie erkennen, dass er diese Dinge für Sie schreibt, mit der Absicht zu täuschen.«
    Â»Warum? Weil er da unten kein Tagebuch geführt hat?«
    Â»Weil er ein perfektes Gedächtnis hat«, sagte Schwester Carlotta. »Er würde niemals seine Gedanken in eine lesbare Form übertragen. Er behält die Dinge für sich. Immer. Sie werden kein Dokument von ihm finden, das nicht dazu gedacht ist, dass Sie es lesen.«
    Â»Würde es einen Unterschied machen, wenn er das unter einem anderen Namen geschrieben hat? Einem, von dem er glaubt, dass wir ihn nicht kennen?«
    Â»Aber Sie wissen davon, und daher weiß er, dass Sie davon wissen, und der andere Name dient nur dazu, Sie zu verwirren. Wie man sieht, hat es funktioniert.«
    Â»Ich hatte vergessen, dass Sie dieses Kind für schlauer als Gott halten.«
    Â»Es kümmert mich nicht, dass Sie meine Einschätzung nicht teilen. Je besser Sie ihn kennen lernen, desto mehr wird Ihnen klar werden, dass ich recht habe. Eines Tages werden Sie sogar die Testergebnisse glauben.«
    Â»Was ist erforderlich, damit Sie mir bei dieser Sache helfen?«, fragte Graff.
    Â»Versuchen Sie es doch mal mit der Wahrheit darüber, was diese

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