Endlich ist Mommy wieder glücklich!
darum, was sich gehört?“
„Hör schon auf, du alter …“
„Kein Wort mehr!“
Erschrocken drehte sich Kieran zu seiner Mutter um, die durch die Hintertür hereingekommen war.
„Hallo, Mom. Stehst du schon lange da?“
„Lange genug, um euer Gespräch zu hören“, erwiderte sie. „Aidan, ich glaube, deine Frau vermisst dich. Ich muss mal mit deinem Bruder reden. Allein.“
Na toll, jetzt würde ihm auch noch seine Mutter eine Standpauke halten.
„Diese Frau, von der ihr gesprochen habt“, legte sie ohne Umschweife los, „ist das die, von der Mallory letztens erzählt hat? Die Witwe mit der kleinen Tochter?“
„Das ist keine Familienangelegenheit“, erwiderte er. „Und ich bin sowieso nur ihr Personal Trainer.“
„Ach ja? Und Küssen gehört neuerdings auch zum Programm?“
Verdammt, sie hatte also tatsächlich das ganze Gespräch gehört.
Kieran verschränkte die Arme vor der Brust. „Es war ein Fehler. Eine spontane Fehlentscheidung.“
„Schon möglich, aber normalerweise wissen meine Söhne sehr genau, was sie wollen.“
Das stimmte. Er hatte den Kuss gewollt.
„Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt. Das ist doch keine große Sache. Sind wir jetzt fertig? Ich muss nämlich noch …“
„Wie lange ist sie schon verwitwet?“
„Sechs Jahre.“
„Und hat sie Familie hier?“
Da seine Mutter sowieso keine Ruhe geben würde, erzählte ihr Kieran zähneknirschend, was er über Erica wusste, einschließlich Stormys Herzfehler.
„Von wegen, keine große Sache“, sagte Lucy ernst. „Die Mutter ist einsam und verletzlich, das kleine Mädchen sucht eine Vaterfigur. Die beiden haben ziemlich viel durchgemacht. So eine Situation darf man nicht ausnutzen.“
Wie empfindlich Erica war, wenn es um ihre Figur ging, hatte er schon mitbekommen, doch in allen anderen Belangen hielt er sie für eine sehr starke Frau.
„Ich weiß, was du meinst, Mom, und ich versichere dir, das habe ich auch nicht vor.“
„Natürlich nicht. Aber manchmal passiert so was schleichend, wenn man nicht aufpasst. Du hast hier eine wunderbare Möglichkeit, der Frau ein guter Freund zu sein – und eine Vaterfigur für die Kleine. Und daran solltest du dich halten. Weil das der ehrenhafte Weg ist.“
Seine Mutter hatte recht. Von klein auf war er dazu erzogen worden, das Richtige zu tun. Und danach hatte er auch seine Arbeitsethik im Fitnessstudio ausgerichtet. Er würde sich also in Zukunft tadellos benehmen, wenn er Erica trainierte oder mit Stormy Softball übte. Gleich ab morgen.
Zwar hatte er nicht gelogen, als er Erica von seinem übervollen Terminkalender am Montag erzählt hatte, aber er würde sich die Zeit für die beiden einfach nehmen. Denn zum Teil war es schon eine Ausrede gewesen, weil er das Gefühl hatte, etwas Abstand zwischen sich und Erica bringen zu müssen. Warum sollte sie für seine Schwäche büßen? Er würde in Zukunft einfach seine Hände bei sich behalten.
5. KAPITEL
Erica ging der Kuss einfach nicht aus dem Kopf. Den ganzen Tag über hatte sie sich immer wieder dabei ertappt, wie sie verträumt in die Gegend starrte und versuchte, sich an das wunderbare Gefühl zu erinnern. Kierans Hände um ihre Taille, seine Lippen auf …
„Dein letzter Termin hat abgesagt, Liebes.“
Erschrocken drehte sich Erica zur Tür des Massageraums um, wo ihre sechzigjährige, platinblond gefärbte Kollegin Bette stand.
„Entschuldige, was hast du gesagt?“
„Dein Vieruhrtermin kommt nicht, du kannst also Feierabend machen.“
„Danke.“ Zwar hätte sie das Geld dringend brauchen können, andererseits war es schön, Zeit zu haben, auf dem Heimweg noch einkaufen zu gehen und in aller Ruhe Abendessen für sie und Stormy zu kochen. Danach konnten sie vielleicht einen Film anschauen – am besten einen Zeichentrickfilm ohne Altersbeschränkung, in dem auf keinen Fall geküsst wurde.
Als Bette sich nicht rührte und sie immer noch neugierig anstarrte, fragte sie: „Ist sonst noch was?“
„Nur eine kurze Frage: Hast du Sex?“
Bette war berüchtigt dafür, nie ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
„Nein“, erwiderte Erica ebenso geradeheraus. „Und selbst wenn, würde ich es nicht erzählen, damit ich es nicht heute Abend in den Nachrichten sehen müsste.“
Völlig unbeeindruckt betrat Bette den Raum und ließ sich auf dem Ruhesessel nieder. „Aber irgendetwas stimmt mit dir nicht, Liebes. Auf eine positive Art. Du bist den ganzen Tag schon so abgelenkt, daran muss einfach ein
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