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Enders Schatten

Enders Schatten

Titel: Enders Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Veränderung war nämlich unbestreitbar. Am ersten Morgen schickte Achilles Sergeant in die Schlange vor Helgas Suppenküche an der Aert van Nesstraat, denn wenn sie ohnehin windelweich geprügelt würden, sagte er, könnten sie es auch gleich mit dem besten Essen in Rotterdam versuchen, falls sie noch etwas davon abbekämen, bevor sie starben. So redete er, aber er ließ sie am Tag zuvor alles üben, bis es zu dunkel wurde, damit sie besser zusammenarbeiteten und sich nicht so schnell verrieten, wie sie es getan hatten, als sie sich mit ihm anlegten. Die Übung gab ihnen mehr Selbstvertrauen. Achilles sagte immer wieder: »Sie werden dies versuchen«, und: »Sie werden das erwarten«, und weil er selbst ein Schläger war, vertrauten sie ihm auf eine Weise, wie sie Poke nie vertraut hatten.
    Poke, dumm wie immer, versuchte, sich weiterhin so zu verhalten, als hätte sie das Sagen und als hätte sie die Ausbildung nur an Achilles delegiert. Bean bewunderte, dass Achilles sich nicht mit ihr anlegte und dennoch seine Pläne und Anweisungen in keiner Weise änderte, wenn sie etwas sagte. Drängte sie ihn, etwas zu tun, was er bereits tat, tat er es einfach weiter. Es gab keinen Trotz, keinen Machtkampf. Achilles handelte, als hätte er schon gesiegt, und weil die anderen Kinder ihm folgten, war auch genau das der Fall.
    Die Schlange vor Helgas Suppenküche bildete sich früh, und Achilles beobachtete sorgfältig, wie die Schläger, die später eintrafen, sich entsprechend einer Hierarchie in die Reihe stellten. Sie wussten, wer welches Vorrecht genoss. Bean versuchte die Kriterien zu verstehen, nach denen Achilles entschied, mit welchem Schläger Sergeant sich anlegen sollte. Es war nicht der schwächste, und diese Wahl war schlau, denn besiegten sie den schwächsten Schläger, würden sie nur jeden Tag weitere Kämpfe erleben. Es war aber auch nicht der stärkste. Während Sergeant über die Straße ging, versuchte Bean herauszufinden, was das Besondere an dem Schläger war, den sie ausgesucht hatten, und dann begriff er es: Es war der stärkste Schläger, der keine Freunde bei sich hatte.
    Er war groß und sah gemein aus, also würde ein Sieg über ihn etwas hermachen. Aber er sprach mit niemandem und grüßte niemanden. Er befand sich außerhalb seines Territoriums, und mehrere andere Schlagetote warfen ihm schon ablehnende Blicke zu und versuchten ihn einzuschätzen. Es hätte an diesem Tag in der Schlange vielleicht einen Kampf gegeben, wenn Achilles nicht gerade diese Suppenküche und diesen Fremden ausgesucht hätte.
    Sergeant war so kaltblütig, wie man es sich nur wünschen konnte, und stellte sich direkt vor dem Ziel in die Schlange. Einen Augenblick stand der Schläger nur da und starrte ihn an, als könne er nicht glauben, was er sah. Dieses kleine Kind würde doch sicher bald seinen tödlichen Fehler erkennen und wegrennen. Aber Sergeant benahm sich, als bemerke er nicht einmal, dass der Schläger da war.
    Â»He!«, sagte der Schläger. Er versetzte Sergeant einen derben Schubs, und dem Winkel des Schubses nach hätte Sergeant aus der Schlange fliegen müssen. Aber Achilles hatte ihn angewiesen, den Fuß sofort aufzusetzen und sich nach vorn zu werfen, gegen den Schläger vor ihm, obwohl das nicht die Richtung war, in die der andere ihn geschubst hatte.
    Der Schläger vorn drehte sich um und fauchte Sergeant an, der in kläglichem Tonfall erwiderte: »Er hat mich geschubst.«
    Â»Er hat sich selbst geschubst«, sagte das Opfer.
    Â»Sehe ich so dumm aus?«, fragte Sergeant.
    Der Schläger vorn blickte den von Achilles ausgewählten Jungen abschätzend an. Ein Fremder. Zäh, aber nicht unbesiegbar. »Pass bloß auf, Klappergestell.«
    Das war eine gewaltige Beleidigung unter Schlägern, da dünn zu sein für Unfähigkeit und Schwäche stand.
    Â»Pass lieber selbst auf.«
    Während dieses Austauschs führte Achilles eine ausgewählte Gruppe kleinerer Kinder auf Sergeant zu, der immer noch Leib und Leben riskierte, weil er zwischen den beiden Schlägern stehen blieb. Kurz bevor sie ihn erreichten, schossen zwei der jüngeren Kinder durch die Schlange auf die andere Seite und nahmen an der Wand direkt hinter dem Blickfeld des Ziels Aufteilung. Dann fing Achilles an zu brüllen.
    Â»Was zum Teufel bildest du dir ein, du scheißfleckiges

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