Enders Spiel
ich werde langsam müde, und sie scheren sich nicht einen Dreck um die Spielregeln. Ich habe die alten Tabellen am Computer aufgerufen. In der Geschichte des Spiels hat noch nie ein Trupp so viele Feinde vernichtet â und dabei waren noch nie so viele seiner eigenen Soldaten unversehrt geblieben.«
»Du bist der Beste, Ender.«
Ender schüttelte den Kopf. »Vielleicht. Aber es war kein Zufall, dass ich die Soldaten bekommen habe, die ich habe. Startis, Ausgemusterte aus anderen Trupps â aber wirf sie zusammen, und mein schlechtester Soldat könnte Zugführer in einem anderen Trupp sein. Sie haben die Dinge für mich gezinkt, aber jetzt zinken sie alles gegen mich. Bean, sie wollen uns zerbrechen.«
»Sie können dich nicht brechen.«
»Du würdest dich wundern.« Ender atmete scharf ein, plötzlich, als verspüre er einen schmerzhaften Stich oder müsse auf einmal nach Atem schnappen; Bean sah ihn an und begriff, dass das Unmögliche geschah. Weit davon entfernt, ihn zu quälen, vertraute Ender Wiggin sich ihm vielmehr an. Nicht sehr. Aber ein bisschen. Ender war auch nur ein Mensch, und Bean war erlaubt worden, das zu sehen.
»Vielleicht würdest du dich wundern«, sagte Bean.
»Es gibt eine Grenze dafür, mit wie vielen cleveren Ideen ich jeden Tag daherkommen kann. Bald wird jemand etwas gegen mich ins Feld führen, an das ich noch nicht gedacht habe, und ich werde nicht vorbereitet sein.«
»Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Du verlierst ein Spiel.«
»Ja. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte. Ich darf kein Spiel verlieren. Denn wenn ich eines verliere â¦Â«
Er erklärte es nicht näher, und Bean fragte nicht.
»Ich brauche dich, weil du clever bist, Bean. Ich brauche dich, damit du dir Lösungen für Probleme ausdenkst, die wir noch nicht kennen. Ich will, dass du Dinge ausprobierst, die noch niemand probiert hat, weil sie absolut närrisch sind.«
»Warum ich?«
»Auch wenn es einige bessere Soldaten als dich im Drachentrupp gibt â nicht viele, aber ein paar â, gibt es niemanden, der besser und schneller denken kann als du.« Bean sagte nichts. Sie wussten beide, dass es stimmte. Ender zeigte ihm sein Pult. Zwölf Namen standen darauf, zwei oder drei aus jedem Zug. »Such dir fünf davon aus«, sagte Ender. »Einen aus jedem Zug. Sie werden eine Sondereinheit bilden, und du wirst sie trainieren. Nur während der zusätzlichen Trainingssitzungen. Sag mir, worin du sie ausbildest. Verwende nicht zu viel Zeit auf eine einzelne Sache. Die meiste Zeit wirst du mit deiner Einheit Teil des Gesamttrupps sein, Teil der regulären Züge. Nur dann nicht, wenn ich euch brauche. Wenn es etwas zu tun gibt, das nur ihr vermögt.«
»Das sind alles Neue«, sagte Bean. »Keine Veteranen.«
»Nach der letzten Woche, Bean, sind alle unsere Soldaten Veteranen. Bist du dir nicht darüber im Klaren, dass in der Rangliste der einzelnen Soldaten alle unsere vierzig Soldaten unter den ersten fünfzig sind? Dass du siebzehn Plätze nach unten gehen musst, um einen Soldaten zu finden, der kein Drache ist?«
»Was, wenn mir nichts einfällt?«
»Dann habe ich mich in dir getäuscht.«
Bean grinste. »Du hast dich nicht getäuscht.«
Die Lichter gingen aus.
»Kannst du den Rückweg finden?«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Dann bleib hier. Wenn du aufmerksam lauschst, kannst du unsere gute Fee in der Nacht kommen hören und mitkriegen, wie sie unsere Anweisungen für morgen dalässt.«
»Die werden uns morgen doch nicht schon wieder für einen Kampf einteilen, oder?«
Ender antwortete nicht. Bean hörte ihn ins Bett klettern. Er stand vom Boden auf und tat das Gleiche. Ein halbes Dutzend Einfälle ging ihm durch den Kopf, bevor er einschlief. Ender würde damit zufrieden sein â jeder davon war närrisch.
12
Bonzo
»General Pace, bitte setzen Sie sich doch. Ich nehme an, dass Sie in einer wichtigen Angelegenheit zu mir kommen.«
»Für gewöhnlich, Oberst Graff, würde ich mir nicht anmaÃen, mich in die inneren Angelegenheiten der Kampfschule einzumischen. Ihre Autonomie ist garantiert, und trotz unseres Rangunterschiedes bin ich mir sehr wohl bewusst, dass ich nur befugt bin, Ratschläge zu erteilen, nicht, Ihnen zu befehlen, MaÃnahmen zu
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