Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
würde die Beschwerden, die ich während der Periode habe, nicht einmal dieser kleinen Schlange Savannah Basingthwaite wünschen.
Im Moment bin ich irgendwie ermüdet, was meinen postfertilen Körper angeht. Ich wünsche mir nur noch, nicht mehr so viel Ärger damit zu haben. Das ist alles. Im Grunde bin ich meiner Gebärmutter dankbar. Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich verabschieden muss. Als ich darüber nachgedacht habe, sie endgültig in Rente zu schicken, weil sie mit Myomen durchsetzt war, bin ich an der Entscheidung hängen geblieben, meine Eierstöcke zu retten. Albern, oder? Das sind schließlich keine Wale. Wen kümmert’s also? Wozu sind Eierstöcke überhaupt da, wenn man keine Kinder mehr bekommen will?
Erst da erschloss sich mir ihre wahre Natur als stille Kämpfer: Sie sind hormonelle Türsteher, die verhindern, dass die Wechseljahre zu früh einsetzen und uns mit ihren unangenehmen Begleitern wie ausgetrockneter Scheide, Hitzewallungen und Härchen an unmöglichen Stellen die Party ruinieren. Wir brauchen das Östrogen, damit unsere Haut weich und andere Körperteile geschmeidig und saftig bleiben. Zu viel Östrogen lässt Myome sprießen. Zu wenig, und wir verdorren zur Sahara. Wann macht es eigentlich mal richtig Spaß, eine Frau zu sein? Wahrscheinlich, wenn man in die Toskana in Urlaub fährt.
Ich habe meinen Arzt gefragt, warum er mir bei meinem Unterleibs-Frühjahrsputz nicht auch gleich die Eierstöcke rausreißt und damit zukünftigen Eierstockkrebs verhindert? Weil ich dann, so erklärte er mir, Hormonersatzpräparate nehmen müsste, die Brustkrebs verursachen können. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, läuft es also darauf hinaus, dass eine jede sich ihren Krebs aussuchen muss. Unsere Brüste können wir zumindest zehnmal täglich abtasten, wenn uns aus Gründen der medizinischen Wachsamkeit danach ist – im Gegensatz zu den Eierstöcken, an denen wir aufgrund ihrer Lage nicht mal eben herumdrücken können. Der ertastete harte Knoten könnte ja auch nur die Gallenblase sein, wenn man sich nicht so gut auskennt. Nicht zu vergessen der alljährliche PAP-Abstrich, die Mammographie, Ultraschall, Darmspiegelung. Anscheinend sind in meinem Alter immer mehr medizinische Betreuung und unangenehme Untersuchungen nötig, um den nächsten Geburtstag überhaupt zu erleben.
»Glaubst du denn, dass Olivia irgendwann Kinder bekommen will?«, frage ich.
»Ich weiß es nicht, Jo. Ich vermag nicht zu sagen, was das Leben für sie bereithält. Aber diese Entscheidung kann ich nicht jetzt schon für sie treffen. Sie ist erst dreizehn. Es kommt durchaus vor, dass geistig behinderte Frauen heiraten, weißt du? Und Kinder bekommen.«
Ich frage nicht weiter, sondern denke nur: Ja, aber sollten sie das? Sollten Kinder von einer Mutter großgezogen werden, die nicht einmal ihre Binden selbst wechseln kann? Jamie jammert ja schon herum, weil ich ihre Bettwäsche nicht mehr wechsle.
»Dieser ganze Stress hat mich so auseinandergehen lassen. Ich kann einfach nicht aufhören zu essen.«
»Es ist dein verdammtes Recht zu essen«, sagt Helen und schiebt Ereka den Käseteller und die geräucherten Austern hin. »Oder sonst was zu tun, das dir hilft, den Tag zu überstehen.«
»Essen und Facebook sind inzwischen meine Lieblingshobbys – na ja, meine einzigen Hobbys.«
»Facebook?«, fragt Helen.
Die technologische Entwicklung der letzten zehn Jahre ist glatt an ihr vorübergezogen. Zugegeben, sie hatte genug damit zu tun, Mutter zu sein. Aber sie hat gerade erst gelernt, wie man eine SMS schreibt. Ich habe ihr schon so oft gesagt, dass E-Mails und Facebook ihr das Leben erleichtern werden. Sie behauptet jedoch jedes Mal, sie hätte keine Zeit, den Umgang damit zu lernen.
»Ich benutze Facebook nur, um meinen Kindern nachzuspionieren«, erkläre ich.
»Ich habe wieder Verbindung zu Leuten aus meiner Vergangenheit aufgenommen – alte Freundinnen, Exfreunde … Du spionierst deine Kinder aus?«, fragt Ereka.
Vermutlich fällt mein Verhalten unter Cyber-Stalking, jedenfalls vom moralischen Standpunkt aus betrachtet. Angefangen hat das Ganze, weil ich mehr über dieses fiese Mädchen herausfinden wollte, das meine Tochter terrorisiert. Es ist wirklich erstaunlich, was man bei Facebook alles über einen Menschen erfährt, das kann ich euch sagen. Savannah Basingthwaite wechselt jede Woche ihr Profilbild. Ausschließlich kokette Posen, beide Hände
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