Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Wohnzimmer, die beide über schöne hohe Decken verfügten. Die beiden Räume waren durch einen geschnitzten Holzbogen miteinander verbunden, der allerdings schlampig mit mehreren Schichten weißer Farbe übertüncht worden war. Überhaupt war das gesamte Haus in einer billigen weißen Farbe gestrichen worden, die nicht sonderlich gut deckte.
Die Treppe ins obere Stockwerk befand sich gleich gegenüber der Eingangstür. Auch das hölzerne Treppengeländer hatte man mit billiger Farbe überkleistert. Die Treppe führte zu einer Galerie, deren flurähnliche Verlängerung zu den Schlafzimmern führte. Schon seit Ewigkeiten galt dieser Baustil nicht mehr als modern und erinnerte Ellie an den Saloon in der Fernsehserie „Rauchende Colts“. Fast erwartete sie, dass gleich Miss Kitty am oberen Ende der Treppe auftauchen würde.
Sie durchwanderte die mit Müll verdreckten Zimmer und betrat den hinteren Teil des Hauses. Hinter den beiden großen Zimmern lag die große Küche sowie ein weiteres kleines Zimmer.
„Oben sind drei Schlafzimmer“, erklärte Noah. „Ein ziemlich großes und zwei normal große. Es gibt keine großen Schränke und leider nur ein Badezimmer – typisch für die Zeit, in der das Haus erbaut wurde. Aber die Veranda auf der Rückseite ist sehr breit, und gegebenenfalls kann man alles so verändern, dass dort ein weiteres Zimmer entsteht. Vielleicht kann man hier unten auch ein zusätzliches Gästebad einrichten. Außerdem ist der Keller nicht ausgebaut. Daraus kann man was machen – auch wenn es nur der Keller ist.“
Ellie ignorierte ihn und steuerte auf die Küche zu. Es war die größte Küche, die sie je gesehen hatte – und schon Jo Fitch besaß eine enorme Küche. Was sie sah, machte nicht gerade einen vertrauenerweckenden Eindruck. Doch immerhin gab es viele Schränke und ein großes Erkerfenster. Sie stellte sich vor, dass in diese Nische ein großer ovaler Tisch passte, an dem sie mit Freunden beim Essen saßen und an dem die Kinder ihre Hausaufgaben machten, während sie kochte. Solche Dinge hatte sie sich noch nie in ihrem Leben vorgestellt.
Durch das Fenster konnte man hinaus in den lang gestreckten, riesigen Garten schauen, der von Bäumen und wuchernden Sträuchern umgeben war und direkt an ein Waldstück anschloss. Ellie entdeckte Brombeerbüsche, vertrocknet und voller Dornengestrüpp. Schon konnte sie die Marmelade schmecken …
Sie legte die Hände auf den Mund und musste plötzlich weinen.
„Nicht weinen, Liebling“, versuchte Noah sie zu trösten und nahm sie in seine Arme. „Es war nur so eine Idee. Wir werden uns noch viele andere Wohnhäuser ansehen. Ich war nur so angetan von der Größe des Hauses und von dem Grundstück. Vielleicht habe ich in meiner Vorstellung ein bisschen zu sehr …“
Sie drehte sich zu ihm um. „Es ist das schönste Haus, das ich je gesehen habe, Noah“, hauchte sie. „Es ist wundervoll. Gut, man muss eine Menge reinstecken, aber ansonsten ist es perfekt. Und es ist bestimmt stabil gebaut? Oder krachen wir durch den Boden, wenn wir nach oben gehen?“
Einen Moment lang schwieg er überrascht. „Meinst du das ernst?“
„Mit dem Nach-oben-Gehen?“, fragte sie gerührt.
„Ich war schon mal oben“, sagte er und probierte, seine Verwirrung abzuschütteln. „Gefällt es dir etwa?“
„Es wäre toll, wenn wir es renovieren und zu unserem Heim machen könnten! Überall diese schreckliche Farbe! Ich wette, darunter ist überall tolles altes Holz. Und der Garten! Gib mir ein Jahr Zeit, und er ist ein Paradies!“ Sie schniefte. „Gott sei Dank ist schon fast Winter. Ich glaube nicht, dass ich das Haus und den Garten gleichzeitig in Angriff nehmen kann. Doch im Frühjahr …“
„Ellie?“, fragte er noch einmal voller Verwunderung. „Es gefällt dir?“
„Noah, wem auch immer es gehört – die Person hat kein Interesse mehr daran. Man kann es nicht vermieten und es gleichzeitig renovieren, also hat der Besitzer aufgegeben. Meine Großmutter und ich haben mehr aus unseren zwei Zimmern gemacht, als hier jemals gemacht wurde – und wir hatten nichts. Entweder wir knien uns hier richtig rein oder wir vergessen es gleich. Allerdings müssen wir natürlich überprüfen lassen, wie es um die Strom- und Wasserleitungen steht und ob die Bausubstanz überhaupt noch in Ordnung ist. Ist so ein Gutachten wohl sehr teuer? Dieses Geld müssten wir in jedem Fall investieren, bevor wir alles andere in Angriff nehmen.“
Unvermittelt zog Noah
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