Endless: Roman (German Edition)
warfen sich nervöse Blicke zu.
Fünfzehn. Vierzehn. Dreizehn.
»Wenn du mit dem Buch lügst«, warnte Mauricio ihn, »werde ich dich töten, Meena Harper hin oder her. Ergreift ihn«, sagte er zu zwei seiner Wachen. Den anderen befahl er: »Holt die Übrigen, und dann sucht den Hausmeister. Irgendwer muss doch in der Lage sein, dieses Ding zu reparieren.«
»Hervorragende Idee«, sagte Alaric, obwohl es natürlich viel zu spät war, um auch nur irgendetwas zu reparieren.
Zuvorkommend erhob er sich, als die Wachen zu ihm traten, und wehrte sich nicht, als sie ihn grob zur Treppe
schleiften. Sein Bein schmerzte höllisch, und er brauchte Hilfe, um die Treppe hinaufzukommen. Wenn sie erst einmal oben im Flur wären, war es natürlich etwas anderes. Dann würde er sich eine Armbrust schnappen und …
»Er pfeift schon länger auf dem letzten Loch«, kommentierte Alaric die Geräusche, die der Kessel von sich gab. »Sie hätten ihn schon längst austauschen sollen, aber du hast ja sicher davon gehört, wie knapp das Budget ist.«
Zwölf. Elf. Zehn.
»Ich habe keine Zeit für solche Diskussionen«, beklagte sich Mauricio. »Der Erzbischof ist außer sich vor Wut, weil Antonescu gestern Abend entkommen ist.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Alaric. Er war schon halb die Treppe hinauf und hörte, wie im Gang Türen geöffnet wurden. Carolinas Stimme fragte: »Warum? Warum werden wir evakuiert? Was ist los?« Alaric konnte nur hoffen, dass Abraham ihnen die Nachricht geschickt hatte. Wenn der Kessel in die Luft flog, würden die Wände zwischen den einzelnen Büros, in denen Abraham und die anderen gefangen gehalten worden waren, durch die Wucht der Explosion herausgerissen werden. »Aber er wird sich freuen, dass wenigstens das Buch in Sicherheit ist.«
»Das ist ihm egal«, sagte Mauricio. »Er wollte mir sowieso nicht glauben, was es für eine Bedeutung hat. Ich versuchte ihm auch zu erklären, dass der Trick mit dem Netz nicht funktionieren konnte. Aber er hat es in irgendeiner Fernsehsendung gesehen. Das ist das Problem mit den alten Männern. Sie hören nicht auf Jüngere. Wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt haben, dann glauben sie, sie hätten recht.«
Alaric war jetzt oben an der Treppe. Er musste sich schwer auf die Soldaten stützen, doch er hatte es geschafft.
Bis er sicher war, dass Holtzman und die anderen das Gebäude verlassen hatten, würde er so tun, als sei er auf Mauricios Seite.
In Wahrheit allerdings war er sich gar nicht mehr sicher, auf wessen Seite er überhaupt stand.
Neun. Acht. Sieben.
»Absolut«, sagte Alaric. »Und dabei wissen sie gar nichts. Sie waren ja niemals draußen und haben gekämpft. Die meisten von ihnen haben noch nie einen Vampir gesehen. Wenn einer dieser Blutsauger vor ihnen stünde und ihnen seine Fangzähne zeigte, würden sie ihn wahrscheinlich segnen und für geheilt halten.«
Mauricio warf ihm einen amüsierten Blick zu.
»Genau«, sagte er. »Es wird langsam Zeit für ein neues Management. Eine neue Garde.«
»Da stimme ich dir vollkommen zu«, erwiderte Alaric. »Nur, wie machen wir es?«
»Daran arbeite ich bereits seit einiger Zeit«, sagte Mauricio. »Wir müssen von innen her vorgehen. Das ist wirklich der einzige Weg.«
»Von innen, meinst du?« Alaric sah, dass Holtzman weggeführt wurde. Unglücklicherweise bemerkte Holtzman ihn auch.
»Alaric?« Holtzman blickte ihn erschreckt an. »Bruder Henrique? Was ist passiert? Kann ich helfen?«
Bruder Henrique winkte ihm beruhigend zu. »Alles in Ordnung, Dr. Holtzman«, rief er. »Nur der Kessel spielt verrückt.«
»Der Kessel?« Holtzman riss die Augen auf. »Oh nein …«
Die Tür zum Treppenhaus ins Erdgeschoss fiel hinter ihnen zu, und Alaric konnte seine Stimme nicht mehr hören.
Sechs. Fünf. Vier.
Der Priester fuhr fort: »Wenn wir die Geheime Garde erst einmal von innen infiltrieren können, brauchen wir uns mit so lästigen Problemen nicht mehr herumzuschlagen.«
»Ach ja?« Alaric blickte in die Gesichter der Wachen. Er kannte keinen einzigen der Männer. Wer waren sie? Woher kamen sie? Er hatte geglaubt, jedes Mitglied der Geheimen Garde zu kennen. Natürlich gab es immer neue Rekruten, aber so groß war die Organisation eigentlich nicht.
»Wie zum Beispiel das Desaster im Metropolitan Museum of Art gestern Abend«, sagte Mauricio.
Alarics Herz schlug schneller. Er war sich nicht sicher, ob es am Nahrungsmangel, den Schmerzen in seinem Bein oder der Vorfreude
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