Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
Auftrag gegeben und Grillwürste vorbestellt. Alufolie, Brennpaste und manches mehr lagen schon bereit zum Transport hinunter an den See.
Hinter dem Gasthof stand ein Transporter, randvoll mit Getränkekisten – Sprudel, Saft, Bier und Wein, auch ein Karton mit Obstler war dabei. Zwar waren weder Stockbrot, Grillwürste, Obstler und Bier allzu mayatypisch, aber alles war so vor ein paar Tagen mit Xumucane persönlich abgesprochen worden.
Roman Flaatz und Karin Tobel meldeten sich als Erste, um im Wald nach Brennholz zu suchen. Manfred Meier hatte einen Stapel neben dem alten Lager aufschichten lassen, und die Polizei hatte der Gruppe gestattet, das Holz zum neuen Lager zu schaffen – aber gemäß einigen Passagen in Meiers Büchern, wo das authentische Leben im Hier und Jetzt und getragen von der Tradition der Maya propagiert wurde, wollte Kristensen möglichst viele Teilnehmer dazu bringen, für die Vorbereitungen der Abende am Lagerfeuer selbst mit anzupacken. Ob die Maya vor ihren rituellen Festen in irgendeinem Wald Brennholz gesammelt hatten, wusste sie nicht, und das stand auch in keinem von Meiers Büchern – aber es kam ihr irgendwie richtig vor, dass der Meditation und Besinnung körperliche Arbeit vorausging, wenn auch nur in überschaubarem Umfang.
Susanne saß etwas abseits an einem Vierertisch, hörte aufmerksam zu, nippte an ihrem Tee und aß dazu ein Hörnchen mit Butter und Honig. Zuhause hatte sie vor Aufregung keinen Bissen hinuntergebracht, aber seit sie nun mit ihrer neuen Identität eingeführt war, verflog ihre Nervosität zusehends.
Das hatte auch mit ihrem Nebensitzer zu tun, den sie schon duzte. Sam hörte ebenso gespannt zu wie sie, aber zwischendurch sah er lächelnd zu ihr hin und zwinkerte ihr manchmal, wenn sie seinen Blick erwiderte, schelmisch zu.
»Frau Beyer, Herr Leichtweg«, wandte sich Kristensen an die beiden. »Könnten Sie Herrn Flaatz und Frau Tobel vielleicht beim Brennholzsammeln helfen?«
»Geht klar«, sagte Sam, ohne zu zögern, und Susanne schmunzelte nur dazu.
»Ist dir das nicht recht?«, fragte er sie daraufhin. »Wenn du keine Lust hast, kann ich auch allein in den Wald gehen, kein Problem.«
»Nein, nein, das passt schon.«
Er beugte sich ein wenig zu ihr hin und senkte die Stimme.
»Ich will übrigens wirklich Brennholz sammeln.«
Sie sah ihn an, bemerkte ein Blitzen in seinen Augen, räusperte sich und hoffte, dass sie nun nicht auch noch rot anlaufen würde.
»Herr Schneider …?«
Staatsanwalt Feulner hatte die Tür zum Besprechungsraum aufgerissen, aber registrierte gleich, dass Schneider nicht allein war.
»Ach, Sie sitzen ohnehin gerade beisammen. Sehr gut, kommen Sie bitte kurz alle mit rüber? Herr Binnig und ich haben Ihnen etwas mitzuteilen. Meiers Anwalt ist auch da.«
Vielsagend rollte er mit den Augen, dann schlüpfte er schon wieder hinaus in den Flur, und die anderen beeilten sich, ihm zu folgen. In Binnigs Büro saßen einige Kollegen, und als sich kurz darauf die Tür hinter dem letzten Neuankömmling schloss, war der Raum gut gefüllt.
Etwas abseits saß ein Mann um die Vierzig im hervorragend sitzenden Anzug, von den blank gewienerten Schuhen über das Einstecktuch bis hin zum sauber gezogenen Scheitel eine makellose Erscheinung, und dazu passend trug er eine selbstgewisse und gelassene Miene zur Schau.
»Schön, dass Sie alle kurz Zeit gefunden haben«, begann Binnig etwas gestelzt. »Herr Meiers Anwalt, Herr Dr. Ruprecht Brandt« – er nickte dem Fremden kurz zu – »hat mich unterrichtet, was er als Nächstes für seinen Mandanten tun möchte, und ich fand es angebracht, dass er Sie alle auch gleich auf denselben Stand bringt.«
Ernst beugte sich zu Schneider hin und flüsterte: »Das ist nicht der Anwalt, den ich gesehen habe. Meier scheint einen neuen zu haben.«
Feulner warf ihm einen tadelnden Blick zu, und Ernst verstummte.
»Herr Dr. Brandt: bitteschön!«
»Meine Herren, Herr Manfred Meier hat mir heute früh ein Mandat erteilt, die entsprechende Mitteilung und die dazugehörige Vollmacht liegen Ihrem Vorgesetzten und Herrn Staatsanwalt Feulner bereits vor.«
Brandt hatte eine angenehme Stimme, die sein selbstbewusstes Auftreten noch verstärkte. Er sprach klares Hochdeutsch, wenn auch mit einer leichten Färbung, die auf eine Herkunft aus Norddeutschland schließen ließ. Schneider hatte so eine Ahnung, wer Meier den neuen Anwalt verschafft hatte.
»Ich halte nichts davon, mit Ihnen irgendwelche Tricksereien
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