Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Also dann bis morgen!«
Er stieg in seinen Sportwagen, winkte dem Kollegen noch kurz zu und wollte gerade rückwärts aus der Parklücke stoßen, als Ernst ihm ein Zeichen gab und zu ihm in den Porsche schlüpfte.
»Was haben Sie denn noch vor?«, fragte er.
»Ich brauche Ihre Ortskenntnis, damit ich mich nicht im Wald verlaufe. Wir sind auch in einer halben Stunde fertig, ich beeil mich, okay?«
»Und wo wollen Sie hin?«
»Die Kollegen haben Röhms VW-Bus doch auf diesem Waldparkplatz entdeckt. Ich würde gerne mal ausprobieren, wie man da im Dunkeln zum Zeltlager kommt. Ich frage mich die ganze Zeit schon, warum Röhm sein Auto nicht vorne auf dem Parkplatz direkt am See abgestellt hat – oder mit der alten Karre einfach gleich direkt nach hinten zum Zeltlager gefahren ist.«
»Stimmt, das geht mir auch nicht mehr aus dem Kopf. Also, dann wollen wir mal.«
Kurz darauf rollte der Sportwagen auf dem Waldparkplatz aus, Schneider steckte eine Taschenlampe ein, und die Kommissare machten sich auf den Weg. Inzwischen war es stockdunkel, aber im starken Schein der Lampe war der Marsch durch den Wald recht angenehm. Der Weg war mit altem Laub bedeckt und bot einen ziemlich festen und ausreichend trockenen Untergrund, links und rechts lagen noch kümmerliche Schneereste.
Der Strahl der Taschenlampe streifte nach einer Weile ein Holzschild mit der Aufschrift »Kirchweg Ebni«, und wenig später traten Ernst und Schneider in der Nähe des Bauernhofs von Lena Lohrmann und Kai Hummel aus dem Wald. Im Haus brannte Licht, der Fernseher schien zu laufen, und den restlichen Weg hin zum Zeltlager kannte Schneider ja schon: den Feldweg entlang bis zur Abzweigung der Wanderroute Richtung Gallengrotte, dort auf der Wiese standen Meiers Zelte.
Schneider sah auf die Uhr: Allzu lange hatten sie für den Weg vom Waldparkplatz bis hierher nicht gebraucht, trotzdem musste Röhm einen Grund dafür gehabt haben, nachts durch den Wald zu wandern, anstatt mit dem Wagen näher ans Zeltlager heranzufahren oder den etwas weniger dunklen Weg entlang des Sees zu nehmen.
»Ob er sich an Meiers Lager heranschleichen wollte?«, dachte Ernst auf dem Rückweg zum Parkplatz laut.
»Gut möglich, aber warum? Es ist ja nicht verboten, dort auf der Wiese zu zelten. Wir wissen inzwischen auch, dass Meier ganz ordnungsgemäß eine Genehmigung eingeholt hat. Das Zeltlager ist bei der Gemeinde Kaisersbach gemeldet, und der Besitzer der Wiese, den Meier schon vor zwei Monaten gefragt hat, war ebenfalls einverstanden.«
»Aber irgendetwas muss Röhm dorthin gelockt haben – auch Heger hat ja extra einen Umweg gemacht, um noch einmal am Zeltlager vorbeizukommen. Zwei Männer Anfang fünfzig streifen hier nachts herum und schleichen sich in ein Zeltlager … Im Moment fällt mir dafür kein triftiger Grund ein.«
»Na ja«, wandte Schneider ein, »wenn vor dem Mordopfer, wie es da mit heruntergezogenen Hosen am Lagerfeuer steht, jemand kniete, dann fällt mir schon ein Grund ein.«
Er lachte.
»Hm«, machte Ernst. »Das würde aber bedeuten, dass die beiden von einer Frau hier draußen gewusst haben – das ist mehr, als wir im Moment behaupten können.«
»Da haben Sie leider recht«, seufzte Schneider und legte den Rest des Weges schweigend zurück.
Als er den Kollegen vor dessen Haus aussteigen ließ, lag das Erdgeschoss im Dunkeln, und aus den Fenstern von Ernsts Wohnung im ersten Stock drang Kerzenschein. Ernst sah hinauf und beeilte sich, aus dem Wagen zu kommen. Schneider sah ihm grinsend nach – dann dachte er an seine Frau Sybille und daran, wie er sie überreden konnte, den Rest des Abends romantisch ausklingen zu lassen.
Ganz vorsichtig drehte Ernst den Schlüssel im Schloss, langsam und leise drückte er die Wohnungstür auf und streifte sich die Schuhe ab. Von Wohnzimmer her war eine Ballade mit italienischem Text zu hören, und von überallher flackerte es wie von zahllosen Kerzen.
Er schlich sich ins Wohnzimmer, vorbei an der lebensgroßen Pappfigur von Humphrey Bogart. Auf dem Tisch, auf den Regalfächern und dem Fensterbrett standen Kerzen, die beinahe heruntergebrannt waren und alles in einen warmen, gelblichen Schimmer tauchten. Ein Duft von Rosenwasser, Räucherstäbchen und Glühwein hing in der Luft, und das Display des CD-Spielers zeigte an, dass im Moment das letzte Lied eines Ramazzotti-Albums lief. Auf dem Tisch stand ein Steinkrug, daneben ein sauberes und ein geleertes Glas.
Sabine lag wie hingegossen auf dem Sofa,
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