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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Hals.
    Manchmal fragte er sich, ob seine Transformation wirklich schon vollständig war.
    In diesem Moment donnerte es, viel lauter als vorher.
    Und dem Donner war kein Blitz vorausgegangen.
    Das ganze Gebäude – und wahrscheinlich der gesamte Block – erbebte. Lucien ergriff Meenas Hand und hielt gleichzeitig die Tischkante fest, damit die Kaffeetassen nicht herunterfielen.
    »Was war das denn?«, rief sie.
    Um die Antwort zu sehen, mussten sie nur die Köpfe drehen. Dicker weißer Rauch drang aus den Fenstern der Kirche der heiligen Bernadette, deren Scheiben von der Explosion geborsten waren.
    »Was ist passiert?«, schrie die Kellnerin und griff zum Telefon, um den Notruf zu wählen. »Was hat denn das verursacht?«
    Lucien wusste es. Lucien wusste genau, was passiert war.
    Zwei Worte, nur zwei Worte.
    Alaric Wulf.

36
    Rauch.
    Jeder wusste, dass man Ungeziefer – Bienen, Ameisen, Termiten, Demonstranten, Hausbesetzer, Kriegsverbrecher, fleischfressende Vampire oder andere unappetitliche Typen – am besten durch Unannehmlichkeiten aus ihren Verstecken ins Freie lockte, damit man dort besser mit ihnen fertigwurde.
    Der leichteste Weg war, sie auszuräuchern. Niemand konnte Hitze und Rauch lange aushalten … es sei denn, sie brauchten keinen Sauerstoff zum Atmen.
    Wo Rauch war, war für gewöhnlich auch Feuer. Und Alaric war bisher noch keiner Kreatur begegnet, die der Bedrohung durch Feuer standhielt.
    Da der Kessel in dem Gebäude, das die Geheime Garde als Hauptquartier gewählt hatte, so alt und schlecht gewartet war, war es ein Leichtes, die Explosion zu verursachen, die Alaric sich erhoffte, auch wenn in diesem ungewöhnlich warmen September die Heizung noch nicht eingeschaltet war. Durch die Rohre lief immerhin heißes Wasser, das zum Kochen und Waschen gebraucht wurde.
    Um also eine Reihe katastrophaler Ereignisse hervorzurufen, die zu der Explosion in der Spring Street führten, brauchte er nur das Brauchwasserventil abzudrehen
und das Abschaltventil umzuleiten. Die Sicherheitsvorkehrung im Kessel selbst hatte er unterbunden, nachdem er das Hauptventil des Kessels und den Rücklauf geschlossen hatte.
    Er hatte zwar eine der Lederfesseln darum gebunden, verbrannte sich aber trotzdem den Fuß (wodurch seine alte Beinverletzung wieder schlimmer wurde), als er eines der Ventile abtrat, eine Maßnahme, die verhindern sollte, dass jemand den Schaden reparierte.
    Seine einzige Sorge war, dass er womöglich mit seinen Freunden in die Luft flog, wenn er nicht früh genug wegkam. Allerdings würde der Kessel zahlreiche Warnsignale abgeben, bevor er explodierte. Das Ding war so groß wie ein UPS-Truck, und kampflos würde es nicht den Geist aufgeben.
    Zwanzig. Neunzehn. Achtzehn.
    Der Kessel gab Stöhnlaute von sich, die an einen liebeskranken Yeti erinnerten. Er war sicher, dass man sie überall im Gebäude hören – und spüren – konnte.
    In einer Ecke des Raums stand ein kleiner Stuhl. Er zog ihn in die Mitte und setzte sich, um seinen verletzten Fuß nicht unnötig zu belasten. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und überlegte, was er gerne frühstücken würde, obwohl es mittlerweile wahrscheinlich eher Abendessenszeit war.
    Rührei. Und Speck. Echten Speck, nicht das magere Truthahnzeug, das er sich im Allgemeinen nur gestattete.
    Siebzehn. Sechzehn.
    Der Kessel gab ein Geräusch wie einen Pistolenschuss von sich.
    Er hörte, dass die Tür zum Heizungskeller entriegelt wurde. Dann ging sie auf. Padre Caliente höchstpersönlich trat über die Eisentreppe in den Raum, in dem Alaric saß.
    Der Padre war natürlich nicht allein gekommen. Dazu war er viel zu feige. Er wurde begleitet von den Männern in Schwarz, die Alaric am Abend zuvor bei dem desaströsen Versuch, Antonescu zu fangen, schon gesehen hatte. Sie waren mit Pfeilen und Armbrüsten ausgerüstet – den Aluminiumbogen mit Glasfaseroptik, die Holtzman für viel zu teuer hielt (und außerdem waren sie ungeeignet für den Einsatz in der Stadt).
    Mauricio trug ein fließendes Priestergewand – weiß mit grüngoldener Kante. Er sah besonders gut und vertrauenerweckend aus. Alaric fragte sich, ob er wohl gerade eine Messe zelebriert hatte … aber möglicherweise kam er auch gerade von einem Fernsehinterview.
    Padre Caliente bedachte Alaric mit einem Blick wie der Papst die Gläubigen, die sich sonntagmorgens vor dem Vatikan versammeln.
    »Was hast du getan, Wulf?«, fragte er mit müder Stimme.
    Alaric schaute ihn unschuldig an.

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