Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
euch!“
„Klar.“ Aiden lachte. „Bis auf ein paar kleine Ausnahmen. Luke hat sich nach seiner schlimmen Ehe nicht schnell genug wieder auf eine feste Beziehung eingelassen. Colin hat, seit er fünfzehn ist, immer nur Ärger mit Frauen. Und von mir war sie komplett enttäuscht, weil meine Ehe nur drei Monate gehalten hat – sie denkt, ich hätte mir nicht genügend Mühe gegeben. Und Sean … Na, das weißt du ja. Patrick, ihr ganzer Stolz, will angeblich eine Frau heiraten, die nicht nur nicht katholisch ist, sondern sich auch noch als Agnostikerin bezeichnet. Das ist natürlich vollkommen undenkbar. Wusstest du eigentlich, dass unsere Mutter fast Nonne geworden wäre?“
„Ja, davon habe ich gehört. Das erklärt vielleicht einiges.“
„Glaub mir, jede Nonne ist liberaler als Maureen …“ Er lachte und schüttelte den Kopf.
„Dein Bruder macht sich übrigens Sorgen um sie. Er will deshalb mit dir sprechen. Vielleicht hast du ja eine Idee – du scheinst den besten Draht zu ihr zu haben.“
„Worum geht es denn?“
„Vielleicht ist es auch gar nichts. Mir ist nichts aufgefallen. Aber vor einiger Zeit waren wir bei Jack zum Abendessen, und da kam ein Freund von unserem Pfarrer an den Tisch. Maureen hat ihn vollkommen auflaufen lassen. Er wollte sie zum Abendessen einladen, und sie lehnte ab mit der Lüge, sie sei erst seit Kurzem verwitwet. Es ist ein sehr netter Mann, gut aussehend, lustig, ein paar Jahre älter als sie. Luke hat sie hinterher zur Rede gestellt, und da hat sie ihm erklärt, sie würde sich nicht mit Männern verabreden. Sie meinte, so was wäre nur was für junge Leute oder so.“
Überrascht schaute Aiden sah an. „Was, echt? Ich hab mir nicht viele Gedanken darum gemacht, aber eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass sie sich ab und zu mit jemandem trifft, nur, ohne uns groß davon zu erzählen. Sie kann sehr verschwiegen sein, gerade was ihre Privatsachen angeht. Ich wollte sie auch nicht danach fragen, denn ich dachte, sie hätte genug zu tun mit ihrer Gemeindearbeit und ihren Frauennachmittagen. Meine Mutter ist eine schöne Frau, mit der man viel Spaß haben kann. Es hat mich immer gewundert, dass sie nicht noch mal geheiratet hat. In den ersten Jahren nach Dads Tod war ich allerdings erleichtert, dass sie sich nicht gleich den nächsten geschnappt hat.“
„Erleichtert?“
„Ich wollte nicht, dass sie aus purer Einsamkeit einen Fehler begeht. Doch jetzt, nach zwölf Jahren, finde ich es schwierig, dass sie immer noch allein ist.“
„Sie ist nicht allein“, korrigierte Shelby ihn. „Sie hat eine Million Freundinnen und jede Menge zu tun. Sie glaubt eben nur, dass sie zu alt ist für die Liebe.“
Er lächelte. „Ich hatte letztes Jahr eine Patientin, deren Mutter mit dreiundachtzig zum zweiten Mal heiratete. Sie trug zur Hochzeit ein weißes Seidenkleid.“ Er grinste breit. „Und ihre orthopädischen Schuhe. Meine Patientin meinte, ihre Mutter wäre einen Monat lang völlig neben der Spur gewesen. Die große Liebe. Und da wünschte ich mir, dass meine Mutter für so etwas aufgeschlossen wäre, statt sich zurückzuziehen.“
„Dann versuch doch mal, mit ihr zu reden. Aber sei feinfühlig!“
„Etwas anderes bleibt mir nicht übrig. Eigentlich spricht meine Mutter nur über Privates, wenn es um einen von uns geht.“ Er legte den Arm um Shelby und drückte sie. „Mach dir keine Sorgen um Maureen, Shelby. Sie ist zufrieden mit ihrem Leben. Wenn sie darauf verzichten will, ein wirklich erfülltes Leben zu haben, dann ist das ihre Entscheidung.“ Und bei sich dachte er, dass seine Mutter keine Ahnung hatte, was das Leben ihr noch alles geben könnte. In seinem Leben, so viel stand fest, vermisste er jedenfalls genau das.
Am Tag vor Thanksgiving wollte Maureen bei Luke backen. Sie kaufte also alles ein, was sie benötigte, und fuhr dann nach Virgin River. Sean hatte Rosie heute nicht in den Kindergarten gebracht, sondern sie zu Hause gelassen, damit sie ihren Onkel Aiden kennenlernen konnte – noch vor dem großen Familientreffen am Donnerstag. Maureen freute sich sehr darauf, mit allen zusammen zu sein und sie mit ihren besonderen Feiertagsleckereien zu verwöhnen. Leider konnten Paddy und Colin nicht dabei sein, denn sie hatten beide keinen Urlaub bekommen. Auch George hätte sie gerne gesehen, aber er feierte bei Noah und seiner Familie.
Als sie auf Lukes Grundstück einbog, saß Aiden schon mit einer Tasse Kaffee auf der Veranda. Sie ließ die
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