Enders Spiel
gröÃten militärischen Führer in der Geschichte, sie wollen, dass du ihre Armeen führst. Die Amerikaner. Der Hegemon. Alle bis auf den Warschauer Pakt, und die wollen deinen Tod.«
»Ist mir recht«, sagte Ender.
»Wir müssen dich von hier wegbringen. Ãberall auf Eros sind russische Raumsoldaten, und der Polemarch ist Russe. Es könnte jederzeit zu BlutvergieÃen kommen.«
Ender drehte ihnen wieder den Rücken zu. Diesmal lieÃen sie ihn. Aber er schlief nicht. Er hörte ihnen zu.
»Das hatte ich befürchtet, Rackham. Sie haben ihn zu hart angetrieben. Einige dieser kleineren AuÃenposten hätten warten können. Sie hätten ihm ein paar Tage zum Ausruhen gönnen können.«
»Fangen Sie jetzt auch damit an, Graff? Wollen Sie entscheiden, wie ich es hätte besser machen können? Sie wissen nicht, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht angetrieben hätte. Niemand weià das. Ich habe es so gemacht, wie ich es gemacht habe, und es hat funktioniert. Vor allem anderen hat es funktioniert. Prägen Sie sich diese Verteidigung ein, Graff. Vielleicht werden Sie sie auch einmal einsetzen müssen.«
»Tut mir leid.«
»Ich kann sehen, was das alles ihm angetan hat. Oberst Liki sagt, er könnte durchaus dauerhaft geschädigt sein, aber ich glaube es nicht. Er ist zu stark. Gewinnen bedeutet ihm eine Menge, und er hat gewonnen.«
»Erzählen Sie mir nichts von stark. Der Kleine ist elf. Gönnen Sie ihm ein bisschen Ruhe, Rackham. Die Situation ist noch nicht explodiert. Wir können eine Wache vor seiner Tür postieren.«
»Oder eine Wache vor einer anderen Tür postieren und so tun, als sei es seine.«
»Was auch immer.«
Sie gingen fort. Ender schlief wieder.
Die Zeit verstrich, ohne dass Ender davon etwas mitbekam. Einmal erwachte er für ein paar Minuten, als etwas auf seine Hand drückte, sich in sie bohrte, mit einem dumpfen, beharrlichen Schmerz. Er langte hinüber und berührte es; es war eine Nadel, die in einer Vene steckte. Er versuchte sie herauszuziehen, aber sie war mit Klebeband befestigt, und er war zu schwach. Ein anderes Mal erwachte er im Dunkeln, hörte Leute in seiner Nähe murmeln und fluchen. In seinen Ohren hallte das laute Geräusch wider, das ihn geweckt hatte; er erinnerte sich aber nicht an das Geräusch. »Macht die Lichter an«, sagte jemand. Und ein anderes Mal glaubte er, dicht neben sich jemanden weinen zu hören.
Es mochte ein einziger Tag gewesen sein; es mochte eine Woche gewesen sein; nach seinen Träumen hätten es Monate sein können. In seinen Träumen schien er ganze Lebensalter zu durchlaufen. Wieder der Trank des Riesen, vorbei an den Wolfskindern, erneut die schrecklichen Tode erleben, die unaufhörlichen Morde. Er hörte eine Stimme im Wald flüstern: »Du musstest die Kinder umbringen, um zum Ende der Welt zu gelangen.« Und er versuchte zu antworten: »Ich habe nie jemanden umbringen wollen.« Aber der Wald lachte ihn aus. Und wenn er von der Klippe am Ende der Welt sprang, waren es manchmal nicht Wolken, die ihn auffingen, sondern ein Jäger, der ihn zu einem günstigen Aussichtspunkt in der Nähe der Oberfläche der Krabblerwelt brachte, damit er wieder und wieder die Eruption des Todes beobachten konnte, als der Chirurg eine Kettenreaktion auf dem Planeten auslöste; dann näher und näher, bis er einzelne Krabbler explodieren, zu Licht werden, vor seinen Augen zu einem Häufchen Dreck zusammensacken sehen konnte. Und die Königin, umringt von Kleinkindern; nur war die Königin seine Mutter, und die Kinder waren Valentine und all die Kinder, die er in der Kampfschule gekannt hatte. Eines von ihnen hatte Bonzos Gesicht, und es lag aus Augen und Nase blutend da und sagte: Du hast keine Ehre. Und immer endete der Traum mit dem Bild eines Spiegels oder einer Wasserpfütze oder der metallenen AuÃenhaut eines Schiffes, etwas, das sein Gesicht widerspiegelte. Zuerst war es immer Peters Gesicht, voller Blut und mit dem Schlangenschwanz, der aus dem Mund kam. Nach einer Weile jedoch begann es sein eigenes Gesicht zu werden â alt und traurig, mit Augen, die sich angesichts einer Milliarde Morde grämten, aber es waren seine eigenen Augen, und er war damit zufrieden, sie zu tragen.
Das war die Welt, in der Ender viele Lebensalter während der fünf Tage des Ligakrieges durchlebte.
Als er
Weitere Kostenlose Bücher