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Endlich gefunden

Titel: Endlich gefunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Katherine Green
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– allein es regte sich nichts in meinem Herzen. War denn meine alte Liebe gestorben? – Das mußte ich ergründen.
    Ich traf die stolze Gräfin in der Gesellschaft. Aber siehe da, ihre Schönheit hatte keinen Reiz mehr für mich; zwischen uns tauchte stets in sonnigem Glanz ein junges, hochherziges Wesen auf, das alle meine Gedanken gefangen nahm. Jetzt wußte ich, daß die Liebe in meinem Herzen nicht tot sei, wie ich geglaubt, aber sie galt einzig und allein einem Gegenstand, der für mich unerreichbar schien – meinem verschwundenen jungen Weibe.
    Sobald ich zu dieser Erkenntnis gekommen war,raffte ich mich zu neuen Taten empor. Das Leben bot mir jetzt nur noch eine Hoffnung. Ich wollte die Verlorene suchen gehen durch die ganze Welt und sie in mein Haus zurückführen, selbst wenn ich sie im Gefängnis, an der Seite ihrer verbrecherischen Verwandten wiederfände.
    Aber wo sollte ich meine Nachforschungen beginnen? Gab es einen Faden, mit dessen Hilfe ich durch das Labyrinth zu ihr gelangen konnte? Ich wußte keinen als ihre Liebe, die sie vielleicht gehindert haben mochte, sich allzuweit von dem Hause zu entfernen, aus dem sie sich freiwillig verbannt hatte. Wenn Luttra noch war wie sie gewesen, würde sie schwerlich die Stadt verlassen haben; irgendwo in dem endlosen Gewirre mußte sie zu finden sein. Die Klugheit riet mir, mich der Hilfe der Polizei zu bedienen, aber dies siel meinem Stolze so schwer, daß ich zuvor jedes andere Mittel versuchen wollte. Unermüdlich begann ich die Straßen zu durchwandern, in der vergeblichen Hoffnung, irgendwo unter dem Schwarm der Vorübergehenden ihre Gesichtszüge zu entdecken. Ein törichtes Unternehmen, das zu keinem Ergebnis führte. Von Unruhe verzehrt, litt es mich nie lange an einem Ort. Einmal stand ich sogar mitten in der Nacht wieder auf und ging in den Hofhinunter, um frische Luft zu schöpfen. Es war, wie ich später erfuhr, dieselbe Nacht, in der die Näherin, nach welcher Sie suchen, aus meinem Hause verschwand. Ich ahnte hiervon jedoch nichts; ja ich war so völlig in meine Gedanken vertieft, daß ich sogar einen Augenblick glaubte, das Gesicht meiner verlorenen Gattin, welches mir Tag und Nacht vor der Seele stand, durch die Gitterstäbe zu mir hereinblicken zu sehen.
    Sie sagen, jenes Mädchen habe wirklich durch das Gitter geschaut; das mag sein, denn die, welche ich sah, war wie eine Arbeiterin gekleidet. Ich hielt die Erscheinung damals für ein Spiel meiner Phantasie, doch beschloß ich, nicht mehr in den vornehmen Stadtteilen nach Luttra zu suchen, sondern in den ärmeren Gegenden und Arbeitervierteln. Daß ich dies tat, wissen Sie, denn die Polizei hat seitdem meine Schritte unablässig verfolgt, wie Sie sagen.
    Meine vergeblichen Nachforschungen brachten mich fast an den Rand der Verzweiflung. Zwar traute ich fest auf die Lauterkeit von Luttras Gesinnung, aber in welchen Abgrund von Jammer und Elend mochte sie inzwischen geraten sein! Und ihr Vater, ihr Bruder – wie tief mochten die verworfenen Menschen das unschuldige, liebevolle Kind erniedrigt haben!
    Eines Tages sah ich ein Mädchen – nein, die Verlorene war es nicht – die Aehnlichkeit lag nur in der Farbe ihres Haares. Ich ging ihr nach und sprach sie an, um zu erfahren, ob sie mir keine Kunde geben könne von einer, deren Locken so goldenrötlich waren wie die ihrigen. Das arme Geschöpf ließ mich nur einen tiefen Blick in ihr eigenes jammervolles Dasein tun, von Luttras Geschick war ihr nichts bekannt.
    Tags darauf trat ich meine Fahrt nach Vermont an; ich hoffte an dem Ort, wo ich sie zuerst gesehen, irgendeinen Fingerzeig über ihren jetzigen Aufenthalt zu finden, aber auch hierin sah ich mich getäuscht.
    Für den Inhalt jener Kommode weiß ich keine Erklärung. Hat das Mädchen, welches auf so seltsame Weise verschwunden ist, wirklich die darin befindlichen Kleidungsstücke hier ins Haus gebracht, so bieten sie uns vielleicht einen Anhaltspunkt, um das Ziel zu erreichen, nach dem ich einzig trachte; mit Freuden würde ich alle Schätze der Welt dafür hingeben. Eine Frage muß aber vor allem entschieden werden, ehe wir weiterreden, und nur Frau Daniels kann – –
    In diesem Augenblick ging die Türe auf und die Haushälterin trat ein.

Vierzehntes Kapitel.
    Frau Daniels hatte Hut und Mantel noch nicht abgelegt; ihre Züge waren schreckensbleich. Sie wollen mich sprechen? fragte sie, Herrn Blake gespannt und ängstlich anblickend.
    Er raffte seine ganze Kraft zusammen: Frau

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