Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
erreichten nach etwa vierhundert Metern das Wohnhaus von Roland Heger, wo Schneider seinen Porsche in der leeren Garageneinfahrt ausrollen ließ. Die beiden Männer stiegen aus und sahen sich um. Dreißig Meter weiter endete die kleine Straße in einer Wendeplatte, und Hegers Haus war eines der schönsten unter vielen hübschen Häusern, relativ neu erbaut, und am Gebäude vorbei konnte man sehen, dass der dazugehörende Garten an eine Wiese grenzte, die keine zwanzig Meter weiter an den Waldrand stieß. Ein idyllisches Fleckchen.
»Was wellat Sie vom Roland?«
Schneider musste sich umdrehen, um auszumachen, woher die kräftige, schnarrende Stimme kam. Schräg gegenüber stand eine Frau Ende vierzig, mit ihrem ganzen beachtlichen Gewicht auf einen Besenstiel gestützt und umgeben von allerlei Putz- und Kehrutensilien.
»Ach ja, Samstag«, dachte er und lächelte. »Meine lieben Schwaben …«
»Grüß Gott«, sagte er laut. »Wir wollen mit Herrn Heger sprechen.«
»So, so? Worom denn?«
Große Neugier, gefegter Gehweg – der klassische Zweiklang in den Dörfern der Umgebung. Schneider hätte am liebsten laut aufgelacht, aber er beherrschte sich und überhörte die Frage der Frau einfach.
»Ist er denn nicht da? Ich sehe seinen Jeep gar nicht.«
»Ha, no wird er weg sei.«
»Vielleicht steht der Jeep ja in der Garage«, sagte Schneider noch, nickte zum Abschied und wandte sich zur Tür.
»Do hot’s koin Platz für a Auto, hot’s no nie ghet.«
Schneider klingelte und wartete, klingelte erneut und wartete noch etwas länger. Nichts regte sich im Haus.
»Sag i doch«, kam es triumphierend von hinten.
Schneider seufzte, drehte sich zu der Frau um und fing einen belustigten Blick von Ernst auf.
»Sie können uns doch aber sicher sagen, wo er jetzt gerade ist, oder?«
»Könna dät i vielleicht, aber möga tu i net.«
Sie klang nun etwas schnippisch und richtete sich ein wenig auf.
»Ach, wissen Sie«, sagte Schneider leichthin, trat vor die Frau und zog seinen Dienstausweis, »vielleicht sollten Sie nicht nur können, sondern auch wollen. Bitte!«
Sie machte große Augen.
»Hot dr Heger was ausgfressa?«
»Da schau her«, dachte Schneider, »beim kleinsten Verdacht wird aus dem lieben Roland ganz schnell der Herr Heger.«
»Ich glaube nicht«, sagte er ruhig. »Was könnte er Ihrer Meinung nach denn angestellt haben?«
»Noi, nix, i han bloß denkt … I will au nix gsagt han, und kehra muss i au no.«
Sie schnappte sich ihren Besen und machte Anstalten, ein auffallend sauberes Stück Gehweg noch einmal zu kehren.
»Sagen Sie uns doch zunächst mal Ihren Namen, bitte. Ich hab mich Ihnen ja auch vorgestellt, und das hier neben mir ist mein Kollege Ernst.«
»Monika Wäller, agnehm!«
Ihr Blick strafte die höfliche Floskel Lügen, aber sie bemühte sich nun immerhin um einen freundlichen Ton.
»So, und wo ist Herr Heger denn nun?«
»Koi Ahnung, i woiß es net. I woiß des wirklich net, i han mi vorher bloß wichtig macha wella, tuat mr loid.«
Nun war sie ganz zerknirscht und sah entschuldigend zwischen den Kommissaren hin und her.
»Wo ist er denn sonst üblicherweise, wenn er nach der Arbeit oder am Wochenende nicht daheim ist?«
»Ha, beim Jaga, ällaweil beim Jaga! Deshalb isch ihm jo au sei Rosie abghaua. Koine zwoi Johr isch des her, do sen se grad mit dem Haus fertig gwä – en Jammer, sag i Ihne!«
»Herr Heger lebt allein hier?«
Schneider wusste, dass die Nachbarin kurz davor war, Betriebstemperatur zu erreichen, da konnte eine Zwischenfrage, so banal sie auch war, den entscheidenden letzten Schwung bringen.
»Ha freilich! Die Rosie isch fort, ond Kender hen se koine – wie soll er seira Frau au Kender macha, wenn er nachts uff em Jägerschtand romhockt?«
Sie kicherte. Als Schneider nicht mitlachte, wurde sie wieder ernst und raunte ihm zu: »Drbei tät er wohl scho gern wieder wella …«
»Hat er wieder Kontakt zu seiner Frau aufgenommen?«
»Noi, des traut der sich uff gar koin Fall. Erschtens hot die Rosie Hoor uff d’ Zäh – und zwoitens isch ihr Neuer net arg großzügig, wenn’s drom goht, dass sei Freindin andre Männer trifft.«
»Damit ich das richtig verstehe: Frau Heger trifft schon gerne andere Männer als ihren Freund – nur ihren Mann beziehungsweise ihren Ex-Mann nicht?«
»Ha, die Rosie war scho emmer … wie soll e saga? A bissle uffgschlossa, Männer gegaüber, wisset Se?«
»Sie ist fremdgegangen?«
»Des kann i net saga, seit se wegzoga
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