Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
Vom Netzwerk:
prächtigen Tapeten und kostbaren Möbel, welche das Zimmer schmückten, und lächelte ingrimmig.
    Dazu ist auch alle Ursache, murmelte er.
    Jetzt trat der Wiener ein und stellte Weinflaschen und Gläser vor uns auf den Tisch. Herr Blake läßt sich den Herren empfehlen, meldete er; sobald es ihm möglich ist, wird er Sie hier aufsuchen.
    Hm! sagte Gryce, als sich der Diener entfernt hatte, mit so bedeutsamem Ausdruck, daß ich die Hand wieder zurückzog, welche ich schon nach der Flasche ausgestreckt hatte.
    Besser, wir lassen den Wein unberührt.
    Wohl eine halbe Stunde saßen wir vor den vollen Flaschen und horchten bald auf das ferneGeräusch von Gelächter und Tischreden, das aus dem Speisesaal herüberschallte, bald auf das feierliche Ticken der Uhr auf dem Kaminsims.
    Jetzt war das Mahl zu Ende und wir sahen die Herren an unserer offenen Türe vorbei nach den Wohnzimmern gehen. Das Diner war einem berühmten Staatsmanns zu Ehren gegeben worden, und die Geladenen gehörten den höchsten Gesellschaftskreisen an. Sie waren in heiterster Laune, man vernahm Scherz und Lachen, und auch Herrn Blakes Stimme wurde laut.
    Gryce horchte gespannt auf und zeigte überhaupt in seinem Wesen eine Unruhe, die ihm sonst gänzlich fremd war.
    Als sich jedoch die Gäste entfernt hatten, und bald darauf der Herr des Hauses mit höflicher Entschuldigung zu uns ins Zimmer trat, hatte mein Vorgesetzter seine ganze Würde und Festigkeit wieder gewonnen.
    Sie kommen zu etwas ungelegener Zeit, sagte Blake mit einem Blick auf die Visitenkarte, welche er in der Hand hielt. Womit kann ich Ihnen dienen, Herr Gryce, sind Sie vielleicht in Wahlangelegenheiten hier?
    Ich betrachtete ihn mit Verwunderung. Hatte der große Politiker wirklich unsere Gesichter völligvergessen, oder ließ er sich herab, eine Komödie zu spielen?
    Nein, mich führt ein Geschäft ganz anderer Art her, erwiderte Gryce, das jedoch nicht minder wichtig ist. Warf ich Sie bitten, die Türe zu verschließen?
    Herr Blake schien überrascht, willfahrte aber sogleich. Als er wieder zu uns trat, war in seinem Wesen eine Veränderung vorgegangen.
    Habe ich Sie nicht schon früher gesehen? fragte er.
    Gryce verbeugte sich. Ich hatte die Ehre, Sie schon einmal hier im Hause aufzusuchen.
    O ja, jetzt erinnere ich mich, Sie waren wegen der Dienerin hier, die vor etwa einer Woche mein Haus heimlich verlassen hat. Haben Sie etwa ihre Spur entdeckt? Er sprach mit der größten Unbefangenheit.
    Wir glauben sie gefunden zu haben, entgegnete Gryce in feierlichem Tone, der Fluß gibt manchmal seinen Raub zurück, Herr Blake.
    Was, rief er, aufs unangenehmste überrascht, wollen Sie damit sagen, daß sich das Mädchen ertränkt hat? Das bedaure ich. Eine Person, die in meinem Hause gelebt hat – die Not kann sie nicht dazu getrieben haben.
    Um das zu ergründen, sind wir hier, sagte Gryce in festem Tone, aber ohne die Ehrerbietung zu verletzen, die einem Manne in Blakes Stellung gebührte. Da Sie das Mädchen erst kürzlich gesehen haben, sollten Sie imstande sein, uns darüber aufzuklären.
    Wenn ich nicht irre, Herr Gryce, so sagte ich Ihnen schon früher, daß ich mich nicht an die Person erinnere und von ihrer Anwesenheit unter meinem Dache nichts gewußt habe. Sie machen sich daher nur vergebliche Mühe mit solchen Fragen.
    Ich spreche nicht von Ihren Beziehungen zu dem Mädchen hier im Hause, bemerkte Gryce, sondern von der Unterredung, die Sie, wie wir wissen, vor einigen Tagen mit ihr an der Ecke der Broomestraße hatten. Ist Ihnen das nicht erinnerlich?
    Eine dunkle Röte stieg plötzlich in Herrn Blakes Gesicht. Sie gehen zu weit, sagte er stolz; ich sprach vor einigen Tagen mit einem Mädchen an jener Straßenecke, aber daß es die verschwundene Dienerin war, wußte ich damals nicht und werde es auch ohne triftige Beweise nicht glauben. Mir scheint, fuhr er mit Würde und Nachdruck fort, daß die Polizei für gut befunden hat, mich durch einen Spion beobachten zu lassen! Nur auf solche Weise konnte sie Kenntnis davon erhalten, daß ich auf der Straßeein paar Worte mit einem armen, verlassenen Geschöpf gewechselt habe.
    Kein ehrenwerter Bürger wird sich dagegen auflehnen, erwiderte Gryce mit einer Ruhe, die meine Bewunderung erregte, wenn die Polizei seine Schritte überwachen laßt, nachdem er durch eigene Unbedachtsamkeit einen Verdacht erweckt hat, der diese Maßregel notwendig macht.
    Soll das heißen, daß die Polizei mir wirklich gefolgt ist? fragte er erbleichend und

Weitere Kostenlose Bücher