Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Zeit verbringen kann, einen besten Freund. Maureen, ich weiß, das wird Sie nicht freuen zu hören, aber Sie sind seit Jahren die erste Frau, die dieser beste Freund für mich sein könnte. Es ist doch erstaunlich, wie viel wir gemeinsam haben, finden Sie nicht?“
„Da irren Sie sich aber gewaltig“, sagte sie. „Wir haben so gut wie gar nichts gemeinsam. Ich bin katholisch, Sie evangelisch. Ich bin fast Nonne geworden, Sie waren Pfarrer.“
„Fast eine Nonne und fünf Söhne in zehn Jahren und nur zu Ihrer Information: Ich bin immer noch ordiniert.“
„Tzzz!“, machte sie. „Ich spiele gern Tennis, Golf und Bridge.“
„Und ich laufe“, sagte er. „Tennis könnte ich lernen. Und Golf mag ich auch. Doch Bridge finde ich schreiend langweilig.“
Sie lachte. „Ich auch“, gestand sie. „Aber die Frauen treffen sich nun mal zum Bridgespielen, also schließe ich mich an. Aber, mein lieber George, ich werde ganz sicher keinem Mann etwas versprechen, den ich erst so kurze Zeit kenne. Und …“
„Natürlich nicht, Maureen! Mein Vorschlag wäre der: Machen wir weiter wie bisher! Das kann nicht so schwer sein. Wir bleiben in Kontakt, treffen uns ab und zu, lernen einander immer besser kennen und verbringen Zeit zusammen, wann immer uns danach ist. Sie möchten Ihre kleine Enkelin besuchen, und ich will ein Auge auf Noah haben. In einem halben Jahr wissen wir dann, in welche Richtung sich unsere Beziehung entwickelt. Und glauben Sie mir – ein halbes Jahr ist lang für einen alten Mann wie mich! Ich bin immerhin schon siebzig.“
Sie sah ihn prüfend an. „Und wie steht es mit Ihrer Gesundheit?“
„Ausgezeichnet! Ich habe aus Marys Fehler gelernt. Ich gehe alle sechs Monate zur Vorsorge. Angeblich habe ich Probleme mit dem Cholesterin, doch das beunruhigt mich nicht allzu sehr. Mein Vater wurde achtundachtzig.“
„Ich habe auch erhöhte Cholesterinwerte und zu hohen Blutdruck.“
„Wirklich?“
Sie zuckte mit den Schultern.
„Ist das nicht erstaunlich? Mein Arzt sagt immer, solange wir die Dinge behandeln können, sind wir schwer totzukriegen.“
Maureen schüttelte den Kopf und lachte. Sie wollte ihm keine Hoffnungen machen in Bezug auf seine verrückte Idee, obwohl sie sich schon vorstellen konnte, dass es ihr Spaß machen würde, mit ihm unterwegs zu sein. Sehr viel Spaß sogar. „Ich würde Ihren Vorschlag gern mit meinem Gemeindepfarrer besprechen.“
„Was auch immer Ihnen hilft“, entgegnete er. „Aber welchen Vorschlag meinen Sie? Dass wir uns besser kennenlernen sollen oder dass wir gemeinsam im Wohnmobil durchs Land reisen?“
Sie gab keine Antwort, sondern nagte an ihrer Unterlippe und dachte daran, wie sie als junge Mutter zu ihrem Gemeindepfarrer gegangen war und ihm anvertraut hatte, dass sie nicht noch weitere Kinder wollte, sie war vollkommen zufrieden mit ihrer Rasselbande. Sie hatte damals seinen Segen gewollt – den Segen der Kirche –, um ein Verhütungsmittel zu nehmen. Allerdings hatte der Mann sich nicht als große Hilfe erwiesen. Zwei Mal hatte sie es mit natürlichen Verhütungsmethoden versucht und zwei Mal Pech gehabt. Das Ergebnis waren Sean und Patrick junior. Sie schnalzte mit der Zunge, ohne es zu bemerken. Das alles war über dreißig Jahre her, und auch in der Kirche war man in solchen Dingen inzwischen etwas fortschrittlicher. Doch damals, das musste sie zugeben, war es ihr nicht leichtgefallen, sich an manche kirchliche Vorschrift zu halten.
„Vergessen Sie, was ich gerade gesagt habe“, meinte sie. „Was haben wir diesmal Schönes zum Lunch?“
„Wunderbare fettige Sandwiches vom Feinkostladen, Krautsalat, Eistee und Brownies. Wie hört sich das an?“
Sie lächelte. „Besser, als Sie ahnen!“
Beim nächsten Aussichtspunkt mit Blick aufs Meer fuhr George raus. Sie setzten sich an den Wohnzimmertisch im Wohnwagen und aßen ihre Sandwiches, während sie über Orte in Amerika sprachen, an denen sie noch nie gewesen waren und die sie gerne mal besuchen wollten. Maureen lebte in Arizona und hatte trotzdem noch nie den Grand Canyon gesehen. George wollte seine Wohnmobilreise auch auf Kanada und Alaska ausdehnen. Es hörte sich nach einer absoluten Traumreise an.
„George“, sagte Maureen. „Was, wenn einer von uns beiden krank wird?“
„Wir fahren ja nicht in den afrikanischen Busch“, beschwichtigte er sie. „Wo wir hinfahren, gibt es überall Ärzte und Krankenhäuser.“ Er unterbrach sich und lächelte sie an. „Aber das ginge
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