Endlich ist Mommy wieder glücklich!
schlang sie ihm impulsiv die Arme um den Hals. Möglicherweise verhielt sie sich gerade ziemlich unvernünftig, doch das spielte jetzt auch keine Rolle mehr. Es fühlte sich einfach zu gut an, einem Mann wieder so nahe zu sein. Er hatte ihr die Hände um die Taille gelegt, und anders als beim Training war er jetzt sehr sanft und behutsam. Zärtlich strich er mit der Zungenspitze über ihre Oberlippe, und sie drängte sich verlangend an ihn.
Sie war dabei, alles um sich herum zu vergessen, sich ganz seinen verführerischen Berührungen hinzugeben, als eine Stimme aus der Gegensprechanlage ertönte: „Mr O’Brian, hier ist ein kleines Mädchen namens Stormy, das Mrs Stevens sucht.“
Sofort ließ Kieran sie los und trat einen Schritt zurück – und auch sie selbst war in kürzester Zeit wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Es erinnerte sie daran, wie Stormy früher manchmal in romantische Momente mit Jeff geplatzt war. Vielleicht war das ein Zeichen dafür, dass sie das Falsche tat? So zerknirscht, wie Kieran aussah, hielt er es definitiv für falsch.
Verlegen deutete sie zur Tür. „Dann gehe ich besser mal zu ihr.“
Er griff nach einem Handtuch und legte es sich um den Hals. „Ja, mach das.“
„Dann bis Montag früh.“
„Montag bin ich schon ausgebucht“, erwiderte er. „Am besten treffen wir uns Dienstagabend hier und erledigen dann auch das Ausdauertraining. Dann können wir das Joggen am Morgen ausfallen lassen.“
„Klingt gut.“ So konnte sie etwas länger schlafen. Allerdings hatte sie das Gefühl, diese Planänderung hatte eher etwas mit dem Kuss zu tun. Wollte er es vermeiden, bei ihr zu Hause vorbeizukommen?
„Wegen gerade …“, setzte er an und bestätigte damit ihren Verdacht. „Es tut mir leid. Wird nicht wieder vorkommen.“
„Ist ja nichts passiert“, erwiderte sie und ging zur Tür.
Dummerweise stimmte das nicht. Für sie war eine ganze Menge passiert und es würde nicht leicht sein, das einfach auszublenden. Wenn es nach ihr ging, konnte diese letzte Übung unendlich viele Wiederholungen haben …
„Wann darf man einen Jungen küssen, Mom?“
Reflexartig trat Erica auf die Bremse und hörte hinter sich lautes Hupen. Hatte Stormy den Kuss gesehen? Das konnte nicht sein, sie hatte am Empfangstresen gewartet.
„Wie kommst du darauf?“, fragte sie so beiläufig wie möglich.
„Lisa und ich haben heute darüber gesprochen“, antwortete Stormy achselzuckend. „Sie meinte, sie will es endlich ausprobieren. Also, ab wann darf man küssen?“
Erica unterdrückte ein Seufzen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt.
„Kommt ganz darauf an. Vielleicht so ab vierzehn, fünfzehn.“
„Und wie alt warst du, als du Daddy das erste Mal geküsst hast?“
Ach herrje. Jeff war der Nachbarsjunge gewesen, ihr bester Kumpel, bis sie sich in einem Kornfeld das erste Mal geküsst hatten.
„Ich war um einiges älter als du“, gab sie zu. Aber nicht viel.
„Und wo hat er dich geküsst?“
„Bei uns hinter dem Haus.“
„Nein, ich meine wohin? Auf die Wange oder auf den Mund?“
Es war verflixt schwer, auch noch auf den Verkehr zu achten, wenn einem die zehnjährige Tochter solche Fragen stellte.
„Auf den Mund.“
„Mit Zunge?“
Sie konnte von Glück sagen, wenn sie es ohne Blechschaden nach Hause schaffte.
„Da hat wohl noch jemand anderes ans Küssen gedacht“, vermutete sie.
„Kann schon sein“, gab Stormy zurück. „Da ist dieser Junge an der Schule, R. J. Er wohnt neben Lisa.“
„Und, geht ihr miteinander?“, fragte Erica rundheraus.
„Was?“, fragte Stormy.
Offenbar nannte man das heute nicht mehr so.
„Seid ihr zusammen?“
„Er kommt zu der Party am nächsten Freitag.“
Endlich hatte sie es geschafft und bog in die Einfahrt ein.
„Welche Party?“
„Kaylees Geburtstagsparty. Hab ich dir doch erzählt.“
Daran konnte sich Erica nicht erinnern, aber sie war in letzter Zeit auch ein wenig abgelenkt gewesen. Nachdem sie den Motor abgestellt hatte, drehte sie sich zu ihrer Tochter auf dem Rücksitz um.
„Ist das eine richtige Party?“
Stormy verdrehte die Augen. „Na klar, Mom. Für Kindergeburtstage sind wir zu alt.“
Das sah sie anders.
„Jedenfalls habe ich dir noch nicht erlaubt, hinzugehen, das weiß ich ganz sicher.“
An Stormys schmollenden Gesichtsausdruck musste sie sich wohl gewöhnen, denn in letzter Zeit sah sie ihn immer öfter.
„Ich muss da hin! Alle aus der fünften Klasse gehen! Und Kaylees Eltern sind
Weitere Kostenlose Bücher