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Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
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bald Gryce, bald mich mit zornigem Stirnrunzeln anschauend.
    Es ließ sich nicht vermeiden, versetzte Gryce ruhig.
    Nicht nur hier in der Stadt, sondern auch außerhalb? fragte er, mich entrüstet anblickend, im Tone beleidigter Würde.
    Ich überließ es meinem Vorgesetzten, zu antworten. Wir wissen, daß Sie vor kurzem das Haus der Schönmakers aufgesucht haben.
    Blake holte tief Atem und sah schweigend zu Boden; dann zog er einen Stuhl herbei, nahm Platz und fragte kurz: Welchen Verdacht hegen Sie gegen mich?
    Gryce mochte dies nicht erwartet haben, er wurde rot. Entschuldigen Sie, versetzte er, von einem Verdacht war nicht die Rede. Ich kam, um Sievon dem Tode des Mädchens in Kenntnis zu setzen, mit dem man Sie im Gespräch gesehen hat, und hoffte, Sie würden uns Mitteilungen machen können, die bei der Leichenschau von Wichtigkeit waren.
    Sie wissen, daß ich das nicht kann. Wenn die Polizei mir so genau nachgespürt hat, so wird ihr auch bekannt sein, weshalb ich mit diesem Mädchen und auch mit andern gesprochen habe, was mich nach dem Hause der Schönmakers geführt hat und – sind Sie davon unterrichtet? fragte er plötzlich.
    Gryce blickte nach dem kostbaren Siegelring am Finger des vornehmen Herrn und lächelte verbindlich. Ich bin bereit, zu vernehmen, was Sie Aufklärendes darüber zu sagen haben, entgegnete er.
    Sie glauben, ein Recht zu haben, Erklärungen zu verlangen – darf ich fragen weshalb?
    Gryce schien seinen stolzen, schroffen Ton nicht zu beachten. Zwar ist es nicht nach der Regel, versetzte er, aber Sie sollen wissen, was mich, den Polizeibeamten, hierherführt, um einen angesehenen Mann, wie Sie, über seine häuslichen Angelegenheiten auszufragen. Versetzen Sie sich einmal an meine Stelle: Die Wirtschafterin eines hochgeachteten Bürgers kommt zu uns auf das Bureau, um Anzeige zu machen, daß eine Dienerin aus ihres Herrn Hause unter seltsamen Umständen verschwundenist. Die Frau befindet sich in der größten Aufregung, sagt, das Mädchen müsse gefunden werden, man dürfe keine Kosten scheuen. Als man sie fragt, warum ihr Herr sich nicht selbst der Sache annimmt, braucht sie allerlei Ausflüchte, ja sie läßt bei dem Vorschlag, ihn zu Rate zu ziehen, sogar Zeichen der Furcht blicken. Die Untersuchung in dem bewußten Hause ergibt zuvörderst, daß das verschwundene Mädchen eines der besten Zimmer bewohnt hat; es enthält Bücher und Luxusgegenstände, welche beweisen, daß sie weit über ihren Stand gebildet war. Aus verschiedenen Tatsachen ist ferner ersichtlich, daß die Entführung wirklich, wie die Haushälterin behauptet, durch das Fenster stattgefunden hat. Nicht so klar erwiesen ist, daß die Näherin ganz gegen ihren Willen und mit Gewalt fortgeschleppt wurde, obgleich mehrere Umstände, besonders der zerrissene Vorhang und die Blutspuren auf dem Dache, sowie die bestimmte Versicherung der Frau, welche den Charakter des Mädchens kennt, dies glaubwürdig machen. Hiezu kommt noch, daß auf dem Grasplätze im Hofe ein blutbeflecktes Messer gefunden worden ist, welches der Dienerin offenbar zur Verteidigung gegen ihre Feinde gedient hat; es gehörte zu dem Schreibzeug auf ihrem Tische, und kein Mann würde ein Federmesser mit Perlmuttergriffals Waffe benützen. Frau Daniels, welche die Stimmen in der Nacht gehört hat, behauptet, die Tat müsse von zwei Räubern ausgeführt worden sein.
    Zufällig erscheint nun der Herr des Hauses auf dem Schauplätze, legt jedoch die größte Gleichgültigkeit an den Tag; er zeigt nicht einmal das einfachste menschliche Interesse, aus den Mienen und Gebärden der Haushälterin aber spricht Furcht und Grauen, solange er zugegen ist, und die größte Erleichterung, sobald er sich entfernt hat. Dies alles ist schon an sich auffällig genug; man forscht weiter und erfährt noch mehr des Sonderbaren, zum Beispiel, daß der Hausherr um die Stunde der Entführung im Garten war und durch das Gitter blickte, gerade als das Mädchen ihren Hütern entsprang und offenbar in ihr früheres Heim zurückkehren wollte. Sobald sie ihn sah, floh sie jedoch unter Zeichen der äußersten Bestürzung und lief den Räubern geradeswegs wieder in die Arme. – Sagten Sie etwas, Herr Blake? unterbrach Gryce hier plötzlich seinen Bericht.
    Der Angeredete schüttelte den Kopf. Nein, erwiderte er kurz, fahren Sie fort.
    Es wurde ferner ermittelt, daß jener Herr allen Verkehr mit Damen der höheren Gesellschaftskreisemeidet, dagegen aber häufig in den elendesten

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