Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
stand auf und legte ihm zum Abschied die Hände auf die Oberarme. Arnie fröstelte ein wenig, und so, wie er sie jetzt ansah, war sich Christa nicht ganz sicher, ob das noch an der Kälte der Grotte lag.
Sie war froh, als sie unten in ihren alten Passat einstieg und sich wieder auf den Heimweg machen konnte. Der miefige Geruch von Arnies Wohnung – zu viel alte Wäsche und zuwenig Putzmittel – hing ihr noch in der Nase, während sie auf der Welzheimer Straße aus dem Ort hinausfuhr. Kurz vor Kaisersbach hatte sie ihre beiden Handymailboxen abgehört und als einzige Nachricht den täglichen Anruf ihrer Mutter auf dem privaten Anschluss vorgefunden. Die andere, die geschäftliche, war leer, also hatte sie für den heutigen Tag noch keinen Kundentermin, was ihr ganz recht war. Für ihre Arbeit war sie nicht in Stimmung, eine Pause würde ihr sicher guttun, bevor Manfreds Maya-Fans eintrafen. Die Wochen bis zum einundzwanzigsten Dezember konnten anstrengend werden. Anstrengend, aber lohnend.
Am Ebnisee-Parkplatz fuhr sie recht langsam vorbei, als sie auf dem Sträßchen am Seeufer einen Streifenwagen herankommen sah. Im Rückspiegel verfolgte sie, wie er in Richtung Kaisersbach abbog, ihr also nicht folgte. Erleichtert fuhr sie nach Ebni hinauf und sah drei Männer ins Schwobastüble gehen, die sie nicht kannte. Waren das womöglich schon erste Maya-Freaks? Aber allzu esoterisch sahen die drei nicht aus. Kunden war es jedenfalls keine.
Sie rief Manfred Meier an, aber am anderen Ende meldete sich nur der Anrufbeantworter. Sie hinterließ ihm die Nachricht, dass Arnie wieder zu Hause sei und seine Hilfe brauche – unterbrochen von einem kurzen Fluch, weil ihr am Ortsende von Ebni fast eine Katze ins Auto rannte. Dann war sie auch schon daheim angelangt, ließ ihren Wagen in der Einfahrt ausrollen, winkte ihrem Vermieter kurz zu, beeilte sich aber, ins Haus zu kommen. Auf einen Plausch mit dem neugierigen Schaal hatte sie im Moment wirklich keine Lust.
Sie sah auf ihre zitternden Hände hinunter, ihr Puls beschleunigte, und langsam ging sie ins Wohnzimmer hinüber, um sich noch etwas Wein einzuschenken. Sie würde in den kommenden Tagen all ihre Kraft und jedes verfügbare Hilfsmittel brauchen.
Gegen achtzehn Uhr war im Schwobastüble bereits ordentlich Betrieb, aber Ernst hatte telefonisch reserviert und so fanden sich die drei Kommissare wenig später vor Weizenbier und Trollinger an einem schönen Tisch mit zwei Stühlen und einer Eckbank wieder. Durch drei Erkerfenster konnte man in den Garten hinausschauen.
Die flinke Bedienung notierte sich die Essensbestellung und fragte in der Küche nach, wann die Chefin Zeit hätte, sich mit den drei Kripokommissaren zu unterhalten. Als sie mit den Suppentöpfchen zurückkam, richtete sie aus, dass es ein wenig dauern könne, Frau Hürtler habe im Moment Hochbetrieb. Aber sobald es etwas ruhiger werde, werde sie sofort zum Erkertisch kommen.
»Schön hier«, sagte Schneider anerkennend, probierte einen Löffel Suppe und schob nach: »Und sehr lecker!«
»Ich weiß«, versetzte Ernst und sah dabei sehr zufrieden aus. »Wir können von Glück sagen, dass unser Maya-Freund gestern Abend ausgerechnet hier eingekehrt ist.«
Schneider erzählte den Kollegen von der Pressekonferenz, Ernst berichtete von dem Ethnologen, den er ausfindig gemacht hatte. Dann diskutierten sie einige bisherige Ermittlungsergebnisse und die Schlüsse, die daraus zu ziehen waren. Was hatte Röhm, wenn er wirklich das Mordopfer war, mitten in der Nacht zu Meiers Zeltplatz gelockt – und warum hatte er seinen Lieferwagen ein gutes Stück entfernt auf einem Waldparkplatz versteckt? Warum hatte Heger nach seiner Rückkehr aus dem Wald den Umweg genommen, ohne den er die Leiche auf dem Lagerfeuer gar nicht entdeckt hätte? Wo war Arnie Weißknecht, den alle als Meiers ständigen Begleiter beschrieben? Und wer außer Meier und dem Mordopfer war in der Nacht noch alles im Zeltlager gewesen?
»Ich hatte vorhin noch ein Gespräch mit Manfred Meiers Anwalt«, berichtete Maigerle. »Der war zunächst ganz schön pampig, aber dann kam Feulner dazu und zog sich mit dem Anwalt in ein Zimmer zurück. Nach fünf Minuten kamen die beiden wieder raus, und der Anwalt dampfte ab, deutlich kleinlauter als zuvor. Feulner meinte nur, er habe ihm die Sachlage kurz skizziert, und der Kollege habe daraufhin schnell eingesehen, dass sein Klient zunächst einmal bei uns bleiben muss. Der Haftbefehl ist übrigens beantragt,
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