Endless: Roman (German Edition)
»ja klar.«
Die neu besetzte Geheime Garde – Abraham Holtzman war Geschäftsführer, eine Beförderung, die ihm eine administrative Macht verlieh, die ihn ganz schwindlig machte – war äußerst beeindruckt vom SuperStaker gewesen. Jon und Adam hatten beide einen Job in der Technikdesignabteilung der Manhattaneinheit bekommen. Leisha begann zögernd zuzugeben, dass es vielleicht tatsächlich so etwas wie Dämonen gab. Die Familie schaute sich in Tierheimen um, um einen Hund zu finden, den das Baby genauso liebte wie Jack Bauer und der ebenfalls über Jacks
außergewöhnliche Fähigkeiten verfügte, so dass Leisha bei der neuen Tätigkeit ihres Mannes ein wenig wohler war.
»Wir könnten endlich zusammenarbeiten«, sagte Jon zu Meena. »Das wäre doch süß.«
»Ja.« Meena lehnte in der Tür zu ihrem Schlafzimmer. »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen Zeit.«
»Sieh mal.« Jon legte sein Stück Pizza weg und blickte sie ernst an. »Du hast immer noch Angst. Ich kann das verstehen. Ich habe auch Angst.« Er zeigte auf den Verband um seine Schulter. »Sie wollen die Wunde aus Angst vor einer Infektion noch nicht einmal nähen. Zum Glück habe ich jetzt Yalena, die mir den Verband wechselt.« Ein verträumter Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Sie kommt gleich.«
»Okay«, sagte Meena. Sie griff nach Jack Bauers Leine. »Ich brauche frische Luft. Wir reden später.«
»Ist schon in Ordnung«, versicherte Jon ihr. »Solange es wirklich nur der Verbandswechsel ist, den du meidest, und nicht, du weißt schon. Etwas anderes.«
Meena bückte sich, um die Leine an Jack Bauers Halsband zu befestigen, keine leichte Aufgabe, weil der Hund so aufgeregt um sie herumtanzte.
»Was meinst du mit etwas anderes?«, fragte sie.
»Meena«, sagte Jon. Er klappte die Pizzaschachtel zu. »Ist schon okay. Ich kapiere ja, dass du dem Thema ausweichst. Und niemand wird dich deswegen in Therapie schicken, zumal Dr. Fiske ja selbst in Therapie ist, seit wir erfahren haben, dass er den Vampiren als Futtersack gedient hat. Aber ich brauche kein Psychiater zu sein, um dir sagen
zu können, dass es schon in Ordnung ist. Er ist weg. Du kannst weiterleben. Du könntest sogar Alaric anrufen. Es wird schon nichts Schlimmes passieren.«
Ihr Blick glitt zum Schlafzimmer. »Es ist schwer zu glauben, dass er komplett verschwunden ist.«
Jon folgte ihrem Blick. »Okay, ich gebe zu, es ist schwer zu glauben, dass er komplett verschwunden ist. Aber sieh es doch mal so. Du hast keinen Vampir-Lover verloren, sondern einen Schutzengel gewonnen.«
»Uh«, sagte Meena, »danke. Das ist sehr tröstlich. Aber ich habe noch nie von einem Schutzengel gehört, der ein Gemälde im Wert von einer halben Million Dollar, das er aus dem Metropolitan Museum of Art gestohlen hat, an der Wand im Schlafzimmer seiner Freundin zurücklässt.«
Jon zuckte mit den Schultern. »Es ist dein Lieblingsgemälde. Ich glaube, Lucien wollte dir damit zu verstehen geben, dass es ihm gut geht. Er wollte sich bedanken und dir sagen, dass du jetzt wieder an die Arbeit gehen musst.«
»Vielleicht«, erwiderte Meena mit blitzenden Augen, »kann ich mich deshalb nicht entscheiden, weil ich wirklich nicht weiß, ob ich weiterarbeiten möchte. Und große Brüder, die mich drängeln, kann ich nicht ausstehen, ebenso wenig wie sogenannte Schutzengel, die mir sagen, was ich tun soll. Vielleicht will ich ja tatsächlich aus dem Vampirgeschäft aussteigen.«
Jon zuckte mit den Schultern. »Alaric Wulf sagt dasselbe. Aber ich glaube es nicht.«
»Na ja«, meinte Meena, »dich hat ja auch niemand vierundzwanzig Stunden lang an ein Rohr gehängt.«
»Du hast recht«, sagte Jon. »Du brauchst wirklich frische
Luft. Und bring auf dem Rückweg Milch mit.« Er räkelte sich auf der Couch. »Wir haben keine mehr.«
Meena sah ihn finster an und verließ mit Jack Bauer die Wohnung.
Sie hatte nicht eine Sekunde lang bedauert, was sie getan hatte. Sie hatte es tun müssen. Es gab keinen anderen Weg.
Doch jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Luciens Gesicht vor sich, genau in der Sekunde, bevor er verschwunden war.
In seinem Blick hatten weder Bitterkeit noch Vorwurf gelegen. In jenem Moment hatte sie eher das Gefühl gehabt, er würde verstehen, was sie getan hatte.
Aber warum war sie dann nicht in der Lage, sich zu entscheiden, wieder für die Geheime Garde zu arbeiten?
Vielleicht weil dieses Gemälde in ihrem Schlafzimmer hing.
Sie war völlig
Weitere Kostenlose Bücher