Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
ausscheiden.“
„Und dann?“
„Als Arzt praktizieren. Als Gynäkologe. Vielleicht mit einer eigenen Praxis.“
„Und wo, Aiden?“
„Ich habe noch keinen blassen Schimmer. Das sind doch bis jetzt nur Gedankenspiele.“
„Und in deinem Leben gibt es keine besondere Frau?“
Er beugte sich zu ihr. „Nein, Mutter. Leider. Und jetzt haben wir eigentlich über alle gesprochen. Nur noch nicht über dich.“
„Über mich?“, fragte sie und errötete. Sie spürte, wie erst ihr Hals, dann ihr Gesicht heiß wurde, und verfluchte ihre helle Haut.
„Ja, über dich. Luke hat mir etwas Seltsames erzählt. Du sollst einem sehr sympathischen, angenehmen Herrn einen Korb gegeben haben, indem du behauptet hast, noch nicht allzu lange Witwe zu sein.“
„Ach, das“, meinte sie lachend. „Das war der Freund des evangelischen Pfarrers, der kurz zu Besuch in der Stadt war. Ich bin ihm später noch mal begegnet und habe mich für mein Verhalten entschuldigt. Er war sehr verständnisvoll, genauso, wie ich es erwartet hatte. Vergeben und vergessen. Doch warum macht sich Luke darüber Sorgen?“
„Das ist nicht Lukes Sorge, Mom. Es ist nur so, dass sich keiner von uns je darüber Gedanken gemacht hat, ob du dich mit Männern verabredest. Du hast ja immer ein volles Tagesprogramm. Ich dachte eigentlich, du würdest ab und zu mit jemandem ausgehen. Ein paar Jahre nach Dads Tod rechnete ich sogar fest damit, dass du wieder heiraten würdest – du warst noch so jung, als er starb. Aber was du jetzt neulich zu Luke gesagt hast, verwundert mich dann doch. Du scheinst nicht das geringste Interesse daran zu haben, mit einem Angehörigen des anderen Geschlechts auch nur eine platonische Freundschaft einzugehen. Verrat mir doch mal, was es damit auf sich hat.“
„Mach dich doch nicht lächerlich!“, entfuhr es ihr. „Über so etwas spreche ich nicht mit meinem Sohn.“
„Wieso denn nicht? Du willst ja auch alles über unsere Freundinnen wissen!“
„Und ihr erzählt mir nichts.“
„Weil
das
eine Mutter erst etwas angeht, wenn es ernst wird, so wie bei Luke und Sean. Du hast eben selbst gesagt, dass zwei deiner Söhne die größten Playboys gewesen sind. Wenn du eine Ahnung hättest, was sie wirklich so alles getrieben haben, bekämst du einen Herzinfarkt!“
„Mir ist durchaus klar, dass es heftig war“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Als ob sie mir etwas verheimlichen müssten. Schließlich habe ich sie großgezogen.“
„Das hatten wir doch schon alles zur Genüge. Was ist mit dir?“
„Was soll mit mir sein?“
„Du weigerst dich also, auf Dates zu gehen. Hast du beschlossen, dich nie mehr mit einem Mann zu treffen? Oder deutlicher: Du kannst es dir nicht einmal vorstellen.“
„Hörst du dir überhaupt zu?“, warf Maureen ein. „Warum in aller Welt interessiert dich das? Oder Luke?“
„Und Sean und Patrick. Nur Colin ist lediglich an seinem eigenen Liebesleben interessiert.“
„Sag mir, dass du das gerade erfunden hast!“, stieß sie erschüttert aus. „Du willst nicht wirklich mit mir über mein Liebesleben sprechen!“
Aiden lehnte sich über den Tisch zu ihr herüber. „Mutter, du bist eine sehr attraktive Frau Anfang sechzig. Du bist intelligent, steckst voller Energie und bist, soweit ich weiß, gesundheitlich fit. Und ich muss es wissen, denn du berichtest mir haargenau von jedem deiner Arztbesuche und schickst mir die Ergebnisse deiner Blutwerte, damit ich meine Expertenmeinung dazu abgebe.“
Sie verzog das Gesicht. „Ich habe mir ja auch dein Gejammer angehört, als es darum ging, dir das Recht darauf zu erwerben, als es nämlich um deine Klausuren ging.“
„Habe ich mich jemals beschwert?“, fragte er. „Ich bin froh, dass ich immer auf dem neuesten Stand über deine Cholesterinund Blutdruckwerte bin. Und ich werde als Arzt auch alles dafür tun, dass du ein erfülltes und glückliches Leben führen kannst und steinalt wirst. Aber, Mom, du bist zu jung und vital, um dein sexuelles Leben völlig abzuschreiben.“
Sie wurde bleich. „Das hast du gerade nicht zu deiner Mutter gesagt“, presste sie keuchend hervor.
„Ich bin Gynäkologe. Ich sage das zu vielen Frauen über fünfzig oder sechzig. Und auch siebzig, für den Fall, dass du es ganz genau wissen willst. Im medizinischen Gespräch werde ich sogar noch deutlicher – und dein Arzt hoffentlich auch. Aber lass uns zurück zum eigentlichen Thema kommen. Hast du die lächerliche und absurde Entscheidung
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