Endlich Endzeit - ein Baden-Württemberg-Krimi
zu versuchen. Ich möchte mit Ihnen kooperieren, und ich möchte mit offenen Karten spielen – deshalb lege ich Ihnen gern die nächsten Schritte offen, die ich unternehmen werde.«
Er sah kurz in die Runde, um sich zu vergewissern, dass auch jeder aufmerksam zuhörte.
»Ich werde erwirken, dass mein Mandant möglichst schnell wieder auf freien Fuß gesetzt wird. Bisher habe ich die Indizien, mit denen Sie die Anschuldigungen gegen Herrn Meier zu stützen versuchen, nur oberflächlich durchsehen können – aber es scheint mir eindeutig, dass Sie in diesem Fall Ihre Schlüsse ein wenig voreilig gezogen haben.«
Schneider verlagerte sein Gewicht ein wenig, sein Stuhl knarrte und Brandt sah zu ihm hin.
»Das ist Kriminalhauptkommissar Schneider«, stellte ihn Binnig kurz vor, »er leitet die für den Fall zuständige Ermittlungsgruppe.«
»Angenehm, Herr Schneider. Sie scheinen aber nicht ganz meiner Meinung zu sein?«
Schneider machte sich erst gar nicht die Mühe, seinen Unwillen zu verbergen.
»So ist es, Herr Dr. Brandt.«
»Nun, dass wir beide manchmal nicht einer Meinung sein werden, das liegt wohl in der Natur der Sache. Nichtsdestotrotz« – er sprach das »st« mit hanseatisch scharfem S – »werden Sie nicht viel in die Waagschale werfen können, was meinem Wunsch und dem von Herrn Meier wirksam entgegenstünde.«
Schneider holte zu einer Erwiderung Luft, aber Feulner fiel ihm ins Wort.
»Gut, Herr Dr. Brandt, vielleicht kommen Sie jetzt kurz zu den Punkten, die Sie den Kollegen noch sagen wollten. Wir würden gerne möglichst wenig Zeit verlieren – wie Sie ja selbst gerade andeuteten, ist in den Ermittlungen noch einiges zu tun.«
Feulner sprach so kontrolliert wie immer, wenn er sich auf ein schwieriges Duell oder eine wichtige Argumentation konzentrierte – Brandt quittierte die Einlassung des Staatsanwalts mit einem leichten Schmunzeln.
»Selbstverständlich, Herr Staatsanwalt«, versetzte er entspannt. »Da Sie, meine Herren, von der Schuld meines Mandanten selbst zu diesem doch sehr frühen Zeitpunkt der Ermittlungen überzeugt sind, haben Sie auch im Haus von Herrn Meier nach Unterlagen gesucht. Und, soweit ich weiß, auch Bank- und Telekommunikationsdaten von ihm gesichert und gesichtet. Da ich die Unschuld meines Mandanten beweisen werde, könnte das unangenehme Konsequenzen für Sie alle nach sich ziehen – dann nämlich, wenn sich herausstellt, dass Sie den Zugriff auf diese Informationen zu Unrecht oder zumindest eher übereilt durchgeführt oder veranlasst haben. Ich möchte Sie deshalb in Ihrem eigenen Interesse herzlich darum bitten, von einer weiteren Durchsicht dieser Daten und Unterlagen Abstand zu nehmen.«
Schneider sah verblüfft zu Binnig und Feulner hin, beide zuckten leicht mit den Schultern.
»Ich brauche in diesem Punkt im Prinzip keine Zusicherung von Ihnen, das wird sich alles weisen, wenn ich für meinen Mandanten die entsprechenden Entscheidungen erwirkt habe. Und ich will auch zum jetzigen Zeitpunkt keine Unterlassung von Ihnen fordern – aber wenn Sie fürs Erste damit leben könnten, diese Daten nicht weiter für Ihre Ermittlungen zu nutzen, nach jetzigem Stand gewissermaßen freiwillig, dann würde ich das durchaus als starkes Signal für Ihre Kooperationsbereitschaft werten.«
Die verschwurbelten Satzgebilde des Anwalts waren anstrengend, aber was er wollte, lag ohnehin auf der Hand. Schneider dachte nach. Binnig und Feulner wollten offenbar nicht auf Konfrontationskurs gehen – bedeutete das, dass Brandt gute Karten hatte, um Meier auf freien Fuß zu bekommen? Zudem hatten sie bereits viele Daten und Unterlagen gesichert, die sie auch weiterhin auswerten konnten – das würde der Anwalt ohnehin nicht kontrollieren können, und dazu brauchten sie nicht weiterhin in Meiers Haus oder in seinen Bank- und Telefonverbindungen zu wühlen.
»Sie gestatten, dass ich mich etwas hemdsärmeliger ausdrücke?« Brandt war Schneiders Denkpause wohl zu lang geworden. »Wenn Sie jetzt die Finger von den Daten und vom Haus meines Mandanten lassen, erkenne ich den guten Willen und muss längst nicht so vehement die Ahndung Ihres unberechtigten Zugriffs fordern als sonst.«
»Das habe ich auch schon beim ersten Mal verstanden, Herr Dr. Brandt. Aber ich sollte schon Zeit haben, Ihren … Wunsch und seine Auswirkungen auf unsere Ermittlungsarbeit zu bedenken.«
Er sah noch einmal zu Feulner, der leicht nickte. Auch Binnigs Blick ermunterte ihn.
»Gut, einverstanden:
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