Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
wollte auch gar nicht wirklich mit ihm diskutieren. Sie zog sein Hemd an, wie er ihr vorschlug, und genoss seinen Duft. Halb bekam sie noch mit, dass Sean in seine Jeans stieg. Sie lächelte. Er schlief eigentlich immer nackt, und es war sicher unbequem für ihn, aber sie fand es rührend, dass er sich um Rosie Gedanken machte.
Als sie ein paar Stunden später in der Dämmerung erwachte, lag Rosie zwischen ihnen, an Sean gekuschelt, sicher und zufrieden.
Am Montag verließ Francine die Humboldt ein bisschen früher als sonst. Ihr Unterricht war zu Ende, und es hatte sich niemand zur Sprechstunde angemeldet. Sean war zu Hause bei Rosie, vielleicht auch Maureen. Sie freute sich schon zu erfahren, was sie tagsüber gemacht hatten. Rosie hatte jedenfalls einen Riesenspaß mit ihrem Daddy und ihrer neuen Großmutter.
Franci musste es Maureen zugutehalten, dass sie sich sehr entspannt und tolerant gab. Eigentlich hatte sie sie als jemanden mit strikten Moralvorstellungen in Erinnerung. So lehnte sie zum Beispiel Sex vor der Ehe ab. Aber das Thema hatte sich für Franci und Sean bekanntermaßen schon vor Jahren erledigt. Sicher war es Maureen aufgefallen, dass Sean in der vorletzten Nacht nicht zurück zu Luke nach Virgin River gefahren war.
Zwischen ihren Unterrichtsstunden hatte Franci bei Sean angerufen, um herauszufinden, ob seine Mutter diesbezüglich ihm gegenüber eine Bemerkung hatte fallen gelassen.
„Natürlich“, hatte er lachend geantwortet. „Sie muss doch zu allem ihren Senf dazugeben!“
„Und was hat sie gesagt?“
„Sie hat mich gefragt, ob ich eine bereits komplizierte Situation dadurch nicht noch komplizierter machen würde. Ich habe ihr deutlich gesagt, dass ich dieses Thema sicher nicht mit ihr diskutieren werde. Wenn sie also ihre Zeit mit Rosie genießen wolle, solle sie nicht weiter darüber reden. Erstaunlicherweise hat sie sich tatsächlich daran gehalten. Enkelkinder kann man offensichtlich hervorragend als Druckmittel einsetzen.“
Als Franci ein paar Stunden später heimkam, herrschte in ihrem Haus das totale Chaos. Zeitungen bedeckten die Arbeitsfläche in der Küche und alles war voller Kürbiskerne. Natürlich waren einige entwischt und lagen auf dem Fußboden. Und auf dem Esszimmertisch lagen drei halb ausgehöhlte Kürbisse – ein großer, ein mittlerer und ein kleiner. Eine Kürbisfamilie.
„Mist“, sagte Sean zur Begrüßung. „Du bist zu früh! Wir wollten dich überraschen. Wir schnitzen nämlich gerade Kürbislaternen für Halloween.“
„Mommy!“, rief Rosie aufgeregt. Und zeigte auf die Kürbisse. „Daddy, Mommy, Rosie.“
„Und ihr wolltet mich sicher auch mit einer aufgeräumten und sauberen Wohnung überraschen?“, fragte Franci hoffnungsvoll.
„Selbstverständlich“, lautete Seans Antwort. „Am besten, du gehst einfach in dein Schlafzimmer und liest was, während ich hier klar Schiff mache.“
„Ich ziehe mich nur eben um, dann helfe ich euch“, erwiderte sie. Sie verschwand mit ihrer Aktentasche im Schlafzimmer und stand schon nach fünf Sekunden wieder im Wohnzimmer. „Vor meinem Bett steht eine große Reisetasche.“
„Ich muss für eine Weile hier einziehen, falls du nichts dagegen hast. Meine Mom ist heute Abend bei Luke. Sie und ich werden den morgigen Tag mit Rosie verbringen, während du in Redding bist – falls du mich als Babysitter akzeptierst. Am Mittwochmorgen bringe ich Rosie in den Kindergarten, dann fahre ich meine Mutter zum Flughafen. Sie muss ein paar Dinge zu Hause regeln, kommt aber wieder her. Vermutlich muss sie mal wieder die Blumen gießen, und die Rechnungen werden sich auch schon stapeln. Ich habe auf dem Weg hierher ein Kürbisfeld entdeckt und sofort zugeschlagen, außerdem habe ich mir einen Schlafanzug gekauft.“ Er grinste sie an. „Ich dachte, du bist vielleicht sauer, wenn du nicht mit uns die Kürbisse aushöhlen kannst, also habe ich ganz viele Fotos gemacht.“
„Und du hieltest es nicht für nötig, mich zu fragen?“
„Wegen der Kürbisse?“
„Wegen des Schlafanzugs“, antwortete sie genervt.
Ernst sah er sie an. „Weil ich dich anbetteln wollte. Falls sie mich nicht früher zurückholen, habe ich noch vier Wochen Urlaub. Meinst du, du kannst mich so lange ertragen, wenn ich keine Unordnung schaffe?“
Sie freute sich sehr, ließ es sich aber nicht anmerken. Er schaffte nie Unordnung – im Gegenteil. Eigentlich war er der Ordnungsfanatiker von ihnen beiden. Er ging mit seinen Sachen sehr
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