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Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi

Titel: Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silberburg-Verlag GmbH
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und die Postklassik – in der klassischen Zeit entstanden Städte wie Chichén Itzá und Uxmal. Der Einzugsbereich der Maya-Kultur reichte in dieser Zeit von der Halbinsel Yucatán im Osten bis an die Westküste Mittelamerikas. Das Gebiet war dominiert von Stadtstaaten mit teils mehr als zehntausend Einwohnern – viel größer als die damaligen europäischen Großstädte. Jeder Maya-Stadtstaat hatte sein eigenes Herrscherhaus und eine funktionierende Verwaltung, die Städte trieben Handel miteinander, waren mit einer Art Schnellstraßensytem verbunden, das sich zum Teil über aufgeschüttete Dämme durchs Land zog, und in vielen wissenschaftlichen Bereichen wie Astronomie oder Mathematik waren die Maya schon weit entwickelt.«
    Haab erzählte munter, während er sich mit flottem Schritt dem nördlichen Ende des Ebnisees näherte. Schneider und Ernst mussten zusehen, dass sie sich trotz seines Tempos leicht vor ihm hielten, schließlich sollten sie ja ihm den Weg zeigen. Einen allzu vergeistigten Eindruck machte dieser junge Maya-Experte jedenfalls nicht.
    »Für ihre Rituale, für die Geschichtsschreibung und für astronomische Beobachtungen und Vorhersagen entwickelten sie einen ziemlich komplexen Kalender, der inzwischen als Maya-Kalender durch die Gazetten geistert – und eigentlich eine Kombination aus mehreren Kalendersystemen darstellt. Zum einen gibt es den
Haab
-Kalender.«
    Er grinste und ließ eine kurze Pause, bis ihn Schneider und Ernst gespannt ansahen.
    »Ich heiße aber nur zufällig auch so, wobei das natürlich zu meinem Ethnologie-Studium prima gepasst hat. Der Haab, korrekt eigentlich:
das
Haab wurde benutzt, um Termine für die Aussaat und die Ernte berechnen zu können. Der Kalender hat 365 Tage wie unserer, aber unterteilt wird ein Haab-Jahr in achtzehn Einheiten zu je zwanzig Tagen. Dazu kommt ein neunzehnter Abschnitt mit fünf Unglückstagen, und auch Schalttage hatten die Mayas schon eingeführt. Dann gab es noch den
Tzolkin
für alle rituellen Angelegenheiten – entsprechend trugen die Zeiteinheiten hier die Namen von Gottheiten, zwanzig insgesamt, und jede Einheit umfasste dreizehn Tage. Da hätten Sie dann zum Beispiel einen Tag, bezeichnet mit 11 Oc oder mit 7 Akbal und so weiter. Bis hierhin konnten Sie mir folgen?«
    Die beiden Kommissare nickten.
    »Die Maya haben nun nicht einfach die Zahl ihrer Haab-Jahre notiert, wie wir das ausgehend von der zeitlich mehr oder weniger freihändig festgesetzten Geburt Jesu machen: Sie haben ihre beiden zentralen Kalendersysteme kombiniert und so eine eindeutige Benennung für jeden einzelnen Tag innerhalb eines sehr langen Zeitraums erzielt. Wenn Sie daran denken, dass frühere Geschichtsschreiber gerne auch mal vom achten oder elften Regierungsjahr dieses oder jenes Pharaos geschrieben haben, oder daran, dass wir im sechzehnten Jahrhundert vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender umgestiegen sind und dabei eben mal ein paar Tage haben unter den Tisch fallen lassen. Oder daran, dass in Venedig der Gregorianische Kalender seit 1582 gilt, in der Toskana aber erst seit 1750 – ich finde, die Maya waren mit ihrem Kalendersystem ihrer Zeit weit voraus, wenn Sie mir das kleine Wortspiel nachsehen.«
    Er lachte kurz.
    »Diese Kombination der verschiedenen Systeme bescherte den Maya allerdings aufs Ganze gesehen auch recht sperrige Tagesdaten, die wir heute auf eine Art abkürzen, die mich immer an die IP-Adressen von Internetservern erinnert. Das ging mit 13.0.0.0.0 los, weil den Maya die Zahl dreizehn heilig war, danach liefen die hinteren Stellen mehr oder weniger in einem Zwanzigersystem durch, und es ging auf diese Weise über 1.0.0.0.0 und 2.0.0.0.0 immer so weiter. Irgendwann endet diese Kalenderrunde, und nach rund 5100 Jahren kommt es erstmals seit dem Beginn der Welt, wie sie die Maya definierten, wieder zur Datumsbezeichnung 13.0.0.0.0 – das ist natürlich schon ein wichtiges Datum, und im Prinzip könnte man das in der Weltsicht der Maya als das Ende einer Ära bezeichnen. Oder als einen grundlegenden Neuanfang, was für ängstliche Gemüter vermutlich auf dasselbe hinausläuft.«
    »Und dieser Dreizehner-Tag ist der einundzwanzigste Dezember 2012?«
    »Kommt ganz drauf an, mit welchem Tag unserer Zeitrechnung wir das erste Datum 13.0.0.0.0 gleichsetzen. Schauen Sie: Wir datieren nach dem Gregorianischen Kalender, während in islamischen Ländern etwa für religiöse Zwecke der Islamische Kalender gilt. Da wissen wir: Die

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