Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Schtroßanama mit Wald isch, so wie bei ons dohanna.«
»Ach, stimmt ja. Und haben Sie – zufällig! – mitbekommen, wann Herr Heger in der Nacht auf Freitag zur Jagd gefahren ist?«
»Noi, aber meischtens isch er scho recht früh naus, also mol kurz noch Mitternacht, mol om oise, mol om zwoie.«
Daraufhin bedankten sich Schneider und Ernst bei ihr, verabschiedeten sich, klapperten die anderen Häuser in der Straße ab und fragten möglichst unverfänglich nach Roland Heger und danach, wo er sich denn im Moment aufhalten könnte. Er sei als Zeuge wichtig, und sie wollten möglichst schnell mit ihm sprechen.
Die meisten Nachbarn wussten nichts, deuteten aber kurz auf Monika Wäller, die noch immer halbherzig vor ihrem Haus herumbeselte und dabei die Kommissare keinen Moment aus den Augen ließ: »Sie weiß es bestimmt«, war der Tenor der Antworten, »und wenn sie es nicht weiß, dann weiß es hier niemand.«
Zwei jüngere Frauen, wirklich so attraktiv wie von Wäller beschrieben, verrieten Schneider außerdem, dass die neugierige Nachbarin beobachtet habe, wie ihnen Heger nachgesehen habe. Der einen war es nicht aufgefallen, der anderen war es egal.
»Ist okay, dann hab ich nicht umsonst trainiert«, lachte sie. »Mein Mann weiß ja manchmal gar nicht mehr, was er an mir hat.«
Sie zwinkerte Schneider zu, grinste, nickte zum Abschied und schlüpfte wieder zurück ins Haus.
Das Bild von Hegers Privatleben, das sich daraus ergab, war dürftig und stützte sich praktisch ausschließlich auf Wällers Tratsch: ein Mann, der zu viel Zeit auf der Jagd verbrachte, dem darüber die Frau weggelaufen war, der heute mit großen Augen jedem Rockzipfel nachglotzte, bisher offenbar keine neue Partnerin gefunden hatte und der, wenn er mal ausging, lieber etwas weiter weg fuhr, um unbeobachtet von Bekannten und Nachbarn neue Kontakte zu knüpfen.
Schneider kritzelte auf seine Visitenkarte »Bitte anrufen!« und warf sie in den Briefkasten. Wäller kehrte noch immer wie verrückt und sah ihnen halbwegs unauffällig nach, bis sie mit dem Porsche davonfuhren.
Kurz vor dreizehn Uhr bog ein grellgelber Mini auf den Parkplatz am unteren Auslauf des Ebnisees ein. Hier floss die Wieslauf wieder aus dem Stausee hervor und schlängelte sich durch den Wald hinunter und durch Rudersberg, bis sie schließlich in Schorndorf in die Rems mündete.
Schneider und Ernst standen neben dem Kiosk und sahen einen jugendlichen Mann mit federndem Schritt auf sich zukommen.
»Herr Haab?«, fragte Ernst, als er die beiden erreicht hatte.
»Ja, Fridolin Haab. Haben wir beide gestern miteinander telefoniert?«
»Haben wir. Rainer Ernst, angenehm, und das hier ist mein Kollege Klaus Schneider.«
Als sich alle die Hand gegeben hatten, sah sich Haab kurz um.
»Ist nett hier. Im Internet habe ich gelesen, dass das ein Stausee ist, der früher mal zum Hinunterschwemmen von Holzstämmen genutzt wurde.«
Schneider nickte anerkennend und sah grinsend zu Ernst hin.
»Da weiß Herr Haab jetzt schon mehr als ich.«
»Sie sind nicht von hier?«
»Nein, ich komme aus Karlsruhe. Aber der Kollege wohnt nicht weit von hier: in Ebni, dem letzten Dorf, durch das Sie auf dem Weg hierher gefahren sind.«
»Schön. Und wo sind jetzt die Zelte?«
»Ein gutes Stück dort hinten«, sagte Schneider und deutete über den See hinweg. »Wollen Sie uns unterwegs schon ein bisschen was über die Maya erzählen? Übrigens danke, dass Sie so schnell Zeit gefunden haben.«
»Keine Ursache, ich bin selbst ganz gespannt auf die hiesigen Maya-Fans – im Schwäbischen Wald hätte ich nicht unbedingt welche erwartet.«
Er lachte wieder und die drei machten sich auf den Weg.
»Was hat es denn nun mit diesem Weltuntergang auf sich?«, fragte Schneider, als sie die Straße überquert hatten und am Seeufer entlangmarschierten. »Mein Kollege hat mir Ihr Interview zu diesem Kinofilm ausgedruckt, aber ich bin nicht ganz sicher, ob ich alles richtig verstanden habe.«
»Ach, ich hab zu diesem Blockbuster vor drei Jahren so viele Interviews gegeben, dass ich gar nicht mehr weiß, was ich den Journalisten da so alles erzählt habe. Am besten gebe ich Ihnen einen kleinen Überblick, und ich versuche es Ihnen stark vereinfacht zu beschreiben, denn die Maya-Kultur ist recht vielschichtig. Also … Maya gibt es noch heute, aber die größte Bedeutung hatte ihre Kultur etwa zwischen 600 und 1500 unserer Zeitrechnung. Wir unterscheiden drei große Phasen: die Präklassik, die Klassik
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