Endlich gefunden
Entdeckung für meine Mühe belohnt.
Ein sehr hübsches Kunstwerk, äußerte sie, während ihre abgespannten Mienen sich sichtlich belebten. Wo kommt es her, und welche Gewähr können Sie leisten, daß Sie ein Recht haben, es mir zum Verkauf anzubieten?
Es bedarf keiner besonderen Beglaubigung, Frau Gräfin, erwiderte ich; meinetwegen könnte die ganze Neuyorker Polizei erfahren, was ich hier mit Ihnen verhandle.
Sie setzte die Schale verdrossen wieder auf den Tisch. Ich brauche nichts mehr von solchen Dingen, sagte sie in gleichgültigem Tone, auch bin ich heute in keiner Stimmung, um Einkäufe zu machen. Nach einer Weile fragte sie kurz:
Welchen Preis verlangen Sie dafür?
Ich nannte eine fabelhafte Summe.
Sie warf mir einen erstaunten Blick zu: Wenden Sie sich an andere Leute, ich habe kein Geld wegzuwerfen!
Zögernd packte ich meine Schale wieder ein. Ich hätte diesen seltenen Artikel gern an eine Kunstkennerin verkauft, sagte ich. Vielleicht –
Im Vorzimmer vernahm man jetzt die Stimme einer Dame, welche nach der Gräfin fragte.
O, da kommt Emmy, rief sie und eilte, die Schale rasch wieder ergreifend, in das Nebengemach, dessen Türe offen blieb. Ich sah, wie sie nach der Begrüßung ihre Freundin beiseite zog, um ihr das Kunstwerk zu zeigen und ihre Meinung darüber zu hören. Diesen Augenblick mußte ich benutzen. Das Buch mit dem Brief lag dicht vor mir, rasch schlug ich den Deckel zurück und überflog das beschriebene Blatt, ohne jedoch dabei die Damen aus dem Auge zu lassen, welche mir jetzt den Rücken Mehrten. Ich las:
»Liebe Cäcilie!
Zu der Probe, die du mir geschickt hast, konnte ich leider selbst in den größten Läden keinen passenden Samt finden; wenn ich dir raten soll, wähle lieber eine dunklere Farbe. Alles Nähere können wir, wenn du herkommst, mitFrau Dudevant verabreden. Gestern in der Gesellschaft bei Cary traf ich auch unsere Freundin Lulu; sie ist noch ebenso lebhaft wie früher, aber doch recht alt geworden. Du fragst mich nach Nachrichten über meinen Vetter Holman. Ich treffe ihn von Zeit zu Zeit; er sieht wohl aus, ist aber der schwermütigste Mensch, den ich kenne. Was die Hoffnungen betrifft, auf welche du zuweilen Anspielungen machtest, so muß ich dir sagen, daß sie sich nicht mehr verwirklichen lassen. Er hat getan, was – –«
Hier brach die Unterhaltung im Nebenzimmer plötzlich ab, die Gräfin näherte sich der Türe und ich schloß das Buch, innerlich seufzend über mein Mißgeschick.
Die Schale ist sehr hübsch, sagte sie mit matter Stimme; wenn Sie sie für die Hälfte der Summe geben wollen, so könnte ich es mir ja überlegen.
Entschuldigen Sie, Frau Gräfin, aber ich muß auf meinem Preise bestehen, erwiderte ich, da ich durchaus keine Lust hatte, das Kunstwerk dort zu lassen. Herr Blake in der zweiten Avenue ist vielleicht Liebhaber dafür.
Herr Blake? Sie warf mir einen argwöhnischen Blick zu; ist er Ihr Kunde?
Ich verkaufe jedem, mit dem ich handelseinig werde, und da er viel Kunstverständnis besitzt, so –
Sie runzelte die Stirne und wandte sich ab. Ich verzichte darauf, sagte sie, verkaufen Sie es, an wen Sie wollen.
Nun packte ich meine Kostbarkeit ein und verließ das Zimmer.
Neuntes Kapitel.
Als ich mehrere Tage später mit Gryce zusammentraf, machte er ein sehr ernsthaftes Gesicht. Die beiden Schönmakers geben der Polizei alle Hände voll zu tun, sagte er. Im Norden ist, man ihrer nicht habhaft geworden, hat auch keine Spur von ihnen entdeckt, und jetzt sollen sie sich hier in der Stadt befinden – aber wo –
Weiß man das? rief ich, dann wollen wir sie schon fangen. Ich wette darauf, sie werden uns ins Garn laufen, ehe noch ein Monat um ist. Hoffentlich entpuppt sich dann nicht, daß auch bessere Leute an ihren Schurkenstreichen beteiligt sind. Dabei erzählte ich ihm, was mir Fanny neulich berichtet hatte.
Das Netz zieht sich zusammen, murmelte Gryce,wie die Sache enden wird, kann aber niemand voraussehen. Also » Verbrechen « hat sie gesagt? – Wüßte ich nur, in welchem Winkel das Mädchen, nach dem wir suchen, verborgen liegt!
Es war, als sollte dieser Wunsch auf der Stelle erfüllt werden, denn einer unserer Beamten brachte einen Brief, welchen Gryce sofort öffnete.
Was sagen Sie dazu? rief er, mir das Schreiben hinhaltend, und ich las:
»Der Leichnam eines Mädchens, auf das Ihre Beschreibung paßt, ist heute früh im East River bei der Fünfzehnten Straße aufgefunden worden. Allem Anschein nach ist der Tod
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