Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Besuchsrecht ein, ohne dass es für dich Einschnitte in dein Privat- und Berufsleben bedeutet. Sag ihm, dass du einen Freund hast und dass er nicht auf dich zu warten braucht.“
„Das habe ich bereits getan“, erwiderte sie. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass er Rosie jeden Tag aus dem Kindergarten abholt, sie nach Hause bringt und wir alle gemeinsam zu Abend essen. Das ist zurzeit möglich, weil er Urlaub hat. Das tut Rosie gut, und für mich ist es eine Riesenentlastung. Aber natürlich hat er nicht unbegrenzt Urlaub.“
„Und ich bekomme dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht.“
„Wir sehen uns doch sowieso in der Regel nur einmal in der Woche. Vorausgesetzt, du bist nicht gerade in Cabo oder Alaska oder mit dem Forschungsschiff unterwegs. Wir sind beide viel beschäftigte Menschen mit vollen Terminplänen und mit Kindern, um die wir uns kümmern müssen. So oft wie diese Woche hast du mich übrigens noch nie angerufen. Woran liegt denn das? Macht dir die Situation Angst?“
„Sie macht mir Sorgen“, korrigierte er sie. „Ich dachte, eine Woche würde dir reichen, damit du mit dem Typen alles regeln kannst und anschließend dein altes Leben weiterleben kannst.“
„Glückwunsch. Da warst du optimistischer als ich“, meinte sie. „Sein eigenes kleines Kind kennenzulernen, von dessen Existenz man gerade erst erfahren hat, geht nun mal nicht so schnell. Das braucht Zeit und Geduld. Ich werde ihn in dieser Situation nicht allein lassen, frei nach dem Motto: Vogel, friss oder stirb. Um Himmels willen, Rosie ist auch meine Tochter.“
„Willst du mich jetzt absichtlich …“
Zum Glück ging in diesem Moment ein Notruf ein. Die Sirene erklang, gefolgt von der mechanisch klingenden Stimme der Zentrale, die genaue Angaben zu einem Verkehrsunfall auf dem Highway 5 durchgab. Mehrere Schwerverletzte, Rettungshubschrauber angefordert, ein Notarzt- und zwei Rettungswagen bereits vor Ort. Es hörte sich schlimm an.
Wahrscheinlich hatte T.J. es durchs Telefon gehört. „Ich muss los“, sagte sie deshalb nur und legte auf.
Gemeinsam mit ihren Kollegen rannte sie zum Hubschrauber und dachte nicht mehr an ihn.
Am Sonntagmorgen machten sich Ellie Baldwin, die Pfarrsekretärin der Presbyterianischen Kirche in Virgin River, und ihre Kinder für den Gottesdienst fertig.
In den vergangenen Monaten hatte sich ihr Leben so sehr verändert, dass sie es selbst kaum noch wiedererkannte. Sie stammte aus ärmlichen, um nicht zu sagen bitterarmen Verhältnissen und hatte früher mit ihrer Großmutter in einer Zweizimmerwohnung gelebt. Zeit ihres Lebens hatte sie auf einer Ausziehcouch geschlafen. Dank Sozialhilfe und einem Zuschuss für Lebensmittel waren sie irgendwie über die Runden gekommen. Und plötzlich stand sie mit zwei Kindern da – unverheiratet und ohne die Unterstützung eines Vaters. Ihre Großmutter hütete die Kinder, während Ellie Tag und Nacht arbeitete, um sie alle über Wasser zu halten. Sie nahm jeden Job an. Nachdem ihre Großmutter gestorben war, arbeitete sie sogar kurz als Stripperin. Wenigstens konnte sie so die Miete zahlen und Essen kaufen.
Mittlerweile war sie fünfundzwanzig und lebte mit ihren Kindern, dem vierjährigen Trevor und der achtjährigen Danielle, so luxuriös wie nie zuvor. Sie hatte ein kleines, aber hübsches Zimmer über der Garage der Familie Fitch gemietet. Fürs Erste wohnten ihre Kinder unten im großen Haus bei Jo Ellen Fitch und ihrem Ehemann Nick. Ellie weckte die Kinder am Morgen und brachte sie am Abend ins Bett. Mit Jo und Nick verband sie eine wundervolle Freundschaft, und wenn es so weiterging, gab es für sie keinen Grund zu klagen. Sie dachte schon, besser kann es nicht werden, da verliebte sie sich in Noah Kincaid, den örtlichen Pfarrer, einen ganz erstaunlichen und wunderbaren Mann.
Inzwischen war sie mit Noah verlobt, und er suchte ein Haus, in dem sie alle zusammenwohnen konnten, wie eine richtige Familie. Das war auch gut so, fand sie. Denn er verbrachte ohnehin fast jede Nacht bei ihr in ihrem kleinen Zimmer, und das war eigentlich nicht das Verhalten, das man von einem Reverend erwartete. Noah machte sich diesbezüglich jedoch keine Sorgen, und Virgin River wäre nicht Virgin River, wenn es nicht schon längst alle wüssten. Wahrscheinlich erwähnte es nur ihnen gegenüber niemand.
Kurz vor dem Gottesdienst an diesem Sonntagmorgen flüsterte Noah ihr zu, dass er ein Haus gefunden habe, das sie sich einmal anschauen sollte. „Es ist nichts
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