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Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
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daß Herr Blake vor einer Stunde glücklich wieder eingetroffen sei. Ich zog den Wirt beiseite und fragte ihn, ob er nichts Näheres über das Haus der beiden berüchtigten Schönmakers wisse, an dem ich auf meinem Rückweg durch das Gebirge vorbeigekommen sei.
    Meiner Treu, erwiderte er, das ist doch wunderlich. Kaum habe ich dem Herrn oben eine Masse Fragen über den alten Bau beantwortet, da kommen Sie mit einer neuen Ladung angegangen, gerade, als ob die verfallene Baracke das einzige Interessante in unserer Gegend wäre.
    Sehr natürlich, versetzte ich, alle Zeitungen sind ja jetzt voll von den Spitzbuben, und ich möchte gern wissen, was sich alles in diesem Hause zugetragen hat.
    Viel ist gerade nicht davon zu berichten, sagte er, und doch kann, was wir wissen, ihnen eines schönen Tages den Hals kosten. Es gab eine Zeit, da sagte kein Mensch ihnen etwas Böses nach, außer, daß sie es dann und wann mit dem Gelde nicht allzu genau nehmen. Damals betrieben sie dort die Gastwirtschaft; als aber erwiesen wurde, daß sie den Bankdiebstahl in Rutland verübt hatten, behauptete mancher, er habe die Schönmakers von jeher für Schurken gehalten, die wohl noch Schlimmeres auf dem Kerbholz hätten, als jenen Raub. Sie wurden zu zwanzig Jahren Zuchthaus verurteilt, wie Sie wissen; vor zwei Monaten sind sie aber entsprungen und seitdem hat man nichts wieder von ihnen gehört. Ein sauberes Paar, das muß ich sagen – und der Sohn soll dem Vater an Verworfenheit nichts nachgeben.
    Wann wurde denn das Wirtshaus geschlossen?
    Gleich nach ihrer Festnahme.
    Ist niemand wieder dort im Hause gewesen?
    Nur die Geheimpolizisten, welche es in Augenschein genommen haben.
    Und wer hat den Schlüssel?
    Das kann ich Ihnen nicht sagen.
    Ich hätte gern noch gewußt, was für Fragen Herr Blake dem Wirt gestellt hatte, doch wagte ich nicht, diesen Punkt zu berühren. Da mir nun vor allem daran lag, ohne Aufenthalt nach Neuyork zurückzukehren, wartete ich nicht auf die Postkutsche, sondern bestieg mein Pferd wieder und ritt nach Putney, wo ich rechtzeitig zum Abendzug anlangte. Um fünf Uhr am nächsten Morgen erreichte ich Neuyork und eilte sogleich auf das Polizeibureau, um über meine Erlebnisse Bericht zu erstatten.
    Meine Angaben über die Schönmakers wurden mit großem Interesse aufgenommen, und ich hatte die Genugtuung, daß noch am selben Tage zwei Polizisten nach jener Gegend abgingen, mit dem Befehl, die beiden berüchtigten Verbrecher festzunehmen.

Achtes Kapitel.
    Gegen Abend hatte ich ein Gespräch mit Fanny am Hoftor. Sie kam, sobald sie mich sah, ganz verstört herbeigeeilt. Nein, was ich heute alles gehört habe! rief sie.
    Was denn? fragte ich, darf ich es auch wissen?
    So eine Angst habe ich im Leben noch nicht ausgestanden, flüsterte sie mit stockendem Atem, ich denke, mich rührt der Schlag, wie ich die vornehme Dame das Wort »Verbrechen« sagen höre –
    Was für eine vornehme Dame? – Beginnen Sie doch nicht mitten in der Geschichte, sondern erzählen Sie hübsch ordentlich von Anfang an.
    Frau Daniels hatte heute Besuch von einer Dame, berichtete Fanny etwas ruhiger; sie trug ein Kleid von – –
    Den Anzug lassen Sie nur weg, unterbrach ich sie abermals, sagen Sie mir lieber, wie die Dame hieß und was sie wollte.
    Wie soll ich ihren Namen wissen, sagte das Mädchen schnippisch, sie kam ja nicht zu mir.
    Aber Sie haben sie doch gesehen – wie sah sie aus?
    Das wollte ich ja gerade erzählen, aber Sie ließen mich nicht ausreden. Sie sah aus wie eine Königin; ihr Samtkleid hatte eine lange Schleppe und ihre Diamanten funkelten –
    War sie blond oder braun?
    Sie hatte schwarzes Haar und dunkle Augen.
    Eine hohe, stolze Erscheinung?
    Das Mädchen nickte: Sie kennen sie vielleicht?
    Das nicht, aber ich kann mir denken, wer es ist. Und sie hat Frau Daniels besucht?
    Ja, aber ich glaube, sie rechnete darauf, daß der Herr nach Hause kommen würde, solange sie da war.
    So sagen Sie doch, was geschehen ist, Sie machen mich ganz ungeduldig.
    Ich bin ja eben dabei, es zu erzählen. Um drei Uhr nachmittags kam ich die Treppe hinauf, und als ich am Wohnzimmer vorbeiging, blieb ich etwas stehen, weil ich sie drinnen mit Frau Daniels plaudern hörte, wie mit einer alten Freundin. Die aber antwortete ihr ganz steif und einsilbig, als sei ihr wenig an dem Besuch gelegen. Beim Herauskommen bat die Dame die alte Frau so freundlich und herzlich wie eine Schwester, sie doch einmal zu besuchen. Sie sagte, es würde ihr eine

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